Gesundheitsexperten der NRW-Kreise warnen vor Unterversorgung im ländlichen Raum
Die medizinische Versorgung im kreisangehörigen Raum – sowohl im ambulanten, als auch im stationären Bereich – steht weiterhin vor enormen Herausforderungen. Hauptgrund ist die beträchtliche Ruhestandswelle in den kommenden Jahren. Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigungen, die im ambulanten Bereich den Sicherstellungsauftrag haben, waren erneut Gäste im Gesundheitsausschuss des Landkreistags NRW (LKT NRW). Sie gaben einen Überblick über den derzeitigen Stand, die prognostizierte Entwicklung und die ergriffenen Maßnahmen. Außerdem wurde über kommunale Gegenstrategien, etwa die Errichtung eigener Medizinischer Versorgungszentren, beraten.
„Die Sicherstellung der ambulanten Versorgung ist die wichtigste Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Kommunen unterstützen diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die allgemeinen Rahmenbedingungen werden durch Bund und Land gesetzt. Alle Beteiligten müssen gemeinsam die erforderlichen Anstrengungen unternehmen, um für die Menschen auch in dünner besiedelten Teilen unseres Landes eine schnell erreichbare und zugleich hochwertige medizinische Versorgung sicherzustellen“, fasste der Ausschussvorsitzende, Landrat Jürgen Müller (Kreis Herford), die Forderungen des LKT NRW zusammen.
Auch im stationären Bereich bedürfe es weiterer Schritte: „Die Bundesreform, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, wird den Bedürfnissen ländlicher Regionen nicht umfassend gerecht. Eine wohnortnahe Grund- und Notfallversorgung, aber auch die Fach- und Spezialversorgung muss auch abseits der Ballungszentren gewährleistet bleiben“, erklärte Müller. Die Reform müsse nochmals angepasst werden, entsprechende Signale im Koalitionsvertrag auf Bundesebene seien positiv zu bewerten.
Ungelöst sei auch weiterhin das Finanzierungsproblem der Kliniken. „Weil Bund und Land die Kliniken nicht ausreichend finanzieren, müssen seit Jahren die Kommunen selbst die Existenz vieler Krankenhäuser vor Ort mit eigenen Mitteln sichern, obwohl dies eigentlich nicht ihre Aufgabe ist“, kritisierte der Ausschussvorsitzende. Allein die NRW-Kreise hätten für die Jahre 2021 bis 2025 mehr als 600 Millionen Euro aus den eigenen Haushalten dafür bereitgestellt. „Hier muss dringend nachgesteuert werden“, so Müller.