Fördermittel ermöglichen Anpassung an gestiegene Anforderungen

10. Februar 2025: Von Jan Oliver Wienhues, Leiter des Gesundheitsamts, Kreis Soest

Im Rahmen des von Bund und Ländern beschlossenen Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) wurden dem Gesundheitsamt des Kreises Soest zusätzlich 16,5 Stellen zur Versorgung der über 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner zugestanden. Gemäß dem Leitbild des ÖGD wurden aus diesem Pool alle Bereiche des ÖGD verstärkt.

Die Corona-Pandemie hat sehr schnell die Notwendigkeit für einen gut organisierten und breit aufgestellten Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gezeigt. In bisher ungeahntem Ausmaß wurden Tätigkeiten wie die Kontaktpersonennachverfolgung, die Anordnung von Quarantänemaßnahmen und viele weitere Tätigkeiten vom ÖGD übernommen. Im Rahmen der Pandemiebewältigung hatte der ÖGD somit eine zentrale Rolle und er rückte in den Fokus des öffentlichen und politischen Interesses.

Jedoch zeigte sich auch, dass der ÖGD nicht ausreichend personell ausgestattet war, um alle Anforderungen zu erfüllen. Hinzu kamen viele Pflichtaufgaben, die auch während der Pandemie von den Gesundheitsämtern weiterhin erbracht werden mussten, zum Beispiel Leichenschauen oder die Erstellung von ärztlichen Zeugnissen im Rahmen von Zwangseinweisungen nach dem PsychKG.

Deshalb beschlossen Bund und Länder am 28.09.2020 den Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst. 3,1 Mrd. Euro wurden bis 2026 mit dem Ziel, mehr Personal für den ÖGD zu gewinnen und diesen breiter aufzustellen, zur Verfügung gestellt. Die Verteilung der neu zu schaffenden Stellen erfolgte anhand der Einwohnerzahlen der Kreise und kreisfreien Städte. Somit wurden dem Gesundheitsamt des Kreises Soest zusätzlich 16,5 Stellen zur Versorgung der über 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner zugestanden. Ein entsprechendes Personalaufwuchskonzept wurde geschrieben.

Auch wenn die Planungen im Rahmen der Ereignisse der Pandemiebewältigung zum Ende 2020 entstanden, war klar, dass die Personalisierung im Kreis Soest in Orientierung an dem Leitbild des ÖGD erfolgen soll. Also, dass alle Bereiche des ÖGD von dem Stellenaufwuchs profitieren und die künftigen Teammitglieder nicht ausschließlich den Bereich Infektionsschutz verstärken sollen. Die anderen zentralen Bereiche des ÖGD wie der Amtsärztliche Dienst, die Verwaltung, die Apothekenaufsicht und Gefahrstoffüberwachung, der Kinder- und Jugendärztliche Dienst, der Zahnärztliche Dienst und der Sozialpsychiatrische Dienst wurden entsprechend ebenfalls personell ausgebaut.

Hierdurch wurden zwei Ziele verfolgt: Das Gesundheitsamt des Kreises Soest sollte die seit Jahren gestiegenen Bedarfe und Anforderungen decken können. Dem Infektionsschutz sowie der Apothekenaufsicht und Gefahrstoffüberwachung ist es nun möglich, ihre Begehungen im gesetzlich vorgeschriebenen Umfang und Intervall durchzuführen. Ein weiteres gutes Beispiel ist die Tätigkeit im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst (KJÄD). Im Jahr 2023 wurden über 3.300 Schuleingangsuntersuchungen durch den KJÄD des Kreises Soest durchgeführt. Fünf Jahre zuvor waren es noch etwas über 2.900 Untersuchungen. Auch die Zahl der Seiteneinsteigeruntersuchungen, also z. B. Kinder, die kurzfristig und ungeplant aufgrund der Ukrainekrise in Schulen im Kreisgebiet beschult werden sollten, stieg im Fünf-Jahres-Zeitraum von nicht einmal 100 auf etwa 400. Nur durch die neue Personaldecke war es möglich, die Schuleingangsuntersuchungen trotz des kontinuierlich gestiegenen Fallaufkommens fristgerecht und vollumfänglich durchzuführen.

Als weiteres Ziel sollte Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung durch neue Stellen gestärkt werden. Mehrere Fachkräfte wurden daher in einer „Fachkoordination für Prävention und kommunale Gesundheitsplanung“ gebündelt. Auf diese möchte ich im Weiteren eingehen.

Fachstelle für Seelische Gesundheit
Die Fachstelle für Seelische Gesundheit (FaSeG) hat als inhaltliche Hauptaufgabe niedrigschwellige, verhaltenspräventive Angebote zu schaffen, um psychischen Erkrankungen in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung vorzubeugen. Außerdem wird eine Regionalgruppe des Präventionsprogramms „Verrückt? Na, und!“ für Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren koordiniert. Dazu werden Vorträge, Workshops sowie innovative Ansätze etabliert. Überdies wird beispielsweise jährlich der „Soester Tag für seelische Gesundheit“ mit wechselnden Themenschwerpunkten organisiert.

Fachstelle Gesundheitsberichterstattung
Außerdem wurde eine Vollzeitstelle für die Gesundheitsberichterstattung (GBE) geschaffen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass während der Pandemiebewältigung deutlich wurde, wie wichtig ein funktionierendes Berichterstattungswesen für die Koordination und Problem-, sowie Bedarfsermittlung im Gesundheitswesen ist. In diesem Rahmen werden interne Prozesse modernisiert, digitalisiert und verschiedene Sachgebiete und Abteilungen stärker miteinander vernetzt.

Die klassischen Aufgaben der GBE umfassen die Verarbeitung und Analyse von gesundheitsrelevanten Daten und die Aufbereitung dieser für die (Fach-)Öffentlichkeit, Politik und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Ziel der GBE ist es, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu erhöhen, bestehende Herausforderungen und Bedarfe statistisch sichtbar zu machen, Handlungsempfehlungen für Politik und Behörden auszusprechen und gegebenenfalls Projekte auf den Weg zu bringen. Aus diesem Grund ist die GBE auch in den politischen gesundheitlichen Gremien des Kreises Soest vertreten.

Besonders in der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) werden die Erkenntnisse diskutiert und politisch aufgearbeitet. So wurde im Jahr 2022 der Arbeitskreis Organspende aus der KGK gegründet, um Aufklärungs- und Informationsangebote zu schaffen.

Aktuell befasst sich die Fachstelle mit dem Schwerpunktthema der Kindergesundheit. Dazu werden die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung analysiert und auf dessen Basis ein Spezialbericht verfasst. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen abzuleiten, die den Weg für gesundheitliche Chancengleichheit aller Kinder im Kreis Soest ebnen. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Jugendämtern, denen die gesammelten Daten zur Jugendhilfeplanung zur Verfügung gestellt werden.

Fachstelle umweltbezogener Gesundheitsschutz und Prävention
Vor dem Hintergrund des Klimawandels und den daraus resultierenden neuen Herausforderungen für den ÖGD und die Bevölkerung gehört es zu den Aufgaben dieser Fachstelle, mit Kooperationspartnern (Anpassungs-)Konzepte zu entwickeln, umzusetzen sowie die Bevölkerung über präventives Verhalten aufzuklären. Die Information der Bürgerinnen und Bürger erfolgt über verschiedene Kanäle wie Radio, Zeitung, Internetseite und Social Media. Auf Veranstaltungen im Kreisgebiet können sich die Menschen über Hitzeschutz, UV-Schutz und nachhaltige, gesunde Ernährung informieren. Zusätzlich werden öffentliche Vorträge angeboten.
Aufgrund der allgemeinen Betroffenheit ist die Kooperation mit Akteuren auf allen Ebenen essentiell. So entstehen Synergien durch die Vernetzung mit Akteuren innerhalb der eigenen Kreisverwaltung, mit den kreisangehörigen Kommunen, mit Einrichtungen und deren Trägern innerhalb des Kreisgebiets sowie mit weiteren Akteuren auf Landesebene.

Dieser Bericht verdeutlicht, dass die im Kreis Soest neu eingestellten Teammitglieder sämtlich Dienstleistungen direkt für die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Soest erbringen. Sei es im Rahmen von Untersuchungen, Beratungen, Kontrolle und Fachaufsicht oder der Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz und Aufklärung. Dies war nur durch die mit dem Pakt ÖGD zur Verfügung gestellten Fördermittel möglich. Ohne solche wäre eine Anpassung an die gestiegenen Anforderungen und Bedarfe an den ÖGD sowie auch eine inhaltliche Neuausrichtung im Bereich der Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Gesellschaft nicht möglich.

Jan Oliver Wienhues
Quelle: Susanne Schulte-Nölle/Kreis Soest