100 Röhren für den Steinkauz: Schutzprojekt im Kreis Warendorf

12. Februar 2019: Von Anne Schulze Niehoff, Amt für Planung und Naturschutz, Kreis Warendorf

Der Kreis Warendorf führt jährlich mit Projektpartnern aus Landwirtschaft und Naturschutz ein spezielles Artenschutzprojekt durch. Im Jahr 2018 stand der Steinkauz im Mittelpunkt, von dem 400 Brutpaare im Kreis Warendorf heimisch sind. Zur Stärkung der gefährdeten Art wurden im Kreisgebiet 100 künstliche Nisthilfen, sogenannte Steinkauzröhren, verteilt und viele Beratungsgespräche geführt.


Steinkauz
Quelle: Jan Ole Kriegs

Der Steinkauz (Athene noctua) ist ein typischer Charaktervogel des Münsterlandes und besiedelt als Kulturfolger vor allem halboffene, strukturreiche Wiesen- und Weidelandschaften mit Höhlenangeboten von Kopfweiden und alten Obstbäumen. Als Nistplatz werden neben alten Baumhöhlen auch Mauernischen und künstliche Nisthilfen, sogenannte Steinkauzröhren, angenommen. Hauptursache für die Gefährdung des Steinkauzes ist der Verlust geeigneter Lebensräume wie beispielsweise Streuobstwiesen. Als Streuobstwiesen werden Grünlandflächen mit einem lockeren Bestand hochstämmiger Obstbäume bezeichnet, die entweder beweidet oder gemäht werden. Die ökologische und landschaftsprägende Funktion dieser Obstwiesen ist im gesamten Jahresverlauf sehr hoch. Vor allem alte Streuobstwiesen stellen nicht nur für den Steinkauz, sondern auch für viele weitere Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Feldsperling, Star und Spechte sowie für verschiedene Insekten, Fledermäuse, Igel und Kleinsäuger einen sehr wertvollen Lebensraum dar.

Für den Steinkauz ist es besonders wichtig, dass die Grünlandflächen durch Beweidung oder Mahd ganzjährig kurz gehalten werden. Besonders geeignete Nahrungshabitate dieser kleinen Eulenart sind mit einem geringen bis mittleren Viehbesatz beweidete, nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelte, struktur- und insektenreiche Grünlandflächen. Solche Flächen und auch geeignete Bruthöhlen sind jedoch selten geworden, weshalb die Art mittlerweile stark abhängig von Schutzmaßnahmen ist. Laut Roter Liste gelten Steinkäuze landes- und bundesweit als gefährdet. Nordrhein-Westfalen beherbergt mit 5000 Paaren etwa zwei Drittel des bundesdeutschen Bestandes und trägt damit eine hohe Verantwortung zur Sicherung und Entwicklung dieser Art. Mit 400 Brutpaaren kommen knapp 10 % des landesweiten Bestandes im Kreis Warendorf vor.


Steinkauzröhre
Quelle: Anne Schulze Niehoff

Um die Bestände im Kreis Warendorf zu stabilisieren und zu stärken, hat die Untere Naturschutzbehörde im Rahmen des Schutzprojektes 100 Steinkauzröhren im Kreis Warendorf verteilt. Zudem wurde Informationsmaterial für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger bereitgestellt und Beratungsgespräche für geeignete Schutzmaßnahmen (z.B. über den Vertragsnaturschutz) geführt. In einem neuen Flyer sowie auf der Internetseite des Kreises wird die Ökologie und Lebensweise der kleinen Eulenart beschrieben und über mögliche Schutzmaßnahmen sowie Fördermittel für die Anlage und Pflege von Obstwiesen und Kopfweiden informiert. Auch eine Bau- und Montageanleitung für Steinkauzröhren wurde von der Unteren Naturschutzbehörde herausgegeben.

Das kreisweite Schutzprojekt wurde gemeinsam mit den Teilnehmern des „Runden Tisches zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften im Kreis Warendorf“ entwickelt. Projektbeteiligte sind der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), die Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Warendorf-Münster-Gütersloh sowie die NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V., die anerkannten Naturschutzverbände, der Kreisimkerverein und die Untere Naturschutzbehörde des Kreises. Der Runde Tisch zeigt, dass wirksame und praktikable Artenschutzmaßnahmen nur gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft entwickelt und umgesetzt werden können, um so effektiven Naturschutz zu betreiben.


Anne Schulze Niehoff
Quelle: Kreis Warendorf