Aufbau und Umsetzung eines „Sozialräumlichen Präventionsmonitorings (SPM)“ im Kreis Lippe

05. April 2022: Von Ulrike Glathe, Fachbereichsleiterin Jugend und Familie, und Margit Monika Hahn, Koordinierungsstelle Kommunale Präventionsketten, Kreis Lippe

Im Rahmen des Förderprogramms  „Kommunale Präventionsketten“ des Landes NRW (jetzt „kinderstark - NRW schafft Chancen“ baut der Kreis Lippe seit Ende 2018 das sogenannte „Sozialräumliche Präventionsmonitoring“ (SPM) auf. Mit ihm werden für alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden wichtige Kennzahlen für die Prävention und Sozialplanung erfasst, vor allem in Bezug auf Kinder und ihre Familien. Nach der Erhebung für den Pilotstart in der Kommune Horn-Bad Meinberg wird das SPM sukzessive auf weitere Kommunen des Kreises Lippe ausgeweitet. Aktuell sind die Planungen und Erhebungen für die Kommune Blomberg angelaufen.

Ziel des „Sozialräumlichen Präventionsmonitorings (SPM)“ im Kreis Lippe
Ziel des SPM ist es, auf der Basis der kleinräumigen Daten über die Sozialräume und die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien eine möglichst lückenlose Präventionskette zu schaffen und ferner eine enge Vernetzung und Zusammenarbeit aller Kommunen des Kreises Lippe im Bereich der Prävention zu ermöglichen.
Aktuelle und aussagekräftige Daten sind sowohl auf der Entscheidungs- als auch auf der Handlungsebene wichtig, um ein klares und stimmiges Bild über die Situation vor Ort zu bekommen und daraus geeignete und wirksame Handlungsempfehlungen zu entwickeln und umzusetzen. Diese Handlungsempfehlungen sollen vergleichbar, übertragbar und skalierbar sein. 
Außerdem soll durch das SPM auch die Vernetzung und Zusammenarbeit der Kommunen und der vor Ort vorhandenen Angebote überprüft und bei Bedarf verbessert bzw. ausgebaut werden. Die Angebote des Kreises Lippe und die Zusammenarbeit mit seinen 16 kreisangehörigen Kommunen sollen hierdurch auch zu einer effektiveren und wirksameren Zusammenarbeit geführt werden.
Dies führt nicht nur zu einer besseren Präventionsarbeit, sondern auch zu engeren und verbesserten Kooperationen sowie zu schnelleren und besseren Hilfen und Angeboten, die auch punktgenau ankommen sollen. Letztendlich lassen sich Doppelstrukturen hierdurch vermeiden und Ressourcen einsparen.
Das SPM ist auf Dauer angelegt und wird, wie beschrieben, nach und nach in den verschiedenen Kommunen des Kreises Lippe umgesetzt und soll dann als Daueraufgabe regelmäßig aktualisiert und überprüft werden, damit die entwickelten Handlungsempfehlungen und Maßnahmen auch immer wieder auf deren Wirksamkeit überprüft und angepasst werden können. Die Arbeit des SPM ist also nur in seiner Kontinuität wirksam und zirkulär anzusehen, diese Nachhaltigkeit trägt auch zur Zukunftsfähigkeit der Kommunen bei.

Hintergründe für das „Sozialräumliche Präventionsmonitoring (SPM)“
Der Kreis Lippe setzt sich aus zehn Städten und sechs Gemeinden zusammen und ist ein ländlich geprägter Flächenkreis. Insgesamt rund 347.000 Einwohner leben hier verteilt auf rund 1246 Quadratkilometer, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rund 278 Einwohnern pro Quadratkilometer. In der Stadt Detmold leben 75.000 Einwohner, also rund 20 % aller Einwohner Lippes.
Der Kreis Lippe gehört zu den 22 Standorten, die am Landesprogramm „Kommunale Präventionsketten NRW“ teilnehmen. 2018 hat die speziell für dieses Programm eingerichtete Steuerungsgruppe des Kreises Lippe beschlossen, ein SPM aufzubauen, um aktuelle und valide Daten und Zahlen über die Situation zu bekommen, die für eine erfolgreiche Umsetzung der vereinbarten strategischen Ziele notwendig und unerlässlich sind. Beim SPM handelt es sich um eine Form der Untersuchung, die in Ballungszentren bereits zum Standard gehört, bisher aber eher selten im ländlichen Raum umgesetzt wurde.
Das SPM stellt einen wichtigen Baustein zur erfolgreichen Umsetzung des aktuellen Förderprojektes „Kommunale Präventionsketten“ (vormals „Kein Kind zurücklassen“) des Landes NRW dar.

Planung und Umsetzung des „Sozialräumlichen Präventionsmonitorings (SPM)“ im Kreis Lippe
Die Stadt Horn-Bad Meinberg rückte aufgrund einzelner Indexzahlen, wie zum Beispiel einem hohen Anteil an SGB II-Empfängern, in den Fokus und bot sich als Pilot-Kommune an.
In der Pilot-Kommune Horn-Bad Meinberg wurden deshalb folgende Schritte zur Planung und Umsetzung eines SPM umgesetzt:
Im Mai 2018 fand ein Erstgespräch zwischen der Servicestelle Institut für Soziale Arbeit und dem Verwaltungsvorstand sowie der Koordination der “Kommunalen Präventionsketten” des Kreises Lippe statt. Als Ergebnis dieses Gesprächs wurde festgehalten, dass ein SPM im Kreis Lippe erstellt werden soll. Hierfür wurden mehrere Kommunen im Kreis Lippe angefragt.
Das Vorhaben wurde in der Steuerungsgruppe „Kommunale Präventionsketten” vorgestellt und es wurde beschlossen, das SPM am Bespiel von Horn-Bad Meinberg durchzuführen. Der Prozess wurde begleitet durch die Fachstelle für Sozialraumorientierte Armutsbekämpfung, im Auftrag der Servicestelle Institut für Soziale Arbeit. Für die Umsetzung des SPM wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich im Oktober 2018 zu ihrer ersten Sitzung zusammenfand.
Der Prozess der Erstellung wird durch einen Fachkräfte-Arbeitskreis SPM begleitet und die Umsetzung durch ein internes Planerteam gewährleistet. Das Planerteam besteht aus Vertretern des Jobcenters, des Gesundheitsamts, des Bildungsmonitorings, der Koordinierungsstelle Kommunale Präventionsketten, der Statistikstelle, der Jugendhilfeplanung und der Stadt Horn-Bad Meinberg. Das Planerteam SPM startete Anfang 2019 mit seiner Arbeit.

Welche Daten/Indikatoren wurden für das Sozialbericht erhoben?
Ausgehend von der Zielsetzung, benachteiligende Lebenslagen bereichsübergreifend abbilden zu wollen, werden in dem Sozialbericht zur Beschreibung der Lebenswirklichkeit von Kindern und ihren Familien folgende Bereiche analysiert:

  1. Bevölkerung: Einwohner
  2. Bevölkerung: Haushalte
  3. SGB-II-Leistungsbezug
  4. Frühkindliche Betreuung
  5. Hilfen zur Erziehung
  6. Gesundheits- und Entwicklungsstand
  7. Bildungssituation

Erstellung eines Sozialberichtes für die Stadt Horn-Bad Meinberg im Jahre 2021
Im Frühjahr 2021 wurde ein abschließender Bericht erstellt und im Rahmen einer Sozialraumkonferenz vorgestellt. Unter dem Titel „Soziale Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in ihren Familien, ein Sozialbericht für die Stadt Horn-Bad Meinberg“ werden die wesentlichen Ergebnisse des sozialräumlichen Präventionsmonitorings für den Raum Horn-Bad Meinberg vorgestellt.  

Haben das sozialräumliche Präventionsmonitoring für den Raum Horn-Bad Meinberg vorgestellt: Heinz Blome (Leiter des Sozialdienstes der Stadt Horn-Bad Meinberg), Margit Monika Hahn (Koordinierungsstelle Kommunale Präventionsketten des Kreises Lippe), Heinz-Dieter Krüger (Bürgermeister Stadt Horn-Bad Meinberg), Manfred Neumann (Jobcenter Kreis Lippe), Janine Matthes (Jugendhilfeplanung Kreis Lippe), Ulrike Glathe (Fachbereichsleitung Jugend und Familie Kreis Lippe), Dr. Claudia Böhm-Kasper (Bildungsmonitoring, Regionales Bildungsnetzwerk Kreis Lippe) (von links).
Quelle: Sebastian Vogt

Ausblick und weitere Vorgehensweisen
Seit Anfang des Jahres 2022 sind folgende weitere Maßnahmen bereits umgesetzt worden oder befinden sich in der Planungsphase:

  1. Durchführung einer qualitativen Befragung
    Für das Jahr 2022 war eine qualitative Befragung für die Stadt Horn-Bad Meinberg geplant und wurde inzwischen abschließend durchgeführt. Diese hat das Ziel, Angebote für sozial benachteiligte Familien zu prüfen und passgenaue Maßnahmen zu planen und durchzuführen, die sich an Kinder und Familien in den entsprechenden Sozialräumen richten, in denen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Kindern in sozial benachteiligten Familien leben.
  2. Erarbeitung eines Handlungskonzepts
    Des Weiteren ist die Entwicklung eines Handlungskonzepts für die Kommune Horn-Bad Meinberg mit Akteuren aus den Bereichen Kita, Schule, Familienbildung, Soziales, Integration und Inklusion geplant. Das Konzept befindet sich aktuell in der konzeptionellen Erarbeitungsphase.
  3. Ausweitung des Sozialräumlichen Präventionsmonitorings auf die Städte Blomberg und Lügde
    Grundsätzlich ist eine kreisweite Ausweitung des Sozialräumlichen Präventionsmonitorings, insbesondere in den Kommunen mit besonders hohem Anteil an Familien, die SGB II erhalten, angedacht. Dieses Vorhaben ist allerdings als langfristig angesetzte Aufgabe anzusehen. Zunächst wird das SPM auf einzelne weitere Kommunen ausgeweitet, so ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Blomberg 2021 bereits angelaufen und wird in 2022 fortgesetzt. Eine weitere Zusammenarbeit mit der Stadt Lügde ist für das Jahr 2023 vorgesehen.

Ulrike Glathe
Quelle: Kreis Lippe

Monika Hahn