Bilanz unser aller Leistung kann sich sehen lassen

21. Februar 2022: GASTBEITRAG von Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW

Ein weiteres Jahr hat uns die Corona-Pandemie in Atem gehalten und unseren Alltag fundamental verändert. Wir mussten lernen, mit dem Virus zu leben. Seit nunmehr 24 Monaten verbindet uns alle der Wunsch nach raschen Fortschritten bei der Bekämpfung des Coronavirus. Doch auch zwei Jahre nach dem ersten Corona-Fall in Nordrhein-Westfalen am 26. Februar 2020 prägt die Pandemie weiterhin unser Leben und auch die Politik der Landesregierung.

Wenn ich jedoch zurückblicke auf diese vergangenen Wochen und Monate, dann kann sich die Bilanz unser aller Leistung sehen lassen! Nordrhein-Westfalen ist als einwohnerstärkstes Bundes- und am dichtesten besiedeltes Flächenland in Deutschland sehr gut durch die Pandemie gekommen. Zwar weisen wir erwartungsgemäß die höchste absolute Zahl an Corona-Meldefällen auf. Mit 10.200 Fällen pro 100.000 Einwohner schneidet unser Bundesland aber im Ländervergleich auf Rang 6 überdurchschnittlich gut ab. Unsere im Ländervergleich niedrige Fallsterblichkeit von 1,15 Prozent belegt, dass die überwiegend schon alten, schwer an Corona erkrankten Menschen in Nordrhein-Westfalen sehr gut versorgt wurden.

Dies haben wir nicht zuletzt unserer leistungsfähigen gesundheitlichen Versorgungsstruktur zu verdanken. Im gesamten Verlauf der Pandemie war die stationäre Versorgung gewährleistet und zu keinem Zeitpunkt war die Krankenhausversorgung flächendeckend gefährdet. Nicht eine Patientin oder ein Patient aus Nordrhein-Westfalen musste in andere Bundesländer verlegt werden. Darauf bin ich sehr stolz. Hier müssen wir weiter anknüpfen. Bisher wurden rund 4,7 Milliarden Euro Bundesmittel durch das Land für die finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser in der Corona-Pandemie bewilligt. Im Jahr 2022 unterstützen wir unsere Krankenhäuser mit weiteren 570 Millionen Euro. Auch stärken wir durch den Aufbau von zusätzlich 20 Beatmungsplätzen (ECMO) die intensivmedizinische Versorgung in der Pandemie und auch über die Pandemie hinaus.

Derzeit ist die Situation der stationären Versorgung in Nordrhein-Westfalen stabil, wir mussten uns jedoch noch einmal – nicht zuletzt aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante – auf einige schwierige Wochen einstellen. Für diese herausfordernden Wochen ist ein umfassendes Notfallkonzept erarbeitet worden, um eine Überlastung der gesundheitlichen Versorgung abzuwenden. Wir waren also vorbereitet und sind es weiterhin!

Wann die Pandemie endet, kann niemand verlässlich vorhersagen. Wir müssen uns jeden Tag wieder die gleichen Fragen stellen: Welche Schutzmaßnahmen sind noch angebracht, welche Lockerungen möglich? Die Lage stellt sich an jeder Stelle der Pandemie anders dar. So haben die Varianten, die Impfungen, das Testgeschehen, die Kapazitäten auf den Intensivstationen, die Ferien und nicht zuletzt die Jahreszeit immer einen eigenständigen Einfluss.

Wir sind der Pandemie jedoch nicht schutzlos ausgeliefert. Wir haben ein Frühwarnsystem, das wir regelmäßig überprüfen und anpassen. Wir haben Tests, wir können Infektionsketten unterbrechen. Denn ein wesentlicher Baustein unserer Corona-Strategie bleibt das Testen. Wir haben in Nordrhein-Westfalen eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur für Schnelltests. Es sind mehr als 6.500 aktive Teststellen registriert. Diese Zahlen erlauben fortlaufend eine sehr gute Einschätzung als Frühindikator für die aktuelle Infektionsentwicklung. Gleichzeitig hellen wir damit das Dunkelfeld bei den Infektionen auf.

Und vor allem - Ich kann es nicht oft genug sagen: IMPFEN schützt! Es ist unsere Chance, zur Normalität zurückzukehren. Und wenn ich auf die vergangenen zwölf Monate zurückschaue, dann war das Impfen in Nordrhein-Westfalen ein großer Erfolg!

Am 2. Weihnachtstag 2020 konnten wir die Impfkampagne in Nordrhein-Westfalen starten – mit den ersten Impfungen in den Pflegeeinrichtungen. Seither wurden rund 38 Millionen Impfungen verabreicht. Über 14 Millionen Menschen sind vollständig geimpft und rund 10,5 Millionen Menschen haben eine Auffrischungsimpfung erhalten.  Hierfür möchte ich allen Beteiligten insbesondere auch in den Kreisen und kreisfreien Städten für ihr großartiges Engagement danken.

Innerhalb kürzester Zeit ist es uns gemeinsam gelungen, vor Ort die nötige Infrastruktur auf die Beine zu stellen. Mit unserer auf zwei starken Säulen basierenden Impfstruktur haben wir ein kreatives, flexibles und niedrigschwelliges Impfangebot geschaffen. Wenn es immer wieder heißt, die Impfangebote müssten noch niedrigschwelliger werden, so kann das also kaum für NRW gelten. Mehr als 11.000 Praxen haben sich in der Hochphase am Impfgeschehen beteiligt. Daneben haben die Kreise und kreisfreien Städte in der Hochphase wöchentlich über 1.100 Impfangebote aufgesetzt. In den Kreisen und Städten wurden zudem die koordinierenden COVID-Impfeinheiten eingerichtet, um das Impfgeschehen weiter zu beobachten und bei Bedarf Angebote zu planen. Und dieser Bedarf kam sehr schnell.

Nach der Empfehlung der StiKo im November 2021 für eine Auffrischungsimpfung für alle ab 18 Jahren mussten wir möglichst kurzfristig das entsprechende Impfangebot realisieren. Das erforderte wieder eine große Kraftanstrengung – die wir zweifellos gemeistert haben. Im Ländervergleich stehen wir – mit Stand 17. Februar –  2022 auf Platz 5 mit 58,3 Prozent verabreichter Auffrischungsimpfungen.

Eine weitere erfreuliche Nachricht ist, dass uns mit dem Proteinimpfstoff des US-Herstellers Novavax nun ein weiterer sicherer Impfstoff zur Verfügung steht. Mit diesem Impfstoff können Menschen erreicht werden, die sich noch nicht mit einem der bisher verfügbaren Vektor- oder mRNA-Impfstoffe haben impfen lassen wollen.

Natürlich ist im vergangenen Jahr des Impfens nicht alles glatt gelaufen. Beispielsweise mussten die Impfzentren, aufgrund des Impfstopps wegen AstraZeneca, zweimal mitten am Tag die Menschen wegschicken. Wir haben jedoch aus der Not eine Tugend gemacht und allen AstraZeneca-Impfstoff in der Osteraktion den Über-60-Jährigen angeboten. In einem beispiellosen Kraftakt wurden in kürzester Zeit über Ostern 450.000 Menschen geimpft – ein großer Erfolg!

Mittlerweile haben wir die gute Situation, dass allen Menschen ein Impfangebot gemacht werden kann. Ich versichere Ihnen, auch für künftige Herausforderungen des Impfens sind wir gewappnet. Das Konzept für unsere Impfstruktur im Jahr 2022 steht und wird sicherstellen, dass unsere Bevölkerung auch in Zukunft einen einfachen Zugang zu Impfungen erhalten wird.

Wenn ich auf die vergangenen Wochen und Monate zurückblicke und sehe, welche Herausforderungen die Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen gemeistert haben, dann macht mich dies stolz. Denn im Juli 2021 war die verheerende Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mitten in der Pandemie eine zusätzliche Belastungsprobe. Es ist schmerzlich und für nicht Betroffene kaum nachvollziehbar, was die Menschen in den Flutregionen durchgemacht haben. Sowohl in materieller als auch in seelischer Hinsicht. Viele werden noch lange Zeit benötigen, um das Geschehene zu verarbeiten. Die Unwetterkatastrophe zeigte uns jedoch auch die beispiellose Hilfsbereitschaft in unserem Land Nordrhein-Westfalen. Der Zusammenhalt der Menschen hat mich tief beeindruckt. Das Land unterstützte die Flutgebiete ebenfalls mit über 100 Millionen Euro Soforthilfe an Privathaushalte sowie über 35 Millionen Euro für betroffene Unternehmen sowie Land- und Forstwirtschaftsbetriebe.

Das Jahr 2021 war ein Jahr, das uns gefordert hat. Und klar ist, dass uns die Pandemie auch 2022 noch weiter fordern wird. Das letzte Jahr hat uns jedoch ebenfalls gezeigt, was wir alles miteinander schaffen können. Und wenn ich zurückblicke und sehe, was wir in Nordrhein-Westfalen alles geschafft haben und – mit Blick auf die vergangenen Monate – wie gut wir in Nordrhein-Westfalen die Pandemie bisher gemeinsam gemeistert haben, bin ich trotz großer Herausforderungen frohen Mutes für unser Land.

Karl-Josef Laumann
Quelle: MAGS NRW