Der Kreis Wesel lockt raus! Nachhaltiger Tourismus am Niederrhein

21. April 2022: Von Sabine Hauke, Tourismusförderung der EntwicklungsAgentur Wirtschaft, Kreis Wesel

Die Pandemie hat gezeigt, wie leicht sich in attraktiven Naturräumen und Kulturlandschaften Hotspots bilden können und wie sinnvoll deshalb eine Besucherlenkung in der Naherholung und im Tourismus ist. Der Aufbau einer touristischen Infrastruktur, die neben dem Natur- und Landschaftsschutz auch soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte einbezieht, kann maßgeblich zur Widerstandsfähigkeit der Region beitragen. Im Tourismuskonzept des Kreises Wesel wird Nachhaltigkeit deshalb zukünftig eine noch bedeutsamere Rolle spielen.

Ökologisch verträgliche Naherholungs- und Tourismusangebote greifen die Sehnsucht der Menschen nach intakter Natur und idyllischer Landschaft auf. Sie bewahren das kulturelle Erbe, schützen sensible Naturschutzgebiete und ermöglichen dafür in weniger sensiblen Gebieten intensive Naturerlebnisse. Diese wichtigen Aspekte bezieht die EntwicklungsAgentur Wirtschaft (EAW) des Kreises Wesel noch stärker in ihr Tourismuskonzept ein – insbesondere aufgrund der Erfahrungen während der Corona-Pandemie. So sollen die verschiedenen Facetten des Kreisgebiets nachhaltig genutzt und entwickelt werden, unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten.

„Neben Großevents in den städtischeren Bereichen, zu denen das Siegfriedspektakel in Xanten, das Comedy Arts Festival in Moers sowie das Historische Hansefest Wesel gehören, sollen in den ländlichen Regionen erholsame Auszeiten beworben werden“, so Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel. „Bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung bestehender Naturtourismusangebote wird die EntwicklungsAgentur Wirtschaft des Kreises Wesel zukünftig noch stärker als bisher soziale und kulturelle Strukturen der Region berücksichtigen und ökologisch verträgliche Mobilitätsangebote bündeln. Touristische Akteure mit nachhaltigen, inklusiven Angeboten sollen ebenso gefördert und unterstützt werden wie Gastronomie mit einer regionalen Speisekarte.“

Passend dazu hat der Kreis Wesel einen neuen Imagefilm mit dem Titel „Der Kreis Wesel lockt raus“ veröffentlicht. In gut drei Minuten bringt er die Kernkompetenzen des Niederrheins auf den Punkt: Wandern, Radfahren und kulinarischer Genuss. „Das Video stellt in frischer, lebendiger Weise dar, dass der Kreis Wesel alles für einen Aktiv-Urlaub in der Natur bietet“, sagt Landrat Brohl. Dieser Imagefilm ist der erste von mehreren geplanten Filmen, in denen auch weitere kreisangehörige Kommunen Berücksichtigung finden werden – jeweils unter einem anderen Schwerpunktthema.


BNE im Kreis Wesel: Natur- und Landschafts-Guides für den Unteren Niederrhein
Quelle: EAW (CC BY-SA 4.0)

Besucher und Anwohner sollen durch informelle Bildungsangebote für nachhaltige Entwicklung (BNE) für den Umgang mit Zukunftsherausforderungen wie dem Klimawandel, aber auch für alte Traditionen in den Kulturlandschaften sensibilisiert werden. Der Kreis Wesel bildet deshalb in Kooperation mit der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW aktuell „Natur- und Landschafts-Guides für den Unteren Niederrhein“ aus, die nach erfolgreich absolvierter Prüfung ein bundeseinheitliches Zertifikat erhalten. Als „Botschafter und Botschafterinnen für Nachhaltigkeit“ werden sie Exkursionen und Gästeführungen zu den Themen Natur, Kultur und Genuss entwickeln. Unterstützt werden sie dabei von der EntwicklungsAgentur Wirtschaft (EAW) in Zusammenarbeit mit den Kommunen, Tourist Informationen und Bildungseinrichtungen.

Die barrierearme Erlebbarkeit für alle Nutzer- und Altersgruppen ist bei der Angebotsentwicklung ein wichtiger Aspekt. Sie ist nicht nur auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ausgerichtet, sondern beispielsweise auch auf Senioren sowie Familien mit kleinen Kindern. Befestigte Wirtschaftswege, die einer intensiven, ganzjährigen Nutzung durch land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge dienen, können sich touristisch aufgrund ihrer barrierearmen Begehbarkeit in bäuerlich geprägten oder bewaldeten Landschaften als vorteilhaft erweisen.

Zu den weiteren Erfordernissen barrierearmer Angebote zählen gut zugängliche Restaurants und Tourist-Informationen, die ebenerdig sind bzw. über eine Rampe im Eingangsbereich verfügen, wo ein hilfsbereites Personal den Gast in Empfang nimmt. Unterkünfte sind mit ebenerdigen Duschen, ausreichend Bewegungsraum im Bad, Betten in Komfort-Höhe ausgestattet – um nur einige Kriterien zu nennen.

 
Radfahren im Kreis Wesel.
Quelle:  KD- Video-Fotografie (CC BY-SA 4.0)

Unterschiedliche Themen-Radwege verbinden attraktive Orte. Die in weiten Teilen barrierefreie Römer-Lippe-Route beispielsweise lässt Radfahrer entlang der Lippe in die Römische Geschichte eintauchen. Besonders präsent ist die Geschichte der Römer natürlich auch am UNESCO Welterbe „Niedergermanischer Limes“, der entlang des Rheins die 400 Kilometer lange Grenze zwischen der römischen Provinz Niedergermanien und dem freien Germanien bildete. Von den insgesamt 44 archäologischen Fundplätzen liegen fünf im Kreis Wesel (die Römische Stadt Colonia Ulpia Traiana sowie ein Legionslager in Xanten, ein Manövergebiet mit Übungslagern in Wesel, mehrere Militärlager in Alpen und ein Reiterkastell in Moers).

Das Waldgebiet Üfter Mark bietet als ökologisch orientiertes Naturerlebnisgebiet unterschiedliche, zeitgemäße Waldlehrpfade. Auf zwei barrierearmen Rundwegen können Rollstuhlfahrer oder Menschen, die mit einem Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind, die Natur erfahren. Für Menschen mit Sehbehinderungen gibt es am Wegrand Tast- und Sicherungskanten sowie Erlebnisstationen, die in Blindenschrift über hier beheimatete Flora und Fauna informieren. Eine Behindertentoilette ist vorhanden.

Xanten bietet gute Voraussetzungen für ein barrierearmes Ausflugsprogramm: Im Freizeitzentrum Xanten unterstützen erfahrene Trainer Anfänger und Menschen mit Handicap etwa beim Stand-up-Paddling. Das Naturbad ist barrierefrei ausgebaut. Am barrierearmen Rundweg um die Xantener Nord- und Südsee liegen Stationen, die die Philosophie des Naturheilkundlers Kneipp aufgreifen. Der nächste Tag könnte ins barrierefreie LVR-RömerMuseum führen oder in den leicht begeh- und befahrbaren Kurpark mit einem Gradierwerk, das durch mit Soletröpfchen angereicherte Luft wohltuend wirkt.

Anhand solcher bereits vorhandenen Beispiele mit Vorbildfunktion sollen zukünftig verstärkt entsprechende Angebote entwickelt werden. Ein wichtiger Effekt ist die Entzerrung von Besucherströmen, damit sich in Regionen mit einer guten Infrastruktur keine Hotspots mehr entwickeln. Da insbesondere bei den erholsamen Auszeiten in ländlichen Gebieten wenig frequentierte Ausflugsziele wünschenswert sind, sollen ausreichend gleichwertige Alternativen für eine sinnvolle Besucherlenkung sorgen.


Charakterbäume des Niederrheins: Kopfweiden im Kreis Wesel.
Quelle: EAW (CC BY-SA 4.0)

Im Kreis Wesel lassen sich in der vielfältigen niederrheinischen Landschaft attraktive Spannungsbögen abbilden: Im Naturpark Hohe Mark stehen rechtsrheinisch rund um den Qualitätsfernwanderweg Hohe Mark Steig die Themenlandschaften Wald und Wasser in scharfem Kontrast zur Industriekultur und den rekultivierten Bergbauhalden in Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Dinslaken. Von den Flussniederungen an Rhein, Lippe und Issel geht es hinauf in die Hügel der Sonsbecker Schweiz, des Tüschenwaldes und der Hees, die linksrheinisch zum eiszeitlichen Niederrheinischen Höhenzug gehören. Im Sommer verbinden kurze Überfahrten auf einer der Rad- und Fußgängerfähren beide Ufer des Rheins.

Wie Bausteine lassen sich Freizeitangebote, Rad- und Wandertouren sowie kulinarischer Genuss von Besuchern flexibel und individuell zu einem Tagesausflug oder Kurzurlaub zusammenstellen. Reiseveranstalter können daraus Pauschalangebote für einen sanften Naturtourismus gestalten. Um die Preisunterschiede regionaler Produkte und weiterverarbeiteter niederrheinischer Spezialitäten im Gegensatz zu Supermarkprodukten transparent zu begründen, sollten Direktvermarkter die Geschichte(n) ihrer Produkte erzählen. Persönliche Gespräche sind etwa bei einem Einkauf im Hofladen, bei einer Hofbesichtigung bzw. Betriebsführung oder in einem Braukurs in einer der regionalen Bierbrauereien möglich. Dieses „Storytelling“ kann aber in vielfältiger Form auch digital ausgespielt werden.

Dazu trägt das landes- und bundesweite Open Data Projekt mit einer vernetzten digitalen Infrastruktur bei. Der digitale Reiseführer ENTDECKE #DEIN NRW vereinfacht die Planung eines Tagesausfluges oder einer Kurzreise, da die Nutzung einzelner Websites oder Apps entfällt. Rad- und Wandertouren, Sehenswürdigkeiten und Kultureinrichtungen im Kreis Wesel sind hier ebenso zu finden wie Unterkünfte, Gastronomie und Regionalproduzenten.


Sabine Hauke
Quelle: Kreis Wesel