28. Januar 2019: Von Klaus Grootens, Kreisdirektor, Oberbergischer Kreises

Wer von Kultur im Oberbergischen Kreis spricht, der kommt an Schloss Homburg nicht vorbei. Die 50 Kilometer östlich von Köln gelegene Anlage ist Wahrzeichen und Seele des Oberbergischen Kreises, beliebtes Ausflugsziel, geschichtsträchtiger Ort und kulturelles Erbe zugleich. Dabei blickt das Schloss auf eine lange Geschichte zurück, es wurde bereits 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Seine Ursprünge aber liegen vermutlich noch weiter zurück. So fanden Archäologen im Jahr 1999 Hinweise darauf, dass sich bereits im 11. Jahrhundert ein Rundturm (Donjon) auf dem damaligen Burgfried befand. Entstanden ist das Schloss aus einer frühmittelalterlichen Höhenburg der Grafen von Sayn (später Sayn-Wittgenstein-Homburg). Sein Bild hat sich im Laufe der Zeit permanent gewandelt, im 17./18. Jahrhundert nahm es das bis heute prägende Aussehen eines Barockschlosses an. Zum Ensemble gehören neben dem eigentlichen Schlossgebäude auch das Rote Haus (die ehemalige Zehntscheune), das Forsthaus sowie die translozierten Gebäude der historischen Mühle und Bäckerei. Beide waren an ihren ursprünglichen Standorten aufgegeben und auf Schloss Homburg wiedererrichtet worden.


Ansicht des Schlosses aus der Luft
Quelle: Ingo E. Fischer

Heute ist das Schloss ein idealer Ort für „Kultur im Dialog“. Hier vereinen sich Tradition und Moderne, was vor allem an dem auf dem Schloss beheimateten Museum des Oberbergischen Kreises liegt. Dessen Vorläufer war ein 1926 vom Bergischen Geschichtsverein gegründetes Heimatmuseum. Seit 1960 steht das Museum jedoch in der Trägerschaft des Kreises. Im Rahmen des nordrhein-westfälischen Strukturprogramms Regionale 2010 in der Region Köln/Bonn wurde es modernisiert und baulich erweitert. Den Fokus des in den Jahren 2010 bis 2014 realisierten Projektes bildeten zwei miteinander verbundene Pavillons: ein großer Pavillon, der als multifunktionaler Veranstaltungs- und Ausstellungsraum dient (die Neue Orangerie), sowie ein Foyer- bzw. Eingangspavillon, der neben der Verbindung zum Hauptgebäude eine attraktive und zentrale Entreefunktion übernimmt. Darüber hinaus wurde ein neues Betriebsgebäude am Rande des Geländes errichtet. Es beheimatet notwendige Nebenfunktionen wie Depots und Werkstätten. Auch die Außenanlagen wie beispielsweise der Barockgarten des Schlosses wurden auf Grundlage eines landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs neu gestaltet. So konnte die Aufenthaltsqualität auf dem topografisch anspruchsvollen Areal erhöht und die Orientierung erleichtert werden. Um die exponierte Lage des Schlosses im Homburger Ländchen stärker herauszustellen, wurden an behutsam ausgewählten Stellen Sichtachsen auf das Schloss freigelegt.

Neue Räume für die Kultur
Mit dem neu hinzugekommenen Forum hat das Museum zugleich neue Räume für die Kultur erhalten. Insbesondere die 270 Quadratmeter große Neue Orangerie mit ihren großzügigen Glasflächen, der exzellenten technischen Ausstattung und dem direkten Zugang zum Barockgarten eignet sich vorzüglich für Veranstaltungen, bei denen es auf den besonderen Rahmen ankommt: von Sonderausstellungen über Konzerte und Lesungen bis zu Hochzeiten und anderen Familienfeiern. Neue Möglichkeiten eröffnet auch der „White Cube“, ein neutraler und unterirdisch gelegener Schauraum ohne Tageslicht, der sich hervorragend für Sonderausstellungen eignet. Im Foyer der Pavillons wurde unterdessen bereits ein Museumsshop eingerichtet.
Das ebenfalls im neuen Forum untergebrachte Gartenzimmer ist ein beliebter Ort für standesamtliche Trauungen, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nümbrecht durchgeführt werden. Wie die Neue Orangerie verfügt es über einen direkten Zugang zum Barockgarten. Es bietet somit auch einen idealen Rahmen für Besprechungen im kleineren Kreis, bei denen es auf Konzentration und Inspiration ankommt. Immer beliebter ist in den letzten Jahren die Kombination aus Trauung im Gartenzimmer und Feier in der Neuen Orangerie geworden.
Einen besonderen Reiz entfalten die Angebote durch die Nutzung des bereits erwähnten Barockgartens. Mit seinen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Eiben, die als Naturdenkmal im Entree des Garten-Parterres zu finden sind, vermittelt er mediterranes Flair im Oberbergischen. Derweil war der so genannte Turnierplatz vor dem Landschaftshaus historisch ein von Bebauung und Bewuchs frei gehaltener Wirtschaftshof, der im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Nutzungen erfahren hat. Er wurde nun wieder als offener, freier und multifunktionaler Platz mit einem Rasenlabyrinth als begehbarer Attraktion gestaltet. Unvergessene Augenblicke verspricht auch die Historische Burgküche im Schlossgebäude, die nach Absprache für exklusive Abendveranstaltungen gebucht werden kann. Das rund 65 Quadratmeter große Gewölbe ist im „alten“ Schlossgebäude untergebracht und vermittelt die Atmosphäre vergangener Zeiten.


Klassik Open Air auf Schloss Homburg
Quelle: Philipp Ising

All das macht deutlich: Schloss Homburg ist zwar nach wie vor in erster Linie ein Museum, zugleich aber auch ein geeigneter Ort für Veranstaltungen und Empfänge. Dabei ist das Schloss weit mehr als Kulisse: Ziel des Gesamtkonzeptes Schloss Homburg ist es, Besucher und Gäste gleichermaßen zu Kulturerlebnis und Dialog anzuregen. Ein Höhepunkt ist dabei Jahr für Jahr das in Kooperation mit dem Kulturkreis Wiehl e.V., dem Förderverein Schloss Homburg e.V. und dem Förderkreis Kultur in Nümbrecht e.V. durchgeführte Klassik Open Air auf dem Schlossgelände. Im Juli 2019 wird der WDR Rundfunkchor die „Carmina Burana“ von Carl Orff präsentieren.

Ein moderner kulturhistorischer Ausstellungsort
Betrachtet man den Bereich des eigentlichen Museums, so ist aus dem einst kleinen Heimatmuseum auf Schloss Homburg im Laufe der Jahre ein moderner kulturhistorischer Ausstellungsort erwachsen. Sein Themenspektrum reicht von bürgerlichen Lebenswelten und historischen Arbeitsweisen sowie der feudalen Landes- und Herrschaftsgeschichte in der Region bis zur oberbergischen Flora und Fauna und ihren ökologischen Veränderungen im Laufe der Zeit. Neben der Dauerausstellung mit ihren Höhepunkten wie Relikten der ritterlichen Kultur und der barocken Jagd gibt es auch eine Vielzahl stets wechselnder Sonderausstellungen. Dabei steht stets der Ansatz im Vordergrund, regionale Themen aufzugreifen und sie in einen globalen Kontext einzubinden.

Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2014 hat das Museum und Forum Schloss Homburg insgesamt 16 Sonderausstellungen in der Neuen Orangerie und im White Cube realisiert. Der Bogen spannt sich von den Zeichnungen und Cartoons des Karikaturisten Peter Gaymann über die Zeit der Weimarer Republik und die „Golden Twenties in Oberberg“ bis zum interdisziplinären Ansatz der aktuellen Sonderausstellung „Zug der Kraniche – Flügelschläge zwischen Natur, Kunst und Kultur". Weitere Ausstellungen befassten sich beispielsweise mit Avantgarde aus der Provinz und der Arbeit der Porzellan-Manufaktur Spitzer aus Dieringhausen in den 1920er- und 1930er-Jahren oder mit Themen und Werken aus der Käthe Kollwitz Sammlung in Köln und dem Beethoven Haus in Bonn. Die 2016 gezeigte Ausstellung „Beethoven. Evakuiert!“ lieferte ein gutes Beispiel für den auf Schloss Homburg praktizierten Kulturgutschutz im Zweiten Weltkrieg.


Sonderausstellung „Verborgene Schätze“, 2017
Quelle: Manfred Kasper


Vernissage der Sonderausstellung „Zug der Kraniche“, 2018
Quelle: Philipp Ising

Alle Sonderausstellungen wurden entweder in Eigenregie konzipiert und umgesetzt oder von einem der zahlreichen Kulturpartner des Hauses übernommen. Dies mag als Beleg für die bundesweite Vernetzung des Museums und Forum Schloss Homburg dienen. Alle Ausstellungen tragen die Handschrift der langjährigen Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel, die seit 1986 das Museum auf Schloss Homburg leitet und 1987 auch die Leitung des Kultur- und Museumsamtes des Oberbergischen Kreises übernahm. 


Dr. Gudrun Sievers-Flägel
Quelle: Sabine König

Seit nunmehr 32 Jahren hat die promovierte Kulturwissenschaftlerin die inhaltliche und konzeptionelle Ausrichtung des Museums und die Entwicklung der Kulturstätte zu einem multifunktionalen Begegnungszentrum entscheidend geprägt. Mit Engagement, Weitsicht und Fachwissen hat sie auch die Modernisierung und Erweiterung der Anlage maßgeblich mitgestaltet und immer wieder Impulse gesetzt, um die neuen Räumlichkeiten über hochwertige Angebote und innovative Formate zu bespielen. Im Frühjahr 2019 wird Dr. Gudrun Sievers-Flägel sich altersbedingt in den Ruhestand verabschieden. Um das Museum und Forum Schloss Homburg muss einem dabei jedoch nicht bange sein. Sowohl in Sachen Kultur- als auch in punkto Museumsarbeit ist eine gute Basis für die künftige Entwicklung geschaffen worden. Ein Beispiel hierfür ist auch die neue Museumswerkstatt, die im Jahr 2019 als Ort der Begegnung an den Start gehen wird. Dann können in den neu gestalteten Räumen der ehemaligen Burgschänke Besucher aller Altersstufen miteinander kreativ werden. Die museumspädagogischen Praxisprogramme orientieren sich an der Vielfalt der Museumssammlungen und greifen die spezifischen Themen der Wechselausstellungen auf. Neben buchbaren Gruppenangeboten für alle Zielgruppen sind offene Angebote für experimentierfreudige Kinder, Jugendliche und Erwachsene vorgesehen. Darüber hinaus soll die MuseumsWerkstatt auch für Vorträge, Lesungen, Zimmerkonzerte und Schreibwerkstätten zur Verfügung stehen.

Gute Perspektiven für die künftige Entwicklung
Gewiss ist, dass das Museum und Forum Schloss Homburg auch nach dem Abschied von Dr. Gudrun Sievers-Flägel ein beliebter Veranstaltungs- und Ausflugsort bleiben wird. Die Arbeit der letzten Jahre hat ein hervorragendes Fundament geschaffen, um die Zukunft erfolgreich anzugehen und zu gestalten. Kennzeichnend für Schloss Homburg ist und bleibt dabei vor allem die Vielfalt der Angebote, insbesondere der Dreiklang aus Schloss, Museum und Forum. Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage inmitten der für das Homburger Ländchen typischen Mischung aus Wald, Wiesen und Landschaft ist das Schloss prädestiniert für einen Dialog entlang der Themen Natur und Kultur. Ein Dialog, den es in den nächsten Jahren fortzuführen gilt, damit es auch in Zukunft heißt: Wer von Kultur im Oberbergischen Kreis spricht, der kommt an Schloss Homburg nicht vorbei. 


Kreisdirektor Klaus Grootens
Quelle: Oberbergischer Kreis