Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen – ein Kleinod in Monschau
Seit über 20 Jahren betreibt die Stabsstelle Kultur der StädteRegion Aachen einen Ausstellungs- und Begegnungsraum in Monschau. Was als Atelierhaus und Kulturzentrum begann, hat sich zu einem vielbeachteten Museum der Fotografie entwickelt. Mit seinen Projekten und Ausstellungen besitzt das Fotografie-Forum eine innovative Strahlkraft, die weit über die regionalen Grenzen hinausgeht.
Henri Cartier-Bresson, Lee Miller, Jürgen Klauke oder Vivian Maier – sie alle sind bedeutende Stars der Fotografie und waren bereits zu Gast im Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen in Monschau. Seit mehr als 20 Jahren wird das historische Gebäude in der Austraße auf Betreiben der Stabsstelle Kultur der StädteRegion Aachen als Begegnungsraum und Ausstellungsstätte genutzt. Was im Jahr 2002 unter dem Namen „Kunst- und Kulturzentrum (KuK)“ als Atelierhaus und Begegnungszentrum startete, ist längst zu einer Institution für die Fotografie und ihre Geschichte geworden. Neben New York, London oder Paris machten darum bedeutende Fotoausstellungen in den vergangenen Jahren ebenso Halt in Monschau. Retrospektiven zu u.a. Bruce Davidson oder Jacques-Henri Lartigue feierten im kleinen Eifelstädtchen ihre Deutschlandpremiere.

Außenansicht des Fotografie-Forums.
Quelle: Ernst Wawra
Auf drei Etagen mit rund 400 m² zeigt das Fotografie-Forum vier bis sechs Ausstellungen pro Jahr, die es bei freiem Eintritt zu entdecken gilt. Mit rund 30.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich ist das Haus nicht zuletzt Begegnungsort und Ideenschmiede, die sich dem Medium der Fotografie verschrieben hat. Hierbei kann das Fotografie-Forum auf renommierte Partner wie Museen, Galerien und Bildagenturen in der ganzen Welt, wie Magnum Photo Paris, Howard Greenberg Gallery New York oder den Fotohof Salzburg zurückgreifen. Von den stetig wachsenden Netzwerken profitieren nicht nur die Besucherinnen und Besucher, sondern auch Kulturschaffende in der Region, die beispielsweise in Workshops ihre Kompetenzen weiterentwickeln können.

Leiterin und Kuratorin des Fotografie-Forums Dr. Nina Mika-Helfmeier während des Ausstellungsaufbaus.
Quelle: Sabine Rother
In 2025 können sich die Besucherinnen und Besucher auf vier hochkarätige Ausstellungen freuen, die allesamt Premieren sind. „Mit unserem Ausstellungsprogramm möchten wir einen neuen Blick auf das Werk bedeutender Fotografinnen und Fotografen werfen, aber ebenso spannende Fragestellungen des Mediums in den Fokus rücken.“, erläutert Leiterin und Kuratorin Dr. Nina Mika-Helfmeier und ergänzt, „In über 20 Jahren konnten wir uns ein gutes Standing erarbeiten und werden bundesweit von Fachkreisen und der internationalen Presse wahrgenommen. Das verdanken wir nicht zuletzt innovativen Ausstellungskonzepten, unserer Beharrlichkeit sowie guten Netzwerken.“
Mit „About Eve“ präsentiert das Fotografie-Forum zu Beginn des Jahres eine Retrospektive zur bedeutenden Fotografin Eve Arnold, die vor allem für ihre humanistisch geprägte Bildsprache bekannt ist. Ab dem 6. April 2025 widmet sich das Haus dem Thema „Fotokunst im Exil“. Anhand von neun Fotografinnen und Fotografen, die in den frühen 1930er Jahren emigrieren mussten, geht die Ausstellung der Frage nach, wie sich Künstlerinnen und Künstler den Bedingungen der jeweiligen Länder, in die sie geflohen waren, anpassten und wie sie die Fotokunst ebendort nachhaltig beeinflussten. Eine weitere thematische Ausstellung lädt ab Juni dazu ein, ein „anderes Sehen“ zu erlernen. Mit „Die Tugend der Reduktion“ nimmt das Fotografie-Forum Fragen rund um die Themen Komposition und Motivfindung in den Blick. Um die 160 Aufnahmen präsentieren ganz unterschiedliche künstlerische Zugänge und laden zu einem visuellen Parkour ein. Als erste Einrichtung in Deutschland zeigt das Haus gegen Ende des Jahres eine Retrospektive zum österreichisch-britischen Fotografen und Kameramann Wolf Suschitzky.

Cristina De Middel, An Obstacle in the Way (Una Piedra en el Camino), aus der Serie: Journey to the center, 2021
Quelle: Cristina de Middel/Magnum Photos
Fotografinnen und Fotografen aus der Region bekommen während des vom Fotografie-Forums veranstalteten Fotografie-Festivals die Möglichkeit, gemeinsam mit internationalen Größen der Fotografie auszustellen. Unter dem Motto „Allianzen“ fand das Festival bereits 2021 sowie 2023 statt und wird 2025 wieder viele Gäste in die Region locken. Die rund 20 geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen im kommenden Herbst wollen den Dialog zwischen international renommierten Fotografinnen und Fotografen sowie regionalen Kulturschaffenden anregen. Durch die verstärkte Beteiligung von Kulturinstitutionen aus den Niederlanden und Belgien, werden gleichsam Netzwerke gefestigt, die über die Landesgrenzen hinausgehen und sich über die gesamte Euregio erstrecken.
Das Fotografie-Forum verleiht alle zwei Jahre den Kunstpreis für Fotografie, der bedeutende Fotografinnen und Fotografen für ihr Lebenswerk sowie ihre Verdienste zur Etablierung der Fotografie als neue Kunstform auszeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis haben bisher Barbara Klemm und Helga Paris erhalten. Er ist verbunden mit einer Ausstellung im Fotografie-Forum.
Mit seinem 2022 eingerichteten Lernatelier möchte das Fotografie-Forum Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen umfassenden Einblick in das Medium der Fotografie ermöglichen. Die aktuellen Ausstellungen im Fotografie-Forum dienen dabei als Startpunkt für inhaltliche Diskussionen sowie pädagogisch-künstlerische Auseinandersetzungen. Bei kostenfreien Führungen und Workshops werden die Jugendlichen für die Nutzung und Rezeption von Bildern sensibilisiert. Vor dem Hintergrund von KI oder Fake News ist es dem Fotografie-Forum ein großes Anliegen, zu einer kritisch-reflektierten Nutzung von Medien beizutragen und gleichzeitig den Spaß und die Neugier an der Fotografie zu wecken.
Durch gezielte Ankäufe und Schenkungen ist in den vergangenen Jahren im Fotografie-Forum eine bedeutende Sammlung von Fotokunst entstanden. Der Bestand von über 500 Fotografien soll der Öffentlichkeit in Zukunft über ein Online-Archiv zugänglich gemacht werden. Durch die Digitalisierung der Sammlung soll sichtbar gemacht werden, welche fotografischen Schätze sich in Monschau verbergen.
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| Meike Eiberger Quelle: Juliane Guder |
