Für eine demokratische und von Vielfalt geprägte Gesellschaft

24. Oktober 2024: Von Jessie Paczulla, Soziologin, Kreisintegrationszentrum, Kreis Mettmann

Partizipation ist ein wesentliches Element, wenn man über die Demokratie und deren Wichtigkeit sprechen möchte. Durch kreative „Mitmachangebote“ wie das „ME against racism“ Festival oder niedrigschwellige Zugänge, z.B. durch den „Wissenssnack“, erleichtert der Kreis Mettmann den Weg in nachhaltige, demokratiefördernde Strukturen.

Demokratische Werte und Strukturen sind keine Selbstverständlichkeit und müssen immer wieder in den Fokus der Gesellschaft gerückt werden. Eine vielfältige und gerechte Gesellschaft mit demokratischen Werten ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben. Dieses Zusammenleben wird immer wieder durch demokratiefeindliches und diskriminierendes Gedankengut gestört. Das Aufkommen und Erstarken von rechtsextremen Strukturen in ganz Europa führen zu Herausforderungen für alle Menschen, die eine vielfältige, demokratische Gesellschaft schätzen und jene, die von Diskriminierungen betroffen sind. Insbesondere die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass es in der Gesellschaft einen großen Bedarf gibt, sich zu gesellschaftspolitischen Themen zu äußern, Haltung zu zeigen oder sich zu informieren. Jedoch werden die Themen des öffentlichen Diskurses immer komplexer und dynamischer, und manchmal fehlt im (Arbeits-) Alltag die Zeit, sich mit den unterschiedlichen Perspektiven zu beschäftigen und sich selbst zu reflektieren. Hierbei kommt der Erhalt und dem Verständnis demokratischer Werte als Lebensgrundlage unserer Gesellschaft in all diesen Spannungsfeldern eine besondere Bedeutung zu.
Mit dem Projekt "Wissenssnack" bietet das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Mettmann eine Möglichkeit, sich niedrigschwellig über verschiedene gesellschaftliche Themen in kompakten Einheiten einen ersten Eindruck zu verschaffen, sich selbst zu reflektieren oder bereits vorhandenen Wissen aufzufrischen. Die Themenauswahl der Snacks erstreckt sich hierbei von Diversität, Rassismus, Klassismus, LGBTIQ*, Sexismus und Gesundheit bis hin zu Reflexionsprozessen der eigenen Person und Haltung. Hierbei werden sowohl die Oberthemen, als auch spezifischere Unterthemen, wie z.B. postkoloniale Klassismuskritik oder Abwertungsmechanismen gegenüber wohnungslosen- oder langzeitarbeitslosen Menschen aufbereitet. Mit den Wissenssnacks können sich alle Interessierten leicht zugänglich 2-3 Mal im Monat über das ganze Jahr verteilt zu den verschiedenen Schwerpunkten informieren. Dabei dauern die Einheiten nicht länger als 45-60 Minuten. Interessierte können sich einfach online zuschalten, ohne dass große Erwartungen an Kamera oder Ton gestellt werden. Dies ermöglicht es den Teilnehmenden, anonym und unkompliziert an den Einheiten teilzunehmen und sich von den Informationen „berieseln" zu lassen. Falls sich inhaltliche Fragen ergeben, gehen die Referierenden am Ende jedes Snacks noch auf diese ein. Um eine möglichst weite Zielgruppe zu erreichen, wurden die Wissenssnacks thematisch in eine Reihenfolge gebracht, ohne eine Teilnahme an vorherigen „Snacks“ vorauszusetzen. Deshalb ist es jederzeit möglich, die Themen auszuwählen, die für einen persönlich interessant sind. Die Wochentage sowie Uhrzeiten variieren ebenfalls, um sowohl die Zivilgesellschaft als auch die Fachkräfte in Institutionen zu erreichen.


"Me against rasism" Festival
Quelle: Kreis Mettmann

Bei polarisierenden Themen gelingt der Einstieg häufig besser, wenn man ein Angebot schafft, welches zum einen eine weite Zielgruppe anspricht und zum anderen in einen größeren Kontext eingebunden ist. Hierzu gehört auch das „ME against racism“ Festival. Dieses wurde jetzt bereits zum 4. Mal in Kooperation mit der Kreisstadt Mettmann und engagierten Vereinen umgesetzt. Ziel hierbei ist eine niedrigschwellige Ansprache in einem fröhlichen und entspannten Kontext. Kinder- und Jugendliche, aber auch Erwachsene werden im ersten Teil des Festivals durch einen Tanzwettbewerb angesprochen. Die Tanzenden sind dazu angehalten, eine Botschaft in ihre Choreografie einzubauen und diese künstlerische zu überbringen. Dies kann durch die Musikauswahl, Plakate, Outfits oder ähnliches erfolgen. Die Zuschauenden haben jederzeit die Möglichkeit, an zahlreichen Informationsständen ins Gespräch zu kommen und sich Informationsmaterialien mitzunehmen. Sowohl die Teilnehmenden als auch die Begleitpersonen haben so einen gemeinsamen Zugang zur Thematik. Der zweite Teil des Festivals besteht aus Musikacts, die sowohl regional als auch überregional bekannt sind. Insbesondere bei Bands aus dem Kreis Mettmann ist eine Teilnahme und die damit einhergehende Positionierung beliebt. Sowohl die lokalen als auch die überregionalen Bands ziehen ein breites Publikum an und geben im Laufe ihres Auftritts immer wieder Statements zur Thematik ab. Auch hier ergibt sich eine gute Möglichkeit, die Ernsthaftigkeit des Themas in einem entspannten Rahmen zu platzieren und so auch Menschen zu erreichen, die sich möglicherweise weniger mit dem Thema beschäftigen.
Ein essenzieller Teil hierbei ist auch die Ausweitung des Netzwerkes der engagierten Menschen im Kreisgebiet. Das Kennenlernen der Initiativen vor Ort und der Austausch über diese Themen regt zu einer eigenen Aktivierung an. Für betroffene Menschen werden zeitgleich die Beratungsangebote aber auch die Solidarisierung mit ihnen sichtbar.
Deutlich bemerkbar und eindeutig müssen auch die Positionierungen der Behördenleitungen, hier des Landrates und der Bürgermeisterin sein. Diese haben mit kurzen, prägnanten Statements zur Eröffnung der Veranstaltung eine eindeutige und öffentliche Positionierung gegen Rassismus und Rechtsextremismus eingenommen und bestärkt.
So können nachhaltig Strukturen geschaffen werden, um einen niedrigschwelligen Eingang in die Zivilgesellschaft zu ermöglichen und betroffenen Menschen die volle Solidarität zukommen zu lassen.
Sowohl das Festival als auch der Wissenssnack sind durch die Beteiligung an dem Landesprojekt „NRWeltoffen- gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ gefördert.


Jessie Paczulla
Quelle: Kreis Mettmann