Gigabit- und Mobilfunkkoordination als Bindeglied zwischen den Kommunen
Ein schnelles und stabiles Breitband-Internet ist mittlerweile ein entscheidender Faktor für die Ansiedlung von Unternehmen und die Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern. Der Bedarf an hochbitratigen Anschlüssen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Spürbar wurde dies nicht zuletzt während und nach der Corona Pandemie.
Trotz vieler Ausbaumaßnahmen gibt es jedoch immer noch unterversorgte Gebiete in sogenannten „weißen Flecken" oder „grauen Flecken“. Aber auch in besser versorgten Gebieten wird eine Anbindung mit der zukunftsfähigen Glasfaserleitung immer wichtiger. Daher setzen die Kommunen der StädteRegion Aachen auf eine gemeinsame Koordination des Ausbaus und eine Verbindung mit anderen digitalen Themen wie Smart Cities und Mobilfunk. Die Entwicklungen in der Region zeigen dabei, dass sie sich auf der interkommunalen Erfolgsspur befindet.
Um einen flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und den Netzbetreibern notwendig. Die Gigabitkoordination und auch die neue Mobilfunkkoordination können hierbei eine wichtige Rolle spielen. Die Koordination zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren ermöglicht eine effiziente und zielgerichtete Umsetzung der vielfältigen Ausbauvorhaben. Eine gute interkommunale Koordination kann auch dazu beitragen, dass der Ausbau effizienter gestaltet werden kann, wenn Ausbaugebiete und der Fokus der Unternehmen nicht an Gemeindegrenzen enden.
Seit 2015 fördert die Bundesrepublik Deutschland den Ausbau der sogenannten "weißen Flecken" in mit weniger als 30 Mbit/s unterversorgten Gebieten. Die StädteRegion Aachen hat sich als einer der ersten Kreise in NRW zum Funktionsziel eines flächendeckenden Glasfaserausbaus bekannt. Für die drei Kommunen Alsdorf, Herzogenrath und Würselen wird daher seitdem der Ausbau der „weißen Flecken“ durch die StädteRegion koordiniert. Hierbei werden derzeit noch mehr als 3000 Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen. Dem Erfolg dieses Programms wollen sich nun auch weitere Kommunen anschließen und im „graue Flecken Programm“ ebenfalls die Geschicke in die interkommunale Hand legen. Bei dem nun anlaufenden Projekt werden sechs der regionsangehörigen Kommunen direkt beteiligt sein.
Der Erfolg der interkommunalen Zusammenarbeit für die digitale Strukturentwicklung der Region zeigt sich allerdings nicht nur in den Breitbandförderprogrammen, sondern vor allem in der intensiven und guten Zusammenarbeit mit allen regionsangehörigen Kommunen. So werden bspw. in den nächsten Jahren eigenwirtschaftliche Maßnahmen mit mehr als 50.000 anzuschließenden Haushalten in allen Kommunen koordiniert. Die Gigabitkoordination übernimmt hier für die Kommunen die Rolle als Vermittlerin und bündelt Fachwissen, welches oftmals nicht effizient in jeder einzelnen Kommune vorgehalten werden kann. Der Angang der Unternehmen, der fachliche Austausch, der Überblick über Versorgungslagen und Bedarfe, sowie die fachliche Einschätzung, Betreuung und Begleitung für die Kommunen sind Leistungen der Gigabitkoordination, die den Kommunen nur bei einer intensiven interkommunalen Zusammenarbeit zur Verfügung stehen können.
Noch deutlicher wird der Vorteil interkommunaler Zusammenarbeit im Falle des Mobilfunks. Da gerade dieser nicht an Gemeindegrenzen Halt macht, ist die Mobilfunkkoordination seit dem Sommer 2022 eine perfekte Ergänzung zur ganzheitlichen Aufstellung der digitalen Infrastruktur. Nicht nur ist es für die Netzbetreiber und Towercompanies oftmals leichter eine zentrale Ansprechperson in der Region zu haben und ermöglicht dadurch auch einen effizienteren Ausbau des Mobilfunknetzes. Gerade im Bereich Mobilfunk fehlt den einzelnen Kommunen oft das entsprechende Know-How und der Überblick über die Notwendigkeiten, da es sich nicht um ihr alltägliches Geschäft handelt. Hinzu kommen oftmals verzweigte Bürokratieebenen und Antragsverfahren durch die ein schneller und zielgerichteter Ausbau nicht beschleunigt wird. Auch für Bürgerinnen und Bürger ist dies vielmals undurchsichtig und schwierig sich in diese Prozesse miteinzubringen. In der Mobilfunkkoordination findet sich nun eine zentrale Ansprechpartnerin oder ein zentraler Ansprechpartner für Bevölkerung, Netzbetreiber, Towercompanies und Behörden. Hier sollen alle Anliegen gebündelt und koordiniert, Hilfestellungen und Vermittlungsleistungen angeboten werden. Und auch hier ist festzustellen, dass ein regionsweiter Überblick in vielen Belangen von großem Vorteil ist. Nach Einführung der Mobilfunkkoordination hat der Mobilfunkausbau in der StädteRegion Aachen neue Fahrt aufgenommen, das Bewusstsein in den Behörden hat zugenommen und das Interesse am Thema ist hoch.
Herzstück dieser interkommunalen Zusammenarbeit in beiden Themen ist vor allen Dingen auch der Austausch unter den Kommunen. Oftmals können auf diesem Wege ähnliche Problemstellungen, Wünsche und Ideen angesprochen und konkretisiert werden. Durch die strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung der StädteRegion auf die umfassende digitale Strukturentwicklung in der engen Verzahnung von Gigabit- und Mobilfunkkoordination, können daher auch viele weitere wichtige Themen für die Kommunen bearbeitet werden. So werden derzeit Smart City Anwendungen zur Internetversorgung schwer zu erreichender Altstadtlagen, zur Einrichtung von Parkraum- oder Tourismusmonitoring projektiert und die Möglichkeiten im Tourismussektor in Zusammenhang mit Mixed Reality (XR/MR/AR/VR) umfassend aufgestellt. Auch die Bereitstellung von öffentlichem WLAN und die Förderung von digitalen Angeboten in der Verwaltung können dazu beitragen, die digitale Infrastruktur und die Lebensqualität vor Ort zu verbessern.
Gigabit- und Mobilfunkkoordination der StädteRegion Aachen zeigen daher in vielfältiger Hinsicht das Erfolgspotenzial enger interkommunaler Zusammenarbeit im Bereich der Digitalen Infrastruktur. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, Netzbetreibern und anderen Akteurinnen und Akteuren kann dazu beitragen, dass die digitale Infrastruktur verbessert und somit die Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität gesteigert wird. Dies gelingt in der StädteRegion Aachen in beispielhafter Weise durch die interkommunale Vernetzung im Städteregionshaus.
Lars Kleinsteuber
Quelle: Barbara van Rey