Koordination Digitalität in der Bildung - Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams

11. August 2022: Von Antonia Weggebakker, Koordinatorin für Digitalität in der Bildung, Kreis Viersen

Im Kreis Viersen wurde im September 2020 die Koordination „Digitalität in der Bildung“ ins Leben gerufen. Die Koordinierungsstelle versteht sich als Prozessbegleitung und Nahtstelle zwischen den Akteuren, die an der Querschnittsaufgabe der digitalen Schulentwicklung beteiligt sind. Diese Stelle ist beim Kreis Viersen als Schulträger verortet. Nur indem die Grenzen des eigenen Systems – dem System Schule und dem System Schulträger – sowie die Hürden zwischen inneren und äußeren Schulangelegenheiten überwunden werden und Verständnis für das Handeln des Anderen geschaffen wird, können die Schuldigitalisierung und das Lehren und Lernen in einer Kultur der Digitalität gelingen.  

In fast allen Berufs- und Lebensbereichen hat eine Vernetzung der analogen und digitalen Welt stattgefunden. Der Einsatz digitaler Endgeräte und der tägliche Umgang mit digitalen Tools ist fester Bestandteil der heutigen Gesellschaft, die von einer Kultur der Digitalität[1] geprägt ist. Infolgedessen ist die Förderung von Medienkompetenzen bei Kindern und Jugendlichen unverzichtbar geworden. Die Bildungsinstitution Schule und der kommunale Schulträger nehmen im Zuge dessen eine zentrale Rolle ein und müssen sich gleichzeitig selbst der Herausforderung der digitalen Transformation stellen: Wie kann zeitgemäßer digitaler Unterricht pädagogisch-didaktisch gestaltet werden? Welche Medientechnik und welche Software eignen sich je nach Schulform für die Förderung der Medienkompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern?
Dabei geht es nicht um die bloße Bereitstellung und den Einsatz von Hard- und Software im Unterrichtsalltag, sondern um einen ganzheitlich zu betrachtenden digitalen Schulentwicklungsprozess, in den Akteure verschiedener Systeme involviert sind. Hauptakteur ist nicht nur das System Schule, also die Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und insbesondere die Schülerinnen und Schüler selbst, sondern im Rahmen der inneren Schulangelegenheiten auch Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsicht, die Medienberatenden der Bezirksregierung sowie der kommunale Schulträger als Verantwortlicher der äußeren Schulangelegenheiten. Erweitern lässt sich dieser Kreis darüber hinaus um externe projektbeteiligte Akteure: Im Rahmen von schulinternen Lehrerfortbildungen sind das zum Beispiel externe Referierende, bei Medienausstattungsprojekten des Schulträgers IT-Dienstleister oder Fachplanungsbüros.

Nahtstelle zwischen den Akteuren
Um dieser Querschnittsaufgabe gerecht zu werden, bedarf es einer koordinierenden Stelle, die als Nahtstelle zwischen den handelnden Akteuren fungiert und die langfristige und nachhaltige Zusammenarbeit dieser multiprofessionellen Teams begleitet.
Seit September 2020 gibt es im Kreis Viersen die Koordination „Digitalität in der Bildung“. Dem vorausgegangen war eine wissenschaftliche Bedarfsanalyse des Learning Labs der Universität Duisburg-Essen, über die anhand von Interviews, Online-Befragungen und einem Workshop die Bedarfe bei der digitalen Schultransformation sämtlicher Akteure ermittelt wurden: von den beteiligten Abteilungen beim Schulträger, den Schulleitungen der sechs kreiseigenen Schulen über Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern bis hin zu den Medienberatenden der Bezirksregierung Düsseldorf für das Schulamt Kreis Viersen und der Schulaufsicht für die Generale „Bildung in der digitalen Welt“.
Das zentrale Ziel der Koordinierungsstelle ist das digitale Lernen und Lehren an den sechs kreiseigenen Schulen und deren Schulstandorten zu fördern und auszubauen. Die Tätigkeitsschwerpunkte der Koordination lassen sich in Konstellationen mit verschiedenen Akteuren in verschiedene Handlungsfelder einteilen.

Koordination „Digitalität in der Bildung“ als Nahtstelle zwischen den Akteuren bei der digitalen Schultransformation

 

Koordination „Digitalität in der Bildung“. - Quelle: Kreis Viersen

Zusammenarbeit innerhalb des Schulträgers
Innerhalb der Kreisverwaltung moderiert die Koordination Arbeitsgruppensitzungen zwischen den am Schuldigitalisierungsprozess beteiligten Ämtern und Abteilungen wie dem Gebäudemanagement, der Abteilung für Informations- und Kommunikationstechnik und der Schulverwaltung. Im Sinne des agilen Projektmanagements werden in den Sitzungen für die jeweiligen Digitalisierungsprojekte an den Schulstandorten gemeinsam die nächsten Prozessschritte abgestimmt. Parallel dazu müssen schulträgerintern neue Standards und Prozesse geschaffen werden. Dies geschieht über das Einrichten eines Schul-IT-Supports und eines Standardwarenkorbs für Medientechnik bis hin zur fristgerechten Inanspruchnahme von Finanzmitteln aus den Förderprogrammen des Landes und damit einhergehend zur internen Abwicklung ebendieser. Neben diesem Standardisierungsbedarf unterliegt das System Schulträger bei der Projektumsetzung kommunalrechtlichen Vorgaben, zum Beispiel im Rahmen von Ausschreibungen zur Beschaffung von Medientechnik.

Zusammenarbeit mit den kreiseigenen Schulen
An einigen Schulen nimmt die Koordination an den schulinternen Arbeitskreisen zur digitalen Schulentwicklung teil. Darin geht es inhaltlich um die Medienkonzeptarbeit, den konkreten Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht unter Berücksichtigung der individuellen pädagogischen Schwerpunkte sowie um die Qualifizierung des Kollegiums im Umgang mit Hard- und Software. Dabei berät sie, gibt fachliche Impulse oder unterstützt bei der Planung und Durchführung pädagogischer Fachtage. Auf diese Weise können die Schulen auf dem Weg der digitalen Transformation begleitet werden und es wird sichergestellt, dass die durch den Schulträger angeschaffte Hard- und Software nachhaltig in den Unterrichtsalltag integriert wird. In diesen Arbeitskreisen aufkommende Fragen zu Digitalisierungsprojekten können über die Koordinationsstelle wiederum in die Arbeitsgruppe des Schulträgers mitgenommen und besprochen werden.

Zusammenarbeit des Schulträgers mit den Schulen und der Schulaufsicht
Auch direkte Austauschtreffen zwischen der Schule, dem Schulträger und der Schulaufsicht werden von der Koordinatorin moderiert. So wurden hierfür zuletzt zwei Austausch- beziehungsweise Planungsgruppen initiiert: die Arbeitsgruppe Schul-IT und die Planungsgruppe Medienentwicklung. In ersterer treffen sich die verantwortlichen Akteure des Schulträgers (IT-Abteilung, Schulverwaltung, Gebäudemanagement) alle vier bis sechs Wochen mit den Medienbeauftragten der kreiseigenen Schulen. Auf operativer Ebene wird über Medienausstattungsprojekte informiert und sowohl schulische als auch schulträgerspezifische Bedarfe besprochen. Dabei richten sich die pädagogischen Bedarfsmeldungen der kreiseigenen Schulen danach, ob es sich um die beiden Berufskollegs, die drei Förderschulen mit verschiedenen Förderschwerpunkten oder um das Weiterbildungskolleg handelt. Durch die aufkommende Bedarfsheterogenität je nach Schulform, entsteht ein Spannungsbogen zum Bedarf des Schulträgers nach der Standardisierung der technischen Ausstattung. Dies gilt es durch eine offene und transparente Kommunikation und gemeinsamen Austausch aufzulösen.
In der Planungsgruppe Medienentwicklung wird der Kreis der Teilnehmenden erweitert: Unter Einbezug der Schul- und Amtsleitungsebene, der Medienberatenden der Bezirksregierung Düsseldorf für das Schulamt Kreis Viersen sowie einer Vertreterin der Schulaufsicht für die Generale „Bildung in der digitalen Welt“, werden in den aktuell halbjährlich stattfindenden Sitzungen strategische Maßnahmen und Ziele im Rahmen der Medienentwicklungsplanung und Medienkonzeptarbeit aufeinander abgestimmt. Dies ermöglicht es, die pädagogischen Bedarfe der Schulen in Einklang mit der Medienentwicklungsplanung des Kreises Viersen als Schulträger zu bringen.

Fazit
Die Koordination „Digitalität in der Bildung“ nimmt bei der digitalen Schulentwicklung eine zentrale Rolle ein: als Nahtstelle zwischen den verschiedenen Abteilungen innerhalb des Schulträgers, vom Schulträger hin zu den kreiseigenen Schulen, als Mitarbeitende in schulinternen Arbeitskreisen sowie als Ansprechperson für externe Projektbeteiligte. Für einen auf lange Sicht erfolgreichen digitalen Schulentwicklungsprozess müssen die individuellen Bedarfe und Interessen der verschiedenen Systeme in Einklang gebracht werden. Dies impliziert auch, wie es bei der Koordinierungsstelle des Kreises Viersen bereits umgesetzt wird, dass die Hürden zwischen inneren und äußeren Schulangelegenheiten überwunden werden müssen.

Antonia Weggebakker
Quelle: Kreis Viersen

[1] Geprägt wurde der Begriff maßgeblich von Felix Stalder in Kultur der Digitalität (2016).