Kulturelle Vielfalt im Hochsauerlandkreis
Mit einer Fläche von annähernd 2.000 qkm ist der Hochsauerlandkreis (HSK) flächenmäßig der größte Kreis im Land NRW. Rund 261.000 Menschen finden hier ihre Heimat. Der Hochsauerlandkreis ist einer der fünf Kreise der Region Südwestfalen, der drittstärksten Industrieregion Deutschlands. Das Sauerland ist zudem auch als Tourismusregion landes- und bundesweit anerkannt.
Über einige hauptamtlich geführte Kultureinrichtungen hinaus ist die Vielfalt der kulturellen Angebote in der Fläche des Hochsauerlandkreises in hohem Maße dem ehrenamtlichen Engagement der Menschen vor Ort zu verdanken. Mit Kreativität und Bereitschaft zur gegenseitigen Vernetzung haben die Akteure – in der Regel auf Basis von Vereinsstrukturen – der Region ein eigenständiges kulturelles Profil gegeben. Der Hochsauerlandkreis sieht sich in der Pflicht, dieses ehrenamtliche Engagement finanziell und durch hauptamtliche Arbeit zu unterstützen. Gemeinsam gilt es, das kulturelle Erbe einer Region zu sichern, zukunftsweisende Impulse und Perspektiven zu entwickeln und neue Formen einer zielgruppenorientierten kulturellen Teilhabe für alle Menschen in der Region zu kreieren.
Angebote für Kulturkonsumenten und die Möglichkeit zum eigenen kulturellen Lernen und Wirken werden von den hier lebenden Menschen als wichtiger Bestandteil von Lebensqualität im Wohn- und Arbeitsumfeld begriffen. Mit Blick auf die Probleme des demographischen Wandels, die sich insbesondere in den sehr ländlichen Teilen des Kreises abzeichnen oder bereits vorhanden sind, ist ein qualitativ hochwertiges, generationsübergreifendes und identitätsstiftendes Kulturangebot vor Ort ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl von Arbeitsstätte und Wohnort. Die öffentliche Förderung und flächendeckende Unterstützung solcher Angebote sind somit für den Hochsauerlandkreis auch Teil einer aktiven Wirtschaftsförderung.
Mit Blick auf diese Maxime unterstützt der Hochsauerlandkreis folgende kulturelle Sparten - eigenverantwortlich oder begleitend.
Das Museumswesen
Das Museums- und Kulturforum Südwestfalen, in vierjähriger Bauzeit entstanden durch Neubau und Renovierung des Sauerland-Museums in Arnsberg, ist sicherlich eines der engagiertesten Kulturprojekte des Hochsauerlandkreises. Nach aufwendiger Renovierung des „alten“ Gebäudeteiles, dem Landsberger Hof, wurde dieser Gebäudekomplex im September 2018 mit einer völlig neu entwickelten Dauerausstellung wiedereröffnet. Ein angeschlossener Neubau für Sonderausstellungen und kulturelle Veranstaltungen auf drei Etagen wird voraussichtlich im September 2019 eingeweiht.
Die Dauerausstellung beinhaltet thematisch die Geschichte des ehemaligen Herzogtums Westfalen – im Volksmund auch „kurkölnisches Sauerland“ genannt – von den Anfängen bis in die Gegenwart. Die Ausstellung ist nach modernsten Gesichtspunkten neu konzipiert und gestaltet.
Die Finanzierung eines solchen Projekts war nur mit maßgeblicher Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Landschaftsverbandes Westfalen/Lippe denkbar. Dementsprechend etablierte der Hochsauerlandkreis das Projekt frühzeitig in die „Regionale Südwestfalen 2013“, einem Strukturförderprogramm des Landes.
Seit nun schon 14 Jahren betreibt der Hochsauerlandkreis das Netzwerk „Museumslandschaft“. Was im Jahr 2005 mit wenigen Heimatstuben begann, entwickelte sich in den Folgejahren zu einem umfangreichen Netzwerk, zu dem aktuell 49 Ausstellungsräume gehören. Ihre Themen sind breit gefächert. Manche Heimatstuben und kleinere Museen haben sich spezialisiert und schließen eine thematische Lücke, andere Ausstellungshäuser präsentieren die Geschichte ihrer Region. Der Hochsauerlandkreis hat es sich zum Ziel gesetzt, die vorwiegend ehrenamtlich geführten Ausstellungsräume gemeinsam zu vermarkten, die Museums- und Heimatstubenbetreiber zu schulen und die Kommunikation zwischen den Häusern zu fördern. Geleitet wird das Netzwerk vom Sauerland-Museum.
Das neue Sauerland-Museum: das „Museums- und Kulturforum Südwestfalen“
Quelle: Hochsauerlandkreis
Die Bergbaumuseum Ramsbeck GmbH mit ihren beiden Gesellschaftern Gemeinde Bestwig und Hochsauerlandkreis gilt als Beispiel gelungener interkommunaler Kulturarbeit. Das Museum präsentiert unter dem neuen Namen „Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck“ im ehemaligen Verwaltungs- und Kauengebäude die örtliche Bergbaugeschichte. Besichtigt werden können das ehemalige Direktorenzimmer, die Lohnhalle und die Kaue, in der immer noch die Kleiderröhren unter der Decke hängen. Eine Mineralienausstellung und eine Halle mit bergbautypischen Großmaschinen runden das Besichtigungsangebot ab. Die Gäste erleben hier eine Zeitreise durch über 1.000 Jahre Bergbaugeschichte im Sauerland. „Highlight“ des „Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck“ ist die Einfahrt mit der Grubenbahn 1,5 Kilometer tief in den Dörnberg. Dort tauchen die Gäste in die ehemalige Arbeitswelt der Kumpel des Erzbergbaus ein.
Heimatpflege
In enger inhaltlicher Verbindung mir den Zielen des Museumsnetzwerkes stehen die Aktivitäten im Rahmen der Heimatpflege. Mit der Verantwortung für die Geschäftsführung des „Sauerländer Heimatbund“ und des „Trägerverein Mundartarchiv Sauerland“ im Fachdienst Kultur/Musikschule leistet der Hochsauerlandkreis hauptamtliche Unterstützung für zahlreiche ehrenamtlich Tätige im Bereich der Heimatpflege. Der „Sauerländer Heimatbund“ mit seiner 100-jährigen Vergangenheit sieht sich in den Arbeitsfeldern Kultur und Geschichte als eigenständiger Akteur und Unterstützer der zahlreichen Heimat- und Dorfvereine im Kreisgebiet. Mit der Forderung nach Vernetzung und weiterer hauptamtlicher Unterstützung setzt sich der Verein mit seinem Konzept „Kultur ist uns MehrWert“ für die Entwicklung einer zukunftsorientierten Kulturarbeit ein, die dem demograhischen Wandel gerecht wird. Kreative Ideen und ein hoher Gestaltungwille sind Basis dieser innovativen Zielsetzungen.
Der „Trägerverein Mundartarchiv Sauerland“ sichert durch die Archivierung der Sauerländer Mundarten in Ton und Schrift die heute noch gesprochenen Ortdialekte dieser regionalen Sprachform. Gepaart mit Veranstaltungen zur Heimat-und Mundartpflege leistet der „Trägerverein Mundartarchiv Sauerland“ einen Beitrag zum sprach- und kulturgeschichtlichen Profil des Sauerlandes.
August Macke
Eingebunden in ein Gesamtkonzept zur Würdigung des in Meschede geborenen Künstlers August Macke werden vom Hochsauerlandkreis im dreijährigen Rhythmus sowohl der August-Macke-Preis als auch der August-Macke-Förderpreis vergeben. Organisation und Ausrichtung der Preisvergabe sind Aufgaben des Fachdienstes. Beide Preise sind von Sponsoren gestiftet und dienen neben dem Andenken an August Macke auch als Anerkennung neuen künstlerischen Schaffens.
Musik im Sauerland – Eine Vernetzung von Laien- und Berufsmusik
Regional profilbildend ist eine immense Vielfalt an Angeboten für Kulturkonsumenten und Kulturschaffende im Bereich „Musik“ Insbesondere die durch Ehrenamt geprägte Laienmusik mit ihrer Vielzahl an Chören und Orchestern - überwiegend aus dem Blasmusikwesen – bereichert das Kulturleben im Hochsauerlandkreis in hohem Maße. Durch die finanzielle Unterstützung überregionaler Schulungsmaßnahmen der drei im Hochsauerlandkreis beheimateten Sängerkreise und des Volksmusikbundes leistet der Kreis einen Beitrag bei der Umsetzung der verbandsinternen Ausbildungsprogramme.
Die Musikschule Hochsauerlandkreis, eine öffentliche musisch–kulturelle Bildungseinrichtung in Trägerschaft des Kreises, ist ebenfalls in die Ausbildungskonzeptionen der Laienmusikverbände eingebunden. Als professioneller Ausbildungspartner sieht sie sich in dieser Aufgabe auch als „Drehscheibe“ zwischen Laien- und Berufsmusik. In der Abteilung „Studienvorbereitende Ausbildung“, die seit etlichen Jahren eine der Kernaufgaben der Musikschule Hochsauerlandkreis darstellt, werden junge Musikerinnen und Musiker strukturiert und den individuellen Zielen und Bedürfnissen entsprechend auf die Aufnahmeprüfungen für Musikstudiengänge vorbereitet. Für die angehenden Studentinnen und Studenten bedeutet dieses Angebot Chancengleichheit im Vergleich mit Schülerinnen und Schülern aus den kulturintensiveren Ballungsräumen des Landes. Es hilft darüber hinaus auch den im ländlichen Raum immer noch herrschenden Bedarf an professionell ausgebildeten Musikpädagogen zu decken. Die Musikschule Hochsauerlandkreis ist mit ihren annähernd 5.000 Schülerinnen und Schülern und über 70 Lehrkräften eine der größten Musikschulen bundesweit.
Die Laienmusik in Vereinsstrukturen – im Sauerland eine lange Tradition
Quelle: Dietmar Anlauf / vmb-nrw
Als Projekt im Rahmen der „Regionalen Kulturpolitik des Landes NRW“ öffnen sich seit 20 Jahren alljährlich im Oktober und November in der Kulturregion Sauerland für vier Wochen Werkshallen, Museen und Kinosäle, um dem internationalen Brassfestival „Sauerland-Herbst“ eine Plattform für Blechblasmusik auf Weltklasseniveau zu bieten. Das Festival hat sich in der internationalen Brassszene einen festen Platz erobert und Künstlerinnen und Besucher genießen gleichermaßen die besondere Atmosphäre des „Sauerland-Herbst“. Das „Kulturbüro Sauerland“, angesiedelt beim Hochsauerlandkreis ist verantwortlich für die Organisation der Konzertreihe. Über dieses personelle Engagement hinaus ist der Hochsauerlandkreis als Veranstalter auch an der allgemeinen Finanzierung des Festivals beteiligt.
Die Gruppe „Mexican Brass“ beim Sauerland-Herbst 2018
Quelle: Hochsauerlandkreis
Das Musikbildungszentrum Südwestfalen in Schmallenberg-Bad Fredeburg dokumentiert mit seiner intensiven Nutzung ebenfalls den hohen Stellenwert der Laienmusik im Hochsauerlandkreis. Das Zentrum wurde mit Mitteln der „Regionale 2013“, des Hochsauerlandkreises und der Stadt Schmallenberg neu gebaut bzw. umgebaut. Vorrangiges Ziel war und ist es nach wie vor, für die Laienmusik in Südwestfalen neben optimalen infrastrukturellen Rahmenbedingungen auch musikalische Bildungsangebote vorzuhalten, Dies geschieht durch eine zielorientierte Vernetzung von Laienmusik und professionellem Musikschaffen. Bereits vor dem Umbau wurde das Gebäude - damals noch im Besitz und teilweiser Nutzung des Bauernverbandes – seitens der Laienmusik als Probenort mit Übernachtungs- und Verpflegungskapazitäten genutzt. Heute bietet das Zentrum mit seinen drei Sälen und zehn Proberäumen akustisch optimierte Bedingungen. Darüber hinaus verfügt das Haus über ein hochwertiges Instrumentarium: Orchesterschlagwerk, Harfe, 4 Flügel, Kontrabässe, eine viermanualige Kirchenorgel sowie diverses technisches Equipment für moderne Musikstile und Besetzungen. 130 Betten und ein professionelles Cateringkonzept machen das Musikbildungszentrum Südwestfalen zu einem wichtigen und intensiv nachgefragten Begegnungs-, Veranstaltungs- und Probenort. Über die Funktion als Belegakademie hinaus soll das Musikbildungszentrum aber auch Aufgaben und Herausforderungen der Region aufnehmen und dafür spezielle musikpädagogische Angebote entwickeln. Dazu wurde ein gemeinnütziger Förderverein gegründet, der mit Hilfe eines Fachbeirates die Bedürfnisse der Region erkennt und entsprechende Programme entwickelt.
Das Musikbildungszentrum Südwestfalen und Schmallenberg-Bad Fredeburg
Quelle: Musikbildungszentrum Südwestfalen
Internationale Partnerschaften
Der Hochsauerlandkreis pflegt seit vielen Jahren Kreispartnerschaften mit Regionen in Schottland, Polen und Israel. Bei diesen internationalen Austauschen über die Themen Erziehung, Bildung, Kultur, Sport und Wirtschaft erweisen sich insbesondere die musikalischen Begegnungen für alle Seiten als gewinnbringend.
Die gemeinsamen Probenphasen und regelmäßigen gegenseitigen Besuche von Orchestern und Chören führen nicht nur zu einem regen Erfahrungsaustausch, sondern sind darüber hinaus oftmals Grundlage für eine engagierte inhaltliche Weiterentwicklung der beteiligten Gruppen.
Landräte Dr. Karl Schneider, Hochsauerlandkreis und Tom Kerr, West-Lothian/Schottland beim Austausch von Geschenken
Quelle: Hochsauerlandkreis
Ulrich Papencordt
Quelle: Hochsauerlandkreis