Kulturschätze im Rhein-Erft-Kreis – Das Keramion in Frechen
Das Keramion ist eines der wenigen spezialisierten Museen für Keramik in Deutschland und ein architektonisches Meisterwerk. Das 1971 in Frechen für die Sammlung von Dr. Gottfried Cremer errichtete Gebäude beherbergt heute die größte private Sammlung zeitgenössischer Keramik in Europa und steht seit 2002 unter Denkmalschutz.
Das Gebäude

Das Keramion in Frechen soll eine Töpferscheibe symbolisieren.
Quelle: Werner Stapelfeldt, NRW-Stiftung
Die visionäre Entwurfsidee der Ausstellungshalle stammt vom renommierten Architekten Peter Neufert. Seine Gestaltung lehnt sich symbolisch an eine Töpferscheibe mit darauf platziertem Gefäß an, wobei das flach geschwungene Dach die zentrale Rolle spielt. Dieses wurde von dem Bauingenieur Stefan Polónyi als freitragende Stahlbetonschale entworfen, die auf fünf trichterförmigen Stützen ruht. Die Gebäudehülle selbst ist tragend und benötigt keine zusätzliche Konstruktion. Das kreisrunde Bauwerk aus Stahlbeton ragt in etwa 6 Metern Höhe über eine umlaufende Glasfassade aus. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich ein konisches Oberlicht in Form eines Rotationshyperboloids, dass das Tageslicht bis ins Untergeschoss lenkt. Die geometrisch präzise Konstruktion der Schale, die auf fünf Punkten ruht, wurde basierend auf idealen statischen Bedingungen entwickelt, sodass die Schnittkräfte unter Last in jedem Punkt und in jeder Richtung gleich groß sind. Die Form und Statik der Schale sind so optimiert, dass sie in wesentlichen Bereichen nur 8 cm stark ist, was die außergewöhnliche Ingenieurskunst verdeutlicht.
Die Architektur des Keramion wird durch vier von außen herangeführte Leitwände ergänzt, die mit großformatigen Keraion-Platten verkleidet sind. Diese Wände umrahmen das parkartige Grundstück und schaffen eine harmonische Abgrenzung zum öffentlichen Raum. Im Jahr 2012 wurde nördlich des Hauptgebäudes ein Pavillon für Museumspädagogik und Büroflächen hinzugefügt.

Auch dieses Werk von Pablo Picasso ist im Keramion zu sehen: „La Tarasque”, 1954
Quelle: Helge Articus
Die Sammlungen
Das Keramion in Frechen beherbergt eine bedeutende Kollektion von keramischer Kunst und Kunsthandwerk, die von zwei Hauptsammlungen geprägt ist: Die Unikat- und Studiokeramik der „Sammlung Cremer/Museum Keramion“ und die Sammlung „Rheinisches keramisches Kulturerbe“ als Dauerleihgabe der Stadt Frechen.
Die Sammlung Cremer/Museum Keramion, ursprünglich zusammengetragen von Dr. Gottfried Cremer (1906 – 2005), ist in Europa als größte Privatsammlung keramischer Kunst bekannt. Diese einzigartige Zusammenstellung umfasst über 5.000 Einzelstücke von mehr als 500 Keramikerinnen, Keramikern und Künstlerinnen sowie Künstlern aus dem In- und Ausland.
Dr. Cremer, ein bedeutender Frechener Steinzeug-Unternehmer und Präsident der Deutschen Keramischen Gesellschaft, begann bereits vor der Errichtung des Keramion im Jahr 1971, Kontakte zu internationalen Keramikkünstlern zu pflegen. Durch seine Teilnahme an Symposien und Ausstellungen konnte er bedeutende Werke erwerben, die heute einen zentralen Bestandteil der Sammlung bilden. Auch nach der Übergabe des Keramions an die Stiftung und seiner Umwandlung in ein öffentliches Museum wurde die Sammlung kontinuierlich erweitert und um zahlreiche zeitgenössische Werke ergänzt.
Die Sammlung umfasst bedeutende Werke von international anerkannten Künstlern wie Hans Coper, dessen Arbeiten als einige der wichtigsten britischen Studiokeramiken des 20. Jahrhunderts gelten, und Lucie Rie und Beate Kuhn, deren Werke im Victoria and Albert Museum in London und im Deutschen Museum München zu sehen sind.
Weitere bedeutende Künstler wie Robert Sturm, Klaus Schultze und Stefanie Hering sind ebenfalls in der Sammlung vertreten. Die London-Gruppe, die 1968 international bekannt wurde, hat ebenfalls zahlreiche Unikate im Keramion hinterlassen. Internationale Größen wie Pablo Picasso, Gilbert Portanier und Bernard Leach gehören zur Sammlung, die die globale Bedeutung unterstreichen. Auch Keramiker aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, wie Gertraud Möhwald und Heidi Manthey, sind mit herausragenden Arbeiten vertreten.
Neben der Sammlung Cremer ist das Keramion auch für seine bedeutende Sammlung „Rheinisches keramisches Kulturerbe“ bekannt, die als Dauerleihgabe der Stadt Frechen zur Verfügung steht. Diese Sammlung umfasst bedeutende Beispiele rheinischer Keramikkunst, wie Bartmannkrüge des 16. bis 19. Jahrhunderts, die durch ihre einzigartige Verzierung und weitreichende Verbreitung als Vorratsgefäße weltweit Anerkennung fanden.
Der Bartmannkrug

Das Symbol der rheinischen Keramiktradition: Bartmannkrüge, Frechen, Steinzeug, 1600 Jh., Dauerleihgabe der Stadt Frechen.
Quelle: Keramion
Der Bartmannkrug genießt als Gefäß ein Alleinstellungsmerkmal in der Keramiktradition. Es handelt sich überwiegend um Trink- oder Schenkkrüge, die am Hals mit der plastischen Auflage eines bärtigen Gesichtes verziert sind. Die Krüge wurden von Kaufleuten in alle Welt verschifft. Gesunkene Frachtschiffe vor den Küsten Südamerikas, Afrikas und Australiens sowie Japans und Indonesiens zeugen davon, dass die Krüge als Vorratsgefäße auf den Schiffen in Gebrauch waren oder in den fremden Ländern verkauft wurden.
Der Bartmannkrug war ein Symbol der rheinischen Keramiktradition. Das Keramion hat sich durch innovative Projekte wie „Bartmann weltweit gesucht“ einen Namen gemacht, indem es die globale Bedeutung dieser Tradition hervorhebt und international forscht.
Neben der umfangreichen Sammlung von Bartmannkrügen bewahrt das Keramion bedeutende historische Keramiken des Rheinlandes, darunter die Ooms'sche Keramik (1919 - 1933) und Irdenware, bleiglasierte und farbig bemalte Bildschüsseln des 18. und 19. Jahrhunderts. Vor allem die Ooms'sche Keramik verdeutlicht die anhaltende Bedeutung der Frechener Keramikproduktion und ihre Alleinstellung für die Region mit ihren Baukeramikfliesen im Majolikasaal der Kölner Messe aus den 1920er Jahren.
Die Sammlungen des Keramion bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung und Vielfalt der keramischen Kunst von historischen bis zeitgenössischen Werken und stellt einen bedeutenden kulturellen Schatz für die Region und Deutschland dar.
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| Christine Otto Quelle: Zandra Harms |
Klaus Gutowski |
Engelbert Schmitz |


