Monitoring zur Digitalisierung im Schulbereich

12. August 2022: Dr. Claudia Böhm-Kasper, Bildungsmonitoring, und Markus Rempe, Leiter Fachdienst Bildung, Kreis Lippe

Das Regionale Bildungsnetzwerk im Kreis Lippe hat ausgehend von einem Impuls aus der Bürgermeisterkonferenz im Herbst 2020 ein Monitoring zur Digitalisierung im Schulbereich aufgebaut. Das Monitoring basiert auf einer Befragung der lippischen Schulträger sowie Lehrkräften. Durch einheitliche Indikatoren schafft das Monitoring eine deutlich erhöhte Transparenz zum Stand der Digitalisierung an den lippischen Schulen und bietet eine interkommunale Vergleichsmöglichkeit für alle Schulträger im Kreis Lippe. Es liefert darüber hinaus einen guten Einblick in die pädagogische Praxis des digitalen Medieneinsatzes an den lippischen Schulen und gibt Hinweise auf konkrete Unterstützungs- und Fortbildungsbedarfe der Lehrkräfte.

Ausgangssituation und Entstehungsprozess
Die digitale Transformation in Bildung und Schule stellt Land, Städte und Gemeinden gleichermaßen vor große Herausforderungen. Sowohl die Ausstattung der Schulen als auch die pädagogischen Konzepte bedürfen einer grundlegenden Neuausrichtung durch die Schulträger. Hierfür haben Bund, Land und Kommunen in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel bereitgestellt.
Im Kreis Lippe hat die Bürgermeisterkonferenz Fragestellungen thematisiert, inwieweit sich die allgemeinbildenden Schulen im Kreisgebiet bereits auf den Weg gemacht haben; auf welchem Stand die technische Ausstattung ist, wie die Umsetzung an den Schulen aussieht und wo es Handlungsbedarf gibt. Der öffentliche Druck auf die Schulträger, ihre Anstrengungen bei der Ausstattung und Breitbandanbindung von Schulen zu intensivieren und natürlich auch zu dokumentieren ist erheblich. Daraus erwuchs der Auftrag an das Regionale Bildungsnetzwerk und das Bildungsmonitoring zur Erarbeitung eines möglichst regelmäßigen Monitorings zum Stand der Digitalisierung im Schulbereich für den Kreis Lippe.
Die genaue Zielstellung des Monitorings, die inhaltliche Konkretisierung wie auch die praktische Umsetzung wurden im Arbeitskreis Schulentwicklung des Fachdienstes Bildung mit allen lippischen Schulträgern und unter Einbindung des kommunalen Medienzentrums sowie der Bezirksregierung (zuständige Schulaufsichten und Giga-Bit-Geschäftsstelle) besprochen. Im Ergebnis wurde das Monitoring zur Digitalisierung im Schulbereich in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil wurden in einer Schulträgerbefragung die technischen Voraussetzungen und die Ausstattungsbedingungen an den Schulen erfasst und im zweiten Teil wurden Lehrkräfte der lippischen Schulen insbesondere zu ihrem konkreten digitalen Medieneinsatz befragt.

Schulträgerbefragung
Die Schulträgerbefragung sollte für die einzelnen Kommunen und ihre Schulstandorte den Stand der Digitalisierung transparent und nachvollziehbar machen. Dabei war es insbesondere den Bürgermeistern wichtig, auf Basis einheitlicher Indikatoren eine interkommunale Vergleichsmöglichkeit zu schaffen. Daraus sollten Handlungsfelder, gemeinsame Aktivitäten und Handlungsmaßnahmen abgeleitet und geprüft werden können.
Die Online-Befragung im März 2021 hat sich auf die folgenden Inhalte konzentriert: Stand der Medienentwicklungsplanung in der Kommune, Stand des Fördermittelbeantragung und des Fördermittelabrufs; Breitbandanbindung (Technik, Bandbreiten, Glasfaseranbindung); Ausstattung der Unterrichtsräume (Netzwerkverkabelung, Stromversorgung, WLAN, Präsentationstechnik); Endgeräte für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte (Art und Anzahl); Kommunikationsmittel (Email, Chat- und Videosysteme); Pädagogische Netzwerke und Lernmanagementsysteme sowie die Organisation von Administration und Support in den Kommunen und an den Schulen.
Beispielhaft illustrieren die ausgewählten Ergebnisse zur Netzinfrastruktur wie zur Ausstattung der Unterrichtsräume den Stand der Rahmenbedingungen an den Schulstandorten.


Netzinfrastruktur an den lippischen Schulen/Anzahl der Schulstandorte
Quelle: Kreis Lippe


Ausstattung der Unterrichtsräume /Anzahl der Schulstandorte
Quelle: Kreis Lippe

Die mit dem Monitoring erreichte Transparenz zu den in den Schulen genutzten Lernmanagementsystemen schafft vielfältige Möglichkeiten der gezielten Vernetzung und Unterstützung der Schulen.


Nutzung verschiedener Lernmanagementsysteme/ Anzahl der Schulstandorte
Quelle: Kreis Lippe

Die Ergebnisse haben die Schulträger für die Fortführung ihrer Medienentwicklungsplanung erhalten. Hierbei bietet der Kreis Lippe mit seinem Medienzentrum konkrete Unterstützung an.

Lehrkräftebefragung
Die an die Schulträgerbefragung anschließende Befragung der lippischen Lehrkräfte hatte vor allem zwei Fragestellungen im Fokus: In welcher Form und in welchem Umfang kommen an den lippischen Schulen digitale Endgeräte zum Einsatz und welche Unterstützungsbedarfe haben die Lehrkräfte hinsichtlich der digitalen Mediennutzung?
Die Pandemie und die Notwendigkeit des Distanzlernens beschleunigte ab März 2020 jegliche Digitalisierungsvorhaben. Seit dem Schuljahr 2021/22 findet der Regelunterricht wieder in Präsenz statt. Nun standen die Fragen im Fokus, ob die Ausstattung der Schulen den neuen pädagogischen Anforderungen genügen, wo Nachbesserungen mit Blick auf die Art und den Umfang der angeschafften Digitaltechnik notwendig sind und in welchem Umfang die Medienkompetenz der Lehrkräfte zum Umgang mit den neuen technischen Möglichkeiten bereits vorhanden ist oder noch ausgebaut werden muss.
Den Fragebogen für die Lehrkräfte hat eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Medienzentrums, des Bildungsmonitorings, der Bezirksregierung (Giga-Bit-Geschäftsstelle), der Schulaufsicht sowie Schulleitungen erarbeitet. Die Befragung wurde mit Unterstützung der Schulaufsichten des Kreises Lippe vom Regionalen Bildungsnetzwerk des Kreises als Onlineerhebung zwischen November 2021 und Januar 2022 durchgeführt. Alle Angaben wurden anonym erfasst, damit ist die Zuordnung zu Schulorten ist nicht möglich. Insgesamt haben sich 860 lippische Lehrkräfte aller Schulformen an der Befragung beteiligt. Dies entspricht einer durchschnittlichen Quote von 21,3 Prozent.
Konkret wurde im Rahmen der Befragung ermittelt, welche digitalen Geräte im Unterricht zum Einsatz kommen beziehungsweise von Lehrkräften und/oder Schülerinnen und Schülern genutzt werden (Präsentationsmedien, verschiedene Endgeräte).
Die Erfassung der Art des digitalen Medieneinsatzes an den Schulen und der Frage wie die Geräte und die Möglichkeiten der Digitalisierung in Schule und Unterricht eingesetzt werden, basiert auf dem SAMR-Modell (Ruben Puentedura 2006[1]). Das SAMR-Modell beschreibt 4 Stufen, wie digitale Medien das Lehren und Lernen verändern können und welcher pädagogische Mehrwert dabei erzeugt werden kann. Es ermöglicht Lehrkräften eine Reflexion, wie sie digitale Medien und Werkzeuge in ihren Unterricht integrieren.


SAMR-Modell zur Integration von Lerntechnologie
Quelle: Grafik Adrian Wilke (https://adrianwilke.de/web/samr)

Ausschnitthaft zeigt die Abbildung (Abb.5) für die Stufe 1 des SAMR-Modells anhand einiger Beispiele wie häufig Lehrkräfte Ansätze der Substitution analoger Medien zunächst ohne funktionale Veränderungen zum Einsatz bringen.


Art des Einsatzes digitaler Medien/ SAMR-Modell Stufe I Substitution
Quelle: Kreis Lippe

Darüber hinaus haben die Lehrkräfte im Rahmen der Befragung die schulischen Ausstattungsbedingungen bewertet sowie ihren Unterstützungs- und Fortbildungsbedarf benannt.
Der Fortbildungsbedarf wurde für folgende Bereiche ermittelt: Elemente des Medienkompetenzrahmens, Einsatz von Lernmanagementsystemen, Arbeiten mit digitalen Medien, Arbeiten mit öffentlich zugänglichen Lernmaterialien, Distanz- und Hybridunterricht, Erste Hilfe bei technischen Fragen, Rechtliche Fragen und Erstellung des Medienkonzepts.

Fazit und Perspektive
Das Monitoring zur Digitalisierung im Schulbereich ermöglicht den unterschiedlichen Akteuren des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Lippe (Medienzentrum, Schulaufsicht, Schulträgern, Kompetenzteam, Schulleitungen etc.) einen weitreichenden Überblick des Digitalisierungstands an Schulen. Grundlage sind gemeinsam entwickelte, einheitliche Indikatoren, hierdurch entsteht Transparenz und dies ermöglicht eine deutlich verbesserte Positionsbestimmung. Damit erhöht sich zugleich die Sicherheit bei Entscheidungen insbesondere für die Schulträger. Und es entsteht ein Klima, in dem nicht vermeintliche Unzulänglichkeiten im Mittelpunkt stehen und viele Diskussionen bestimmen, sondern die Anstrengungen aller Beteiligten im zeitlichen Verlauf sichtbar werden. F Herausforderungen wird nach passenden Lösungsansätzen gesucht. Aus diesem Grund ist eine Folgebefragung im Sommer/Herbst 2022 in Vorbereitung.
Das Medienzentrum Lippe wird sich zukünftig verstärkt den Herausforderungen der Digitalisierung in der Bildung stellen und im Verbund mit Wissenschaft und Forschung unterstützende und ergänzende Bildungsangebote zu den Kompetenzbereichen des Medienkompetenzrahmens NRW bieten.
Im Februar 2022 veröffentlichte das Schulministerium NRW die „Digitalstrategie Schule NRW – Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ Umsetzungsstrategie bis 2025 mit drei zentralen Handlungsfeldern. Wesentliche im Rahmen der Befragung geäußerten Fortbildungs- und Unterstützungsbedarfe sind hier aufgegriffen und werden über die Bezirksregierungen, die Kompetenzteams der Lehrerfortbildung sowie die Medienberaterinnen in Zusammenarbeit mit den Medienzentren zeitnah umgesetzt.

Dr. Claudia Böhm-Kasper

Quelle: Kreis Lippe

Markus Rempe


[1] Ruben R. Puentedura: Transformation, Technology, and Education (2006)
    http://www.hippasus.com/resources/tte/