Mühlenkreis 2.0 – das digitale Landleben
Was macht unser Dorfleben im Kreis Minden-Lübbecke aus? Der Plausch mit dem Nachbarn am Gartenzaun? Das sonntägliche Treffen auf dem Fußballplatz beim Spiel der Kinder? Das Schützenfest oder die Feier im Dorfgemeinschaftshaus? Fest steht: Wir alle genießen den Zusammenhalt und die Kontakte in den Dörfern, doch das ist durch den demografischen Wandel in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Der digitale Wandel allerdings bietet den 120 Dörfern und Orten im Kreis eine große Chance: Die Dorf-Webseiten und die App DorfFunk im Rahmen des VITAL.NRW geförderten Projektes Mühlenkreis 2.0
Umfangreiches Werbematerial wurde für die Öffentlichkeitsarbeit erstellt.
Quelle: Kreis Minden Lübbecke
Mit elf Modelldörfern gestartet
Wie können digitale Service- und Dienstleistungen das Leben auf dem Land attraktiver machen? Ein Klick auf die Dorf-Webseite oder ein Fingertipp in die App DorfFunk beantwortet das seit dem Start des Projektes Mitte 2018 sehr anschaulich. Was früher über den Dorf-Funk im »Tante Emma Laden« oder in der Kneipe um die Ecke die Runde machte, zeigt jetzt eine digitale Kommunikationsplattform – und die ist für jeden einzelnen Ort ganz individuell gestaltet.
Die digitale Gemeinschaft im Dorf.
Quelle: Fraunhofer IESE
Eines der elf Modelldörfer mit denen das Projekt gestartet ist, ist zum Beispiel der Rahdener Ortsteil Wehe. Er ist bekannt für sein unglaublich aktives Vereinsleben und dort waren es auch die Vereine, von denen der Anstoß kam, mitzumachen. »Die digitale Kommunikation ist die Zukunft« ist der Leitspruch der Weher und so kommen die Inhalte für die Weher Dorf-Webseite und auch von den Vereinen selbst. Andere Dörfer haben andere Motivationen mitzumachen, wie etwa Hedem in Preußisch Oldendorf. »Wir haben 580 Einwohner und schrumpfen«, sagt Eva Rahe aus der Hedemer Dorfgemeinschaft, die gleichzeitig als so genannte ehrenamtliche »Kümmerin« das Projekt in ihrem Heimatort begleitet. Das Ziel der Hedemer ist es deshalb, über den digitalen Weg – parallel zum analogen – für mehr Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft zu sorgen.
„Kümmerer“ informieren über die Möglichkeiten und das Angebot der Kommunikationsplattform.
Quelle: Pia Steffenhagen-Koch
Ehrenamtliche Kümmerer aus den Dörfern pflegen die Plattform und fungieren als AnsprechpartnerInnen im Dorf. Schulungen zur technischen und redaktionellen Gestaltung der Dorf-Webseiten, zum Umgang mit dem geschaffenen Angeboten, etc. runden das Angebot im Dorf ab. Auch Anja Kittel als Ortsvorsteherin von Espelkamp-Fiestel sagt über die Teilnahme des Ortes: »Wir sehen dieses Projekt als Chance für Fiestel, unsere Ortschaft noch lebenswerter zu gestalten und gemeinsam mit den anderen zehn Modelldörfern eine zukunftsfähige ‚smarte Versorgung‘ voranzubringen.«
Kleinanzeigen, Termine oder einfach zwanglos plaudern
Die App DorfFunk auf dem Smartphone.
Quelle: Fraunhofer IESE
Die DorfPages - die Dorf-Webseiten - informieren z.B. über Neuigkeiten, Einrichtungen vor Ort, anstehende Veranstaltungen rund um das Dorf und die Vereinsarbeit. Diese Informationen können direkt in der DorfFunk-App geteilt werden, um die BürgerInnen auch mobil zu erreichen. Mit der DorfFunk-App - der Kommunikationszentrale - können BürgerInnen zum Beispiel Hilfe anbieten, Gesuche einstellen oder zwanglos miteinander plauschen. Aber auch einen neuen Besitzer für das Kinderbett zu finden oder sich abends nochmal schnell mit den anderen aus dem Dorf zu unterhalten, ist kein Problem.
Aktuell sind über 35 Dorf-Webseiten in Arbeit beziehungsweise freigeschaltet und werden überwiegend sehr gut angenommen – zum Teil über 1.500 „echte“ Besucher je Dorf-Webseite monatlich. Über 3.600 Menschen im Mühlenkreis nutzen die App. Seit 2019 unterstützt das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering IESE mit Sitz in Kaiserslautern die Modelldörfer bei der Umsetzung des digitalen Projekts. Es wird Mühlenkreis 2.0 auch weiterhin begleiten, das Hosting hat aber mit Mittwald CM Service GmbH & Co. KG aus Espelkamp ein regionaler IT-Dienstleister übernommen. »Wir wollen eine starke regionale Community schaffen – für alle Altersgruppen«, erklärt Florian Jürgens von Mittwald. Die 11 Städte und Gemeinden im Kreis sind ebenfalls in die SMARTversorgten Dörfer eingebunden und tragen mittlerweile die jährlich anfallenden Lizenzgebühren für die App.
Ein Projekt mit Zukunft
Bereits über 100 Dörfer gehören zu den Digitalen Dörfern in Deutschland.
Quelle: Fraunhofer IESE
Für den Verein Bündnis ländlicher Raum im Mühlenkreis e.V., der das Projekt mit etwa 105.000 Euro Förderung koordiniert hat, ein gutes Zeichen, dass der Traum des digitalen Landlebens nachhaltig weitergeht und damit auch die große Chance für die Dörfer durch das Projekt. Ziel ist weiterhin, die Dorf-App in allen 120 Dörfern und Orten des Kreises an den Start zu bringen und zu etablieren.
Der Weg ins digitale Landleben ist denkbar einfach und läuft als erste Ansprechpartnerin über Dr. Pia Steffenhagen-Koch in der Geschäftsstelle des Vereins Bündnis ländlicher Raum. Und wer jetzt denkt – das wäre auch etwas für meinen Heimatort – kann sich sofort und digital detaillierte Informationen und Erfahrungen von ihr persönlich holen: In der Folge des Überlandflieger Podcastes mit Dr. Pia Steffenhagen-Koch (https://open.spotify.com).
Dr. Pia Steffenhagen-Koch
Quelle: Kreis Minden Lübbecke