Nachhaltigkeit im Kreis Euskirchen: Von der Strategie zur Umsetzung

12. Januar 2023: Von Lisa Rodermann, Kreisentwicklung und Planung, Nachhaltigkeitskoordinatorin, und Saskia Gall-Röhrig, Kreisentwicklung und Planung, Klimaanpassungsmanagement, Kreis Euskirchen

Als global nachhaltige Kommune legt der Kreis Euskirchen einen großen Wert auf die nachhaltige Entwicklung des Kreises und verankert nachhaltiges Handeln stetig. Konzepte helfen bei der strategischen Ausrichtung und erleichtern die Akquise von Fördermitteln. Der Kreis als öffentliche Behörde ist sich seiner Vorbildrolle gegenüber kreisangehörigen Kommunen und der Bevölkerung bewusst und nimmt auch die eigenen Kreisliegenschaften in den Blick.

Globale Trends beeinflussen das Handeln auf lokaler Ebene: Starkregenereignisse, wie bspw. die Flut im Sommer 2021 führen zu katastrophalen Auswirkungen, dagegen sorgen Dürreperioden für Ernteeinbußen bei der Landwirtschaft und zu einer Knappheit der Ressource Wasser und veränderte klimatische Bedingungen sorgen für einen Verlust der Artenvielfalt. Parallel führen der demografische Wandel und die Migrationsbewegungen zu einem bunter und älter werdenden Kreis Euskirchen. Durch die fortschreitende Digitalisierung werden sich Arbeitsprozesse und alltägliche Handlungen verändern. Auch der Kohleausstieg im Rheinischen Revier beeinflusst unsere Zukunft. Eine nachhaltige Entwicklung des Kreises ist daher Grundvoraussetzung für den Erhalt der Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen.

Konzeption                                                                                         
In der Nachhaltigkeitsstrategie als Dachstrategie einer nachhaltigen Kreisentwicklung sind derzeit Ziele und Maßnahmen in einem Handlungsprogramm zu priorisierten Themenfeldern zusammengefasst. Darüber hinaus konkretisieren Fachkonzepte, wie bspw. das Klimafolgenanpassungskonzept die verankerten Ziele und Maßnahmen. Beide Konzepte sind in einem partizipativen Prozess erarbeitet und politisch beschlossen worden. Durch den transparenten Prozess und die stetige Einbindung der Fachabteilungen der Kreisverwaltung sowie weiterer externer Akteure ist ein akzeptiertes und ambitioniertes Zielsystem entstanden, welches als Grundlage für die nachhaltige Entwicklung des Kreises dient. Aktuell wird die Nachhaltigkeitsstrategie um weitere Themenfelder ergänzt. Ende des Jahres 2022 wurde zudem der erste Nachhaltigkeitsbericht des Kreises veröffentlicht, der alle Aktivitäten darstellt.

Umsetzung
Die in den Konzepten verankerten Maßnahmen werden sukzessive umgesetzt. Nachfolgend werden Beispiele erläutert, die einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
Bis 2025 werden Kreisliegenschaften durch die Anlage von Blühwiesen, Pflanzung von Hecken, Sträuchern und Bäumen sowie durch die Schaffung von Nistmöglichkeiten für verschiedene Arten ökologisch aufgewertet. Die Flächen liegen sowohl am Kreishaus, als auch an kreiseigenen Schulen oder im Außenbereich. Parallel werden Flächen entlang der Kreisstraßen zu so genannten Biodiversitätstrittsteinen oder bandartigen Verbindungen umfunktioniert, was ebenfalls einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Begleitend werden die Maßnahmen gegenüber der Öffentlichkeit kommuniziert, so informieren Schautafeln an den Flächen z.B. über die vorhandenen Pflanzen. Ein im Rahmen des Projektes produzierter Kurzfilm soll zudem die Anlage von Blühflächen erklären, um die Bevölkerung zur Nachahmung anzuregen. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und steht in direktem Zusammenhang mit einem nachhaltigen Strukturwandel im Rheinischen Revier. 


Erdarbeiten vor dunkler Fassade zur bodengebundenen Fassadenbegrünung am Abfallwirtschaftszentrum Kreis Euskirchen.
Quelle: Kreis Euskirchen

Am Abfallwirtschaftszentrum des Kreises Euskirchen werden mehrere Fassaden verschiedener Gebäude durch eine bodengebundene Fassadenbegrünung mit dem Ziel einer reduzierten thermischen Belastung am Standort begrünt. Der Standort ist stark versiegelt und die dunkle Farbe der Fassaden führt zu einer zusätzlichen Erhitzung der Umgebung, die zu einer Belastung der Arbeiterinnen und Arbeiter führt. Für die Begrünung werden Pflanzen verwendet, welche heimisch und / oder klimaresilient sind. Es werden zudem verschiedene Pflanzengattungen verwendet, um auf der einen Seite eine möglichst lange Blühperiode zu erreichen und auf der anderen Seite das Ausfallrisiko der Begrünung zu minimieren. Die Fassadenbegrünung dient somit der Verbesserung des Mikroklimas für die Mitarbeitenden und der Erhöhung der Biodiversität durch die Schaffung von neuen Habitaten und Nahrungsgrundlagen für Insekten, Vögel und Nagetiere. Zudem wird der Retentionsraum durch Schaffung von Pflanzbeeten erhöht. Durch die hohe Frequentierung des Standortes wird auch eine Außenwirkung auf die Zivilgesellschaft sowie verschiedene andere Akteure erzielt. Nach Fertigstellung wird es außerdem Führungen für Kommunen und interessierte Gewerbetreibende geben. Das Projekt ist gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen von REACT EU und der Richtlinie zu Klimawandelvorsorge in Kommunen.


Geplante und bereits umgesetzte Maßnahmen am Abfallwirtschaftszentrum Kreis Euskirchen.
Quelle: Kreis Euskirchen

Auch der Klimaschutz wird am Standort des Abfallwirtschaftszentrums auf einer Fläche von 64 ha vorangebracht, indem die Altdeponie zu einer multifunktionalen Energielandschaft aufgewertet wird. Am Standort befindet sich bereits eine Photovoltaikanalage, ein Biomasseheizkraftwerk sowie ein Gasmotorenkraftwerk, welches die Deponiegase zur Stromerzeugung nutzt. Um die klimaneutrale dezentrale Energieversorgung des Kreises Euskirchen weiter zu stärken, soll ein Ausbau der Photovoltaikfreifläche erfolgen und die Installation von Kleinwindkraftanalagen getestet werden. Die Installation der Kleinwindkraftanlagen wird hierbei durch das Land Nordrhein-Westfalen über die Billigkeitsrichtlinie gefördert. Es wurde außerdem im Rahmen einer Potentialanalyse untersucht, inwiefern die am Standort anfallenden biogenen Abfallstoffe zur Erzeugung von Wasserstoff und Methan geeignet sind. Hierzu wurden vom deutschen Biomasseforschungszentrum verschiedene Verfahren inklusive einer techno-ökologisch-ökonomischen Betrachtung analysiert. Als am besten geeignetes Verfahren konnte die Festbettvergasung identifiziert werden, welche sowohl zur Herstellung von Methan als auch Wasserstoff genutzt werden kann und zudem eine Nutzung der Abwärme ermöglicht. Im weiteren Verlauf soll die Eignung verschiedener Anlagen in Bezug auf die Nutzung der anfallenden biogenen Reststoffe geprüft werden. Das Projekt der multifunktionalen Energielandschaft ist ein Pilotprojekt, welches die Erprobung verschiedener Systeme erlaubt und auf andere Bereiche übertragbar ist.

Ausblick
Mit Umsetzung der Projekte wird ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Kreis Euskirchen geleistet. Durch die erarbeiteten Konzepte und bereits entwickelten Projektideen sollen zukünftig weitere Fördermittel akquiriert werden, damit eine stetige Umsetzung erfolgen kann. Klimaschutz und Klimafolgenanpassung werden dabei immer integriert betrachtet und im Sinne der Nachhaltigkeit konsequent weiterverfolgt. Über die Aktivitäten der nachhaltigen Entwicklung des Kreises soll der Nachhaltigkeitsbericht regelmäßig berichten und zu diesem Zwecke fortgeschrieben und veröffentlicht werden sowie als Monitoringinstrument zur Zielerreichung der Nachhaltigkeitsstrategie dienen.

Lisa Rodermann

Quelle: Kreis Euskirchen

Saskia Gall-Röhrig