Projekt „Demokraten für den Frieden“ eint Kreis Coesfeld

08. Februar 2019: Von Kulturreferentin Swenja Janning und Dezernent Detlef Schütt, Kreis Coesfeld

In politisch und gesellschaftlich unruhiger Zeit ist ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur europäischen Wertegemeinschaft wohl wichtiger denn je. Bereits im Sommer des Jahres 2017 fanden die elf kreisangehörigen Kommunen und der Kreis Coesfeld selbst, dass es an der Zeit sei für ein starkes, orts-, partei- und konfessionsübergreifendes Signal. Deshalb, aber auch mit Blick auf das Reformationsjahr, den Katholikentag 2018 in Münster und den diesjährigen Kirchentag in Dortmund entstand die Gemeinschaftsausstellung „Demokraten für den Frieden“, an der sich auch die Kirchen aktiv beteiligten – basierend auf einem Konzept, das Christine Sörries als langjährige Kulturabteilungsleiterin des Kreises erarbeitet hatte und das die volle politische Unterstützung von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und seinen Bürgermeisterkollegen fand.


Eröffnung der Ausstellung im Kreishaus: Schülerin Emma Edelbusch (vorne) aus Lüdinghausen stellte ihre Geschichtsarbeit vor
Quelle: Kreis Coesfeld, Markus Kleymann

„Was Zorn nicht erreicht, schafft Milde oft leicht“ – dieser Spruch aus dem Markus-Evangelium ist eines der ausgewählten Zitate, die dabei im Mittelpunkt stehen. Ehrenamtlich engagierte Menschen im Kreis Coesfeld entschieden sich für persönlich bedeutsame Zeilen und wurden damit fotografisch porträtiert. Ob Bibelspruch, Koranvers, Literaturzitat oder politisches Statement: Über 200 Bilder sind inzwischen entstanden und zeigen eine große weltanschauliche Vielfalt – mit einem ganz klaren Grundkonsens: Unsere Demokratie ist der Garant für ein Leben in Frieden, Stabilität und Freiheit, und der ökumenische und interreligiöse Dialog prägt unser Gemeinwesen nachhaltig. Damit zeigen die Abgebildeten buchstäblich Flagge und setzen auch ein Zeichen gegen den grassierenden Zorn unserer Tage – man denke nur an die gewalttätigen Ausschreitungen in Chemnitz, den Protest der „Gelbwesten“ in Paris, an das dramatische Ringen um den Brexit im britischen Parlament oder an die Tiraden eines Donald Trump.


Quelle: Felix Hüsch-Waligura

Als Gegenpol entstanden und entstehen großformatige Banner mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien, die an öffentlichen Gebäuden im Kreis Coesfeld ausgehängt wurden – begleitet von einer zentralen Ausstellung im Coesfelder Kreishaus und einer langfristigen Zeitungsserie: Pro Tag wurde auf der regionalen Kreisseite jeweils ein Banner vorgestellt – quasi als „Countdown“ im Vorfeld eines Großereignisses. Denn eine Auswahl dieser großformatigen Bilder wurde auch im Mai 2018 beim Katholikentag in Münster im Congresszentrum der Halle Münsterland gezeigt – als interaktives Angebot: Interessierte konnten sich vor Ort für einen passenden Spruch entscheiden und wurden vom Sendener Profi-Fotografen Felix Hüsch-Waligura abgelichtet, der die Serie insgesamt künstlerisch gestaltete. Damit wurden sie Teil eines lebendigen, dynamischen und anschaulichen Projektes.


Quelle: Felix Hüsch-Waligura

Verschiedene Mitmachaktionen werden auch beim „Abend der Begegnung“ im Rahmen des Kirchentages im Juni 2019 in Dortmund geboten. Gemeinden anderer Konfessionen aber auch Vereine, Verbände und Institutionen sind eingeladen, sich mit den Gemeinden der Evangelischen Kirche von Westfalen zusammen zu tun und sich gemeinsam der Öffentlichkeit zu präsentieren – eine wichtige Plattform für die „Demokraten für den Frieden“, wo sich bestimmt ganz neue weltanschauliche Brückenschläge und inhaltliche Impulse ergeben.


Quelle: Felix Hüsch-Waligura

Das Projekt „Demokraten für den Frieden“ ist auch ein gutes Beispiel einer gelingenden interkommunalen Kooperation, trug es doch auch zu einer noch vertrauensvolleren und engeren Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Coesfeld und den Kulturämtern der kreisangehörigen Kommunen bei. Während letztere für die Organisation der Fotoaufnahmen mit lokalen Ehrenamtlichen verantwortlich zeichneten, übernahm der Kreis die Projektkoordination, aber auch die Herstellung der Banner und die Vorbereitung der Auftritte bei Katholikentag und Kirchentag. Die überwältigend positive Resonanz des Projektes, nicht nur im Hinblick auf die Anerkennung des Ehrenamtes, sondern auch auf die Qualität und breite Präsenz der Ausstellung im öffentlichen Raum hin, förderte den kulturellen Zusammenhalt von Kreis und Kommunen. So gab das Projekt „Demokraten für den Frieden“ den Startschuss für weitere kulturelle Kooperationsprojekte.


Quelle: Felix Hüsch-Waligura

Es festigt aber auch das Gemeinwesen insgesamt: Prägend für das Projekt ist, dass sich bei den Resultaten um Statements aus der „Mitte der Gesellschaft“ handelt. Keine Würdenträger oder Prominente kommen hier zu Wort, sondern Menschen, die ihre Freizeit aus Überzeugung und ganz bewusst in ein Ehrenamt investieren, die also der „guten Sache“ dienen: Im Sportverein oder in der Theatergruppe, in der Pfarrbücherei oder der Flüchtlingshilfe, in der Freiwilligen Feuerwehr oder in der Pfarrgemeinde, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Sie alle sind angetreten, unser Gemeinwesen durch ihr persönliches Engagement besser und menschlicher zu machen, gerade auch vor dem Hintergrund der Geschichte unseres Landes.


Quelle: Felix Hüsch-Waligura

Für uns Deutsche spielt eine solche Ausstellung eine ganz besondere Rolle. Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr umreißt den politisch-historischen Gesamtzusammenhang: „Eine Gesellschaft wie die unsrige lebt zweifelsohne von der Mitwirkung und aktiven Mitgestaltung ihrer Bürgerinnen und Bürger.“ Nach den vernichtenden Erfahrungen von NS-Diktatur und Zweitem Weltkrieg, in dem die Parole galt: „Du bist nichts, Dein Volk ist alles“, habe sich das deutsche Volk in der späteren Bundesrepublik bewusst eine freiheitlich-demokratische Grundordnung gegeben; dort stehe der einzelne Bürger mit seiner ihm eigenen Würde im Mittelpunkt. Umso wichtiger sei ein starkes, öffentliches Bekenntnis dazu. Das könne religiös motiviert sein, sich aber auch aus anderen Weltanschauungen herleiten. „Insofern sind Reformationsjahr 2017, Katholikentag 2018 und Kirchentag 2019 zwar willkommene Anlässe dafür, aber längst nicht der ausschließliche Beweggrund für diese Initiative“, unterstreicht der Landrat – und verweist darauf, dass in der internationalen Politik derzeit populistische und auch antidemokratische Strömungen zu verzeichnen sind: „Der Weltfrieden ist vielerorts bedroht.“ Und Pfarrer Thorsten Melchert aus Olfen, der sich aktiv in das Projekt einbringt, beschreibt den Grundansatz folgendermaßen: „Die Geschichte lehrt uns das Wertvolle der Demokratie. In ihr können Menschen in größerer Gleichheit, in Freiheit und Frieden leben. Ein wichtiger Angelpunkt für diese ist die Anbindung der Menschen an die Religion: Vor Gott als Schöpfer des Lebens sind alle Menschen gleich.“

Vor diesem Hintergrund geht der Appell auch an die Teilnehmenden des Kirchentages: Werden Sie selbst zu einem „Demokraten für den Frieden“ und tragen Sie die Botschaft weiter! Wer nicht in Dortmund dabei ist, kann sich nicht zuletzt im Internet informieren unter: www.demokraten-fuer-den-frieden.de.

Swenja Janning

Quelle: Kreis Coesfeld

Detlef Schütt