Wenn es schnell gehen muss - das Kommunale Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises unterstützt in Krisenzeiten

12. Januar 2023: Vom Autorinnen-Team des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Sieg-Kreises

Das Kommunale Integrationszentrum – KI – des Rhein-Sieg-Kreises ist eine Einrichtung für interkulturelle Arbeit. Die vorrangige Aufgabe des KI ist die kreisweite Vernetzung, Beratung, Qualifizierung und Unterstützung von Einrichtungen des Regelsystems im Hinblick auf die Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Das KI befasst sich dabei mit den Themenschwerpunkten Kommunales Integrationsmanagement, Integration durch Bildung, Integration als kommunale Querschnittaufgabe sowie Stärkung des Ehrenamts und arbeitet eng mit allen Akteuren entlang der Integrationskette sowie den kreisangehörigen Kommunen zusammen.

Vielfältige Unterstützungsleistungen in Krisenzeiten  
Auch in der aktuellen Krisenzeit, ausgelöst durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, vernetzt, berät und qualifiziert das KI Einrichtungen des Regelsystems. In diesem Jahr ergaben sich akut Bedarfe der Akteure im Bereich Integration im Hinblick auf die Einwanderung geflohener Menschen aus der Ukraine. Hier mussten ad hoc Lösungen gefunden und neu eingewanderten Menschen im Rhein-Sieg-Kreis beim Ankommen geholfen werden. Um dieser Situation zu begegnen entwickelte das KI in 2022 in den einzelnen Arbeitsbereichen vielfältige Unterstützungs- sowie Beratungsangebote sowohl für Einrichtungen des Regelsystems, wie Fachbereiche der Kreisverwaltung, haupt- sowie ehrenamtliche Integrationsakteure als auch für geflüchtete Personen. Unabhängig von größeren Migrationsbewegungen, wie der derzeitigen aus der Ukraine, setzt sich das KI für die Integration aller Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Rhein-Sieg-Kreis ein. Im Folgenden berichten Mitarbeitende des KI-Teams direkt von ihrer Arbeit im und für den Rhein-Sieg-Kreis in diesem herausfordernden Jahr.


Das KI-Team zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern anlässlich des Abends des Ehrenamtes des Rhein-Sieg-Kreises 2022.
Quelle: Rhein- Sieg-Kreis

Kommunales Integrationsmanagement
Zu den konkreten Maßnahmen zur Unterstützung durch das Kommunale Integrationsmanagement – KIM – zählt die Teilnahme am Krisenstab des Rhein-Sieg-Kreises zum Thema Ukraine sowie die kurzfristige Einrichtung eines kreisweiten Arbeitskreises. Mit der Einrichtung des Arbeitskreises reagierte das KI schnell auf Bedarfe von Beraterinnen und Beratern der Freien Wohlfahrt und der kreisangehörigen Kommunen. Er diente nicht nur dem Austausch von Informationen, sondern auch der Abstimmung von Prozessen bezüglich der Integration geflüchteter aus der Ukraine. Das KIM-Personal entlastete zudem die Ausländerbehörde durch niederschwelligen Zugang zu ukrainischen Geflüchteten in den kreisangehörigen Kommunen. Diese wurden vor Ort erfasst und erhielten in Folge kurzfristig Termine für ihre Registrierung. Auch mit Publikationen in ukrainischer Sprache zu den Themen Gesundheit, Bildung und Ankommen in Deutschland, konnte das KI umgehend Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner unterstützen.

Auftaktveranstaltung des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM) in den Gemeinden Swisttal und Alfter. Antje Dinstühler, Leiterin des KI, Gülden Gasdallah, KIM Case Managerin, Dr. Rolf Schumacher, Bürgermeister der Gemeinde Alfter, Monika Erfling, Sozialamtsleiterin Gemeinde Swisttal, Markus Jüris, Sozialamtsleiter der Gemeinde Alfter (v.l.n.r.).
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis

Das KIM Team des KI konnte hier insbesondere durch Informationsmanagement und Schnittstellenarbeit kreisweit Integrationsakteure unterstützen. Darüber hinaus wurde zu einer Optimierung von Dienstleistungsketten mit Schwerpunkt auf den Übergang von AsylblG zu SGB II beigetragen. Die neu eingesetzten KIM Case Managerinnen und Case Manager konnten ukrainische Geflüchtete zudem im direkten Kontakt z.T. aufsuchend beraten. Die Beratungen fanden zu den Themen Wohnen, Wohnsitzauflage, Mobilität, Rückreise, Registrierung, Lebensunterhalt, KiTa-Anmeldung, Schulanmeldung, schulpsychologische Beratung, Sprachkursanmeldung, pädagogische Angebote, Schulbegleitung, Kinderbetreuung, Diskriminierung u.a. von Drittstaatlerinnen und Drittstaatlern aus der Ukraine, Gesundheit sowie Anerkennung ausländischer Qualifikationen statt. Konkret wurde mit Formularhilfen, bedarfsgerechter Begleitung zu Terminen, Koordination von Sprach(mittlungs)angeboten, Vermittlung an Helfersysteme, Organisation von Informationsveranstaltungen und Integrationsangeboten unterstützt. 

Die Dienstleistungen des Kommunales Integrationsmanagements umfasste insgesamt mehr als eine reine Migrationsberatung, da auch strukturelle Auffälligkeiten gemeldet und mit Ämtern der Kreisverwaltung wie auch Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern bearbeitet wurden.


KIM Case Managerinnen und Case Manager des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Sieg-Kreises.
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis

Integration durch Bildung
Im Bereich Integration durch Bildung fungierte das KI als Absprechpartner sowohl für Lehrkräfte als auch Privatpersonen. Viele Lehrkräfte waren mit der Aufgabe konfrontiert Kinder und Jugendliche, die kein Deutsch sprechen, in den Schulalltag zu integrieren. Das KI konnte hier wichtige Hinweise zum Unterricht in „Deutsch als Zweit-/Fremdsprache (DaF/DaZ)“ geben. Die Mediathek bot zudem vielfältige ausleihbare Materialien, die im Schulalltag eingesetzt werden können. In Zusammenarbeit mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle und dem Schulamt für den Rhein-Sieg-Kreis organisierte das KI darüber hinaus einen Arbeitskreis, der eine Vernetzung aller Lehrkräfte in den Internationalen Sprachgruppen und einen kollegialen Austausch ermöglichte und bei dem die Organisatoren als Ansprechpartner für Rückfragen zur Verfügung standen. Beratungen boten die Mitarbeiterinnen des Bildungsbereichs vor allem auf Deutsch, Englisch und Russisch an.

Auch innerhalb der Projekte „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ und „Anti- Bias“ konnten individuelle Fälle besprochen werden, die wiederum die Lehrkräfte in ihrer Arbeit unterstützen. Vom KI wurden zusätzliche Austauschplattformen für Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende an den Courage-Schulen in der aktuellen Krise ins Leben gerufen. Es fand unter anderem ein Online-Austausch statt, in dem Fragen zu akuten Rassismusvorfällen, unter anderem gegen russischsprachige Kinder, gestellt bzw. geklärt und Material sowie Erfahrungen ausgetauscht werden konnten. In regelmäßigen Abständen wurden aktuelle Informationen an die Courage-Schulen verschickt. So reagierte das KI auf aktuelle Problemstellungen der derzeitigen Krise im Bereich Antidiskriminierung und unterstützte Lehrkräfte im Umgang mit Diskriminierung und Stigmatisierung.

Im Rahmen der Schulung und Unterstützung von Elternbegleiterinnen der „Rucksack“ Programme wurden mehrere Qualifizierungsmodule und Beratungsgespräche vom KI angeboten. Ein Beispiel für ein Qualifizierungsmodul ist der interaktiven Vortrag zum Thema „Hilf mir zu sagen, was ich fühle! - Wie unterstütze ich Kinder dabei, ihre eigenen Gefühle auszudrücken?“, in dem man lernt, wie man Kindern Selbstfürsorge beibringen kann und wie wichtig diese für das Wohlergehen von Kindern ist. Die Fähigkeit zu ihrer Selbstfürsorge ist insbesondere von Bedeutung, da sie alles mitbekommen, aber häufig keinen Umgang mit schlechten Gefühlen und psychischer Belastung in einer Krisensituation erlernt haben.

Mit der Aufnahme ukrainisch geflüchteter Familien im Rhein-Sieg-Kreis wuchs die Besorgnis in den Kommunen bezüglich des Umgangs mit geflohenen Kindern. Wie soll ich mich einem Kind gegenüber verhalten, das aus einem Kriegsgebiet geflohen ist? Wie kann ich das Kind unterstützen? Was sollte ich lieber nicht tun?
Antworten auf diese Fragen fanden insgesamt fast 70 pädagogische Fachkräfte in Schulungen, die das KI anbot. Diese wurden gemeinsam mit der Kindernothilfe konzipiert und an die knappen personellen und zeitlichen Ressourcen der Kitas angepasst. Die Anzahl der Anmeldungen und die Resonanz am Ende jeder Veranstaltung zeigten, dass das Angebot dem Bedarf der Fachkräfte entsprach und eine konkrete Hilfestellung für deren Alltag war.

Integration als kommunale Querschnittaufgabe
Innerhalb des Arbeitsbereiches Integration als Querschnittsaufgabe konnte das KI, Dank des enormen Engagements der Menschen im Rhein-Sieg-Kreis, bereits im März 2022 innerhalb von drei Wochen den bestehenden Sprachmittlerpool um 25 Personen erweitern, die Ukrainisch und Russisch sprechen. Die Sprachmittelnden konnten bereits in der großen Registrierungsaktion im April 2022 im Kreishaus des Rhein-Sieg-Kreises eingesetzt werden. Darüber hinaus werden die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler kontinuierlich bei Behördengängen, Beratungsgesprächen, Elternabenden oder einfachen schriftlichen Übersetzungsarbeiten vermittelt.  Das Angebot können, auf schriftliche Anfrage, öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen und Behörden des Rhein-Sieg-Kreises kostenfrei nutzen.

Ein weiteres Arbeitsfeld im Bereich Integration als Querschnittsaufgabe ist die Stärkung des Ehrenamtes. Aufgrund der erstmaligen Anwendung des §24 AufenthG und dem Bestehen alternativer Bleiberechtsperspektiven, bestand für haupt- und ehrenamtlich Beratende ein Bedarf zur Klärung vieler Fragen. Das KI erkannte den Bedarf schnell und organisierte mit großem Erfolg schon Ende März 2022 den ersten kostenlosen Online-Workshop mit dem Titel „Die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine - Aktuelle Fragen und Herausforderungen für die Migrationsberatung “.


Antje Dinstühler, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Sieg-Kreises.
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis

Durch die weitrechende Vernetzung des KI im Rhein-Sieg-Kreis, die Vielfalt der Arbeitsbereiche und Arbeitsweisen des multiprofessionellen und multilingualen Teams kann das KI akut auf Bedarfe eingehen und auch in Krisenzeiten kompetent bei der Integration neu Zugewanderter unterstützen.