Wir machen gemeinsame Sache

25. April 2023: Von Ute Schmidt-Vöcks, Regionalmanagement, Strategieentwicklung Wirtschaft und Wirtschaftsstandortmarketing, und Franziska Gähr, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Münsterland e.V.

Klimakrise, demografischer Wandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel kennen keine Stadt- oder Kreisgrenzen. Um die zunehmend komplexen und vielfältigen Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, ist eine starke interkommunale Zusammenarbeit daher unerlässlich. Gemeinsam mit der Regionalmanagement-Organisation Münsterland e.V. haben sich die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie die Stadt Münster für die Zusammenarbeit in der „Informellen Regionalentwicklung“ für die Region Münsterland zusammengeschlossen, um die hohe Lebensqualität der Menschen im Münsterland auch in Zukunft zu sichern und zu verbessern.

Informelle Regionalentwicklung und Münsterland-Erklärung
Als Bekenntnis zur vertieften Zusammenarbeit unterzeichneten die Münsterlandkreise, die Stadt Münster und der Münsterland e.V. bereits im August 2020 die Münsterland-Erklärung. Darin sind die Grundsätze, Ziele und Startthemen der zukünftigen regionalen Zusammenarbeit festgehalten. Informell bedeutet dabei, dass die Aufgaben freiwillig, das heißt ohne konkreten gesetzlichen Auftrag, ausgeführt werden. Die informelle Regionalentwicklung stellt sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen der Zukunft und versteht sich ressortübergreifend. Ziel ist es, einen gemeinsamen Handlungsrahmen sowie konkrete Maßnahmen abgestimmt zu verfolgen. Dabei wird in einer passgenauen Arbeitsstruktur zusammengearbeitet. Hierdurch werden neben Vertreterinnen und Vertretern aus den vier Kreisen und der Stadt Münster auch weitere wichtige Akteure im Münsterland, etwa Städte und Gemeinden, Hochschulen, Kammern und Verbände, themenbezogen und bedarfsgerecht in die Arbeit mit einbezogen, um die umfassende fachliche Expertise der gesamten Region zu nutzen. Die vereinbarten Startthemen der Kooperation in der informellen Regionalentwicklung sind: „Schnelle Fahrradmobilität im Münsterland“, „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung im Münsterland“, „Zukunftsfähiges Wohnen im Münsterland“, „Wasserstoffregion Münsterland“ und „Ökomodellregion Münsterland“.


Unterzeichnung der Münsterland-Erklärung im August 2020 (v.l.): Dr. Kai Zwicker (Landrat Kreis Borken), Klaus Ehling (Vorstand Münsterland e.V.), Dr. Martin Sommer (Landrat Kreis Steinfurt), Markus Lewe (Oberbürgermeister von Münster), Dr. Olaf Gericke (Landrat Kreis Warendorf), Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat Kreis Coesfeld)
Quelle: Kreis Steinfurt

Regionale Zusammenarbeit in konkreten Projekten
Eines der in der Münsterland-Erklärung definierten Startthemen ist die „Schnelle Fahrradmobilität im Münsterland“, denn das Fahrrad ist ein bedeutendes Verkehrsmittel in der Region – sowohl in den Bereichen Freizeit und Tourismus als auch für Pendler. Ziel ist ein münsterlandweites Velorouten-Netz (www.veloregion.de), das die Region flächendeckend durchzieht, das Rückgrat für eine neue Qualität des Radverkehrs bildet und das Münsterland als Fahrradregion weiter profiliert. Zur Planung der Routen hat sich der Arbeitskreis „Schnelle Fahrradmobilität“ aus den Radverkehrsplanern der Münsterlandkreise und der Stadt Münster sowie der Stadtregion Münster gebildet. Die Umsetzung der einzelnen Teilabschnitte findet in den Städten und Gemeinden vor Ort statt und schreitet stetig voran. Bereits umgesetzt sind bedeutsame Velorouten-Teilstrecken in Münster, Telgte und Ascheberg.


Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Veloroute zwischen Telgte und Münster.
Quelle: Stadt Münster/Patrick Schulte

Langjährige Tradition gelebter Kooperation
Regionale Kooperationen haben im Münsterland eine langjährige Tradition: Die Region arbeitet im Themenfeld Mobilität auch in anderen Initiativen kooperativ zusammen, hier sind vor allem der  „Masterplan Mobilität Münsterland“, die „S-Bahn-Münsterland“  sowie das Projekt „Mobiles Münsterland“ zu nennen. Das Ziel dieser regionalen Kooperation ist es, ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für das Münsterland zu erreichen.
Des Weiteren, arbeitet der Münsterland e.V. beispielsweise gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise und der Stadt Münster, mit den Hochschulen, den Kammern und regionalen Netzwerken im Strategieprozess Wirtschaft in vielen Themenfeldern eng zusammen.
2022 wurde unter Federführung des Münsterland e.V. das Integrierte Handlungskonzept Münsterland mit dem Titel „Transformation Münster.LAND – nachhaltig – weltoffen – digital“ erarbeitet. Als regionale Strategie für die Wirtschaftsregion Münsterland nimmt es eine Orientierungsfunktion für ein zukunftsgerichtetes Handeln ein, mit dem die Stärken des Münsterlandes unterstützt werden und den Herausforderungen der Zukunft aktiv begegnet werden kann. Das Konzept definiert vier Handlungsfelder zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Münsterlandes: Innovation und Digitalisierung, Gründung und Unternehmensnachfolge, Ökologische Transformation sowie Regionalmarketing und Fachkräftegewinnung. Diese Handlungsfelder, deren Bedarfe und daraus resultierende Entwicklungsziele sollen in den kommenden Jahren für das Münsterland angegangen und umgesetzt werden. Aus ihnen sollen Projektideen für die Region initiiert und die gute regionale Zusammenarbeit gewährleistet werden.
Der Strategieprozess Wirtschaft wird vom Münsterland e.V. gemeinsam mit den regionalen Akteuren stetig fortgeführt. Regelmäßiger Austausch und themenspezifische Arbeitsgruppen sollen langfristig bestehen und sichern damit die vertrauensvolle, konstruktive und transparente Zusammenarbeit mit dem Ziel des Erhalts und Ausbaus der prosperierenden Wirtschaftsregion Münsterland. Klaus Ehling, Vorstand des Münsterland e.V., unterstreicht die Bedeutung von regionalen Kooperationen: „Zusammenarbeit spielt bei der bevorstehenden Transformation in unserer Region eine wichtige Rolle. Die Kooperation in konkreten Projekten treibt unsere Region voran, schafft neue Ideen und stärkt regionale Netzwerke. In den Bereichen Innovation und Gründung konnten in der Vergangenheit bereits zahlreiche erfolgreiche Projekte umgesetzt werden. Mit Blick auf die Zukunft wollen wir diese Zusammenarbeit vertiefen und auf alle Handlungsfelder ausweiten.“

Münsterland e.V. als Koordinierungsstelle
Der Strategieprozess Wirtschaft und die informelle Regionalentwicklung laufen Hand in Hand. In seiner Funktion als Regionalmanagement-Organisation übernimmt der Münsterland e.V. in Zukunft die Koordination der informellen Regionalentwicklung sowie die Organisation der einzelnen zugehörigen Facharbeitskreise. Ziel ist es, alle Aktivitäten mit Bezug zur Regionalentwicklung im Münsterland langfristig optimal aufeinander abzustimmen. Zudem soll der Schulterschluss mit der formellen Regionalentwicklung erfolgen, um hier aufeinander abgestimmt und zielgerichtet den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.

„Als Netzwerkzentrale der Region ist der Münsterland e.V. prädestiniert für erfolgreiche Kooperationen und Partnerschaften im Bereich Wirtschaft, Tourismus und Kultur. Deshalb ist es auch sinnvoll, die Koordination der informellen Regionalentwicklung bei uns als Regionalmanagement-Organisation anzusiedeln. Somit können Doppelstrukturen innerhalb der Region vermieden und die Regionalentwicklung langfristig gesichert werden“, so Klaus Ehling.

REGIONALE: Kräfte bündeln für eine sichere Zukunft
Bereits in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die interkommunale Zusammenarbeit zukunftsweisend ist, zum Beispiel im Rahmen der REGIONALEn 2004 und 2016, bei denen sich einzelne Kreise zusammengeschlossen haben. „Bündnisse, die sich aufgrund von Förderwettbewerben und -programmen bilden, werden jedoch häufig nach dem Auslaufen der Förderung nicht systematisch weitergeführt. Das wollen die vier Münsterlandkreise und die Stadt Münster nun gemeinsam mit dem Münsterland e.V. ändern: In Zukunft noch stärker zusammenarbeiten, regionsweit Kräfte bündeln und die betroffenen Akteure in einem Beteiligungsprozess zusammenbringen“, so der Sprecher der Landräte im Münsterland,  Dr. Olaf Gericke (Kreis Warendorf).  Eine enge und strukturierte Zusammenarbeit könne zudem die Chancen auf Fördermittel der EU, des Bundes und des Landes NRW erhöhen. Konkret bereitet sich die Region Münsterland auf eine erneute Ausschreibung des Landes Nordrhein-Westfalen für das Strukturförderprogramm REGIONALE vor. Dabei werden die Regionen des Landes aufgerufen, sich mit ihren eigenen Potenzialen zu positionieren und interkommunal zu kooperieren. Der Münsterland e.V. koordiniert aktuell bereits die Vorbereitungen für den Bewerbungsprozess des Münsterlandes um eine REGIONALE und soll im Falle einer erfolgreichen Bewerbung als Geschäftsstelle zur Durchführung der REGIONALE fungieren.

Franziska Gähr
Quelle: Münsterland e.V.
Ute Schmidt-Vöcks