XMentoring4women im Kreis Recklinghausen
Das Bild von Frauen in Führungspositionen hat sich in den letzten Jahren gewandelt, von Parität ist aber nach wie vor nicht in allen Bereichen die Rede. Um den Aufwärtstrend zu unterstützen, Frauen zu motivieren, sich generell mit der Wahrnehmung einer Führungsposition auseinanderzusetzen und sich diese auch zuzutrauen, gibt es unterschiedliche Instrumente.
Eines davon ist das xMentoring4women. Im Emscher-Lippe-Raum haben sich die Gleichstellungsbeauftragten der Kreisverwaltung Recklinghausen, der zehn kreisangehörigen Städte sowie der kreisfreien Städte Bottrop und Gelsenkirchen als Kommunale Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten zusammengefunden und mit der B3-Beyrow Business-Beratung eine Partnerin gefunden, die das Programm professionell unterstützt und begleitet.
Das Mentoring ist eine verwaltungsübergreifende Beratungs- und Unterstützungsbeziehung zwischen einer erfahrenen Führungskraft (Mentorin / Mentor) und einer weiblichen Nachwuchskraft (Mentee). Der Prozess ist auf ein Jahr befristet und hat das Ziel, eine Mentee im beruflichen Werdegang durch eine erfahrene Führungskraft zu unterstützen. Es dient der Weiterentwicklung / der Förderung von Potentialen sowie der Übermittlung von Informationen, was genau Führung bedeutet und wie diese mit dem jeweiligen Lebensmodell vereinbart werden kann.

Logo des Mentoring-Programms.
Quelle: KAG Emscher-Lippe
Das Programm startet mit der entsprechenden Ausschreibung innerhalb der teilnehmenden Behörden. Bewerben können sich weibliche Nachwuchskräfte, welche die Befähigung für den gehobenen Dienst haben. Weiterhin sollte die Stelle der Person zumindest nach Bes.-Gr. A 11 bzw. EG 10/S15 TVöD bewertet sein. Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, welches mindestens seit zwei Jahren in einer Kommunalverwaltung verankert ist, ist ebenfalls Voraussetzung.
Sowohl die Mentees als auch die Mentorinnen / Mentoren bewerben sich schriftlich um eine Teilnahme am xMentoring4women. Für ein gelungenes Mentoring ist es nämlich ebenso erforderlich, dass sich erfahrene Führungskräfte zur Verfügung stellen, um die Mentees zu begleiten.
Die Rollenverteilung ist klar vorgegeben.
Die Mentorinnen / Mentoren dienen als wichtige Orientierungsperson sowie als Informations- und Motivationsquelle zur positiven beruflichen und persönlichen Entwicklung der Mentees. Sie erkennen Kompetenzen und Qualifikationen der Mentees für die Wahrnehmung von Führungsaufgaben (gemeinsam werden Entwicklungsfelder erschlossen), sind aber – sofern nicht anders vereinbart – keine „Feuerwehr“ bei aktuellen Problemen und Konflikten am Arbeitsplatz.
Die Mentees werden durch das Auswahlverfahren und die Zulassung zum Prozess als Potenzialträgerinnen erkannt und können Erfahrungen in Bereichen, wie z. B. Verwaltungskulturen/-strukturen, Führungsverständnis und -verhalten, Entscheidungskriterien, Personalverantwortung, Verhandlungsführung, Umgang mit Konkurrenz sowie Netzwerkaufbau sammeln.
Letztendlich sind sie für eine lebendige Tandem-Beziehung (eigeninitiatives suchen nach Antworten, Informationen und Erklärungen) mitverantwortlich.
Sofern weitere Erwartungen oder konkrete Wünsche bestehen sollten, sind diese für den Zeitraum des Mentorings von beiden Parteien bilateral abzustimmen. Grundsätzlich legt eine gemeinsame Zielvereinbarung von beiden Seiten den gewünschten Rahmen und die persönlichen Spielregeln von Beginn an fest. So können bestimmte Themen ausgeschlossen und inhaltliche Schwerpunkte, wie z. B. Karriereplanung, Strategieentwicklung, Konfliktbewältigung, Networking und vieles mehr gesetzt werden. Die Tandems werden in einem Matching-Workshop durch die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten des Emscher-Lippe Raumes gebildet. Ein bedeutender Vorteil des externen Cross-Mentorings besteht darin, dass der Austausch im Tandem durch die unterschiedliche Verwaltungszugehörigkeit unbelastet von internen Interessenslagen ist. Mentee und Mentorinnen / Mentoren gehören nämlich nicht derselben Verwaltung an. Vielmehr erfolgt das Matching verwaltungsübergreifend.
Hier ergeben sich für beide Parteien positive Synergien. Die Mentee erfährt eine besondere persönliche und berufliche Entwicklungsmöglichkeit. Sie wird praxisnah unterstützt, eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu erkennen und auszubauen. Das Mentoring orientiert sich an den individuellen Bedarfen, Fragestellungen und Karrierezielen der einzelnen Mentee. So können passgenaue Karriere-, Beratungs- und Unterstützungsstrategien entwickelt werden. Das Mentoring ist jedoch keine einseitige Angelegenheit. Auch Mentorinnen und Mentoren können auf verschiedene Weise von ihren wichtigen Aufgaben profitieren. Durch die Weitergabe von langjähriger Erfahrung als Führungskraft wird die Beratungs- und Vermittlungskompetenz gestärkt. Durch den Austausch mit der Mentee können Eigen- und Fremdwahrnehmung geschärft, das Führungsverfahren kritisch reflektiert und die eigene Sichtweise erweitert werden.
Das Networking ist für beide Seiten von entscheidendem Vorteil. Sowohl die Mentees als auch die Mentorinnen und Mentoren erhalten die Möglichkeit, von den neuen Kontakten zu profitieren und sich weiter zu vernetzen. Zum Ende des Durchganges erstellen die Mentees eine Projektarbeit um diese im Abschlussworkshop vorzustellen.
Ein förmliches Zeugnis, welches künftige Karriereschritte erleichtern könnte, wird nicht ausgestellt. Das Mentoring ist darauf ausgerichtet den Horizont zu erweitern, neue Schritte zu planen und auszuprobieren. Es bietet keine Garantie für den Aufstieg. Die Erfahrung zeigt aber, dass sich zahlreiche Mentees im Nachgang für eine Führungsposition entschieden haben.

Logo der KAG Emscher-Lippe.
Quelle: KAG Emscher-Lippe
Wir, die Mitglieder der kommunalen Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten, sind davon überzeugt, dass das Mentoring sowohl für die Mentees als auch für die Mentorinnen und Mentoren einen deutlichen Mehrwert hat. Auch erfahrene Führungskräfte können hier viel für sich mitnehmen. Die Weitergabe ihres Fachwissens und ihrer Erfahrung sowie der Austausch im Tandem können die Beratungskompetenzen positiv beeinflussen und stärken sowie neue Impulse für die eigenen Sichtweisen geben.
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| Frauke Lindberg Quelle: Kreis Recklinghausen |
