#ZukunftST – Gemeinsam.Einfach.Digital.Machen!

30. März 2023: Von Steffen Mantke, Digitalisierungskoordinator, Kreis Steinfurt

Immer mehr Städte, Gemeinden und Kreise machen sich auf den Weg zu einer intelligenten und digital vernetzten „Smart Region“. Mit der von Landrat Dr. Martin Sommer ins Leben gerufenen interkommunalen Digitalisierungsstrategie hat der Kreis Steinfurt gemeinsam mit seinen 24 Städten und Gemeinden sowie der Kommunalen ADV-Anwendergemeinschaft West (KAAW)[1] den ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Damit ist die Basis gelegt, die Herausforderungen in der Region und für die Verwaltungen zielführend und gemeinschaftlich anzugehen und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger neue Lösungen umzusetzen.

Zielführende Digitalisierung
Um das komplexe Themengebiet Digitalisierung zu strukturieren, wurde ein Bausteinkonzept entwickelt. Grundsätzlich sieht der Kreis Steinfurt die Digitalisierung an sich nicht als ein Ziel an, sondern als ein immer wichtiger werdendes Instrument, um übergeordnete Ziele zu erreichen. Daher steht ganz oben das Kreisentwicklungsprogramm. Die Digitalisierung soll also dazu beitragen dessen Ziele zu erreichen. Dabei wird die Digitalisierung direkt interkommunal gedacht, denn die Einbindung und Berücksichtigung der Kommunen ist essentiell für die Arbeit der Kreisverwaltung.

 
Die interkommunale Digitalisierungsstrategie umfasst drei Oberziele mit einzelnen Strategiebausteinen.
Quelle: Kreis Steinfurt

Bei der interkommunalen Digitalisierung sieht der Kreis drei Oberziele:

  1. Die interkommunale Verwaltungsdigitalisierung. Hier wird zusammen mit der KAAW und den Kommunen die „klassische“ Verwaltungsdigitalisierung gemeinsam gedacht: Wo können wir uns gegenseitig unterstützen? Wie können wir Prozesse, an denen sowohl Kreis als auch Kommunalverwaltungen beteiligt sind, gemeinsam digital gestalten? Wie können wir im KAAW-Verbandsgebiet arbeitsteilig vorgehen?
  2. Die digitale Agenda der Kreisverwaltung. Hier geht es um die Digitalisierung der Kreisverwaltung an sich mit den Themen Aufbau digitaler Kompetenzen bei den Mitarbeitenden, moderne Arbeitsformen („New Work“) und Digitalisierung der Prozesse der Kreisverwaltung.
  3. Die aktive Gestaltung des digitalen Wandels der Städte und Gemeinden zu einer „Smart Region“ durch die Umsetzung kreisweiter Digitalprojekte und die Institutionalisierung eines interkommunalen Wissenstransfers.

Die Entwicklung der Gesamt-Strategie soll bewusst kein langwieriges Wasserfallprojekt sein. Stattdessen werden die einzelnen Strategiebausteine agil und nach jeweils aktueller Priorität oder Umsetzungsmöglichkeit entwickelt. So wurde bisher ein interkommunaler Onlinezugangsgesetz-Fahrplan (OZG-Fahrplan) zusammen mit der KAAW und dem Kreis Borken, ein Konzept für Digitale Pfadfinderinnen und Pfadfinder, eine OZG-Strategie für die Kreisverwaltung sowie insbesondere die beschriebene interkommunale Digitalisierungsstrategie mit dem Fokus auf das Oberziel Smart Region entwickelt. Auch Konzepte der KAAW wie das Competence-Center Digitalisierung (CC Digitalisierung) oder das Competence-Center Smart City (CC Smart City) werden in das Bausteinkonzept integriert. Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass sowohl zeitnah mit konkreten Umsetzungsschritten einzelner Strategie-Bausteine gestartet werden kann als auch durch den bestehenden Rahmen des Bausteinkonzeptes ein koordiniertes Vorgehen bei der sukzessiven Entwicklung zusätzlicher Strategie-Bausteine gewährleistet wird.

Der Schwerpunkt der ersten beiden Oberziele liegt auf der verwaltungsinternen Digitalisierung und damit auf eher „klassischen“ Verwaltungsleistungen wie der digitalen Erteilung einer Baugenehmigung oder der Online-Zulassung eines Kraftfahrzeugs.

Im Gegensatz dazu soll im Themenbereich „Smart Region“ ausgehend von den besonderen Bedarfen der Menschen im Kreis Steinfurt gedacht werden, um die gesamte Region für die darin lebenden Menschen lebenswerter zu machen. Mit Blick auf die enormen Potenziale der Digitalisierung hat sich der Kreis Steinfurt daher im Herbst 2021 gemeinsam mit den 24 kreisangehörigen Städten und Gemeinden und der KAAW zum Ziel gesetzt, eine kreisweite interkommunale Digitalisierungsstrategie zu entwickeln. Mit dieser Strategie soll der digitale Wandel im Kreis Steinfurt gemeinsam mit den Menschen der Region gestaltet und die Attraktivität der Kommunen als lebenswerte Wohn- und Arbeitsorte gesteigert werden. Zudem gilt es, die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um aktuelle Herausforderungen unter anderem in den Bereichen Demografie, Klimaschutz oder Bevölkerungsschutz besser bewältigen zu können. Die Digitalisierungsstrategie soll dabei als Leitlinie für den Veränderungsprozess sowohl nach innen, sprich in die Kommunalverwaltungen wirken, als auch wichtige Impulse nach außen in die Bevölkerung setzen. Zusätzlich kann die Strategie als Grundlage für eine Bewerbung auf mögliche Förderprogramme dienen. Insgesamt ist die Digitalisierungsstrategie damit der Anstoß für einen fortlaufenden Prozess zur Modernisierung der Kommunalverwaltungen ebenso wie für den Erhalt lebenswerter Arbeits- und Wohnorte im Kreis Steinfurt.

Die Organisation und Steuerung des im Oktober 2021 begonnenen Prozesses erfolgte durch einen auch verwaltungsextern besetzten Lenkungsausschuss unter Leitung von Landrat Dr. Martin Sommer und ein unterstützendes kreisverwaltungsinternes Projektteam.

Zügige Entwicklung
In einem ersten Schritt wurde eine gemeinsame Vision entwickelt, in der die entscheidenden Werte für die Digitalisierung im Kreis Steinfurt festgelegt wurden. Diese Werte sind Gemeinschaft, Zusammenhalt, Nachhaltigkeit, Mut, Fehlerkultur, Sicherheit und Teilhabe. Die Vision stellt damit ganz bewusst den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Es geht bei der Digitalisierung nicht um die Technik, sondern um ein ganzheitliches Verständnis des digitalen Wandels, der alle gesellschaftlichen Lebensbereiche betrifft. Daher ist es wichtig, den digitalen Wandel von den Menschen im Kreis Steinfurt her zu denken – von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von den Bürgerinnen und Bürgern. In einem zweiten Schritt wurden aus der gemeinsam formulierten Vision die sechs Handlungsfelder „Verwaltung“, „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, „Demografie“, „Mobilität“, „Bevölkerungsschutz und Gesundheit“ sowie „Infrastruktur und Standort“ abgeleitet, um hierzu jeweils konkrete Projektideen zu entwickeln und eine Umsetzungsplanung zu erarbeiten.

Im Anschluss an die Visionsentwicklung wurden von Dezember 2021 bis Februar 2022 im Rahmen von insgesamt sechs Handlungsfeldworkshops mit einer Vielzahl an Beteiligten über 250 Projektideen ausgearbeitet. Neben Expertinnen und Experten der Kreisverwaltung waren dabei auch Vertreterinnen und Vertreter der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sowie fachliches Know-how aus Politik, Bevölkerung, Wirtschaft, Verbänden und anderen Stakeholdern/Beteiligten des Kreises Steinfurt involviert.

Im März und April 2022 folgte die Konsolidierungsphase, in der die Mitglieder des Lenkungsausschusses und des Projektteams die eingebrachten Projektideen nach Relevanz und Realisierbarkeit bewerteten, um daraus die 31 wichtigsten und zukunftsweisendsten Projekte für die finale Digitalisierungsstrategie auszuwählen.

Der Steinfurter Kreistag hat die verschriftlichte Digitalisierungsstrategie am 20. Juni 2022 verabschiedet, sodass die Strategieentwicklung nach insgesamt nur neun Monaten abgeschlossen und mit den ersten vorbereitenden Schritten zur Umsetzung der Strategie begonnen werden konnte.


Die vom Kreistag verabschiedete Digitalisierungsstrategie wurde bei der Kick-Off-Veranstaltung am 28. September 2022 in der Bagno-Konzertgallerie Vertreterinnen und Vertretern der Kreisverwaltung, der Kommunen und der KAAW vorgestellt.
Quelle: Kreis Steinfurt

Schrittweise Umsetzung
Eine zentrale Rolle spielen dabei die in den sechs Handlungsfeldern der Strategie enthaltenen Projektideen, die in den nächsten Jahren sukzessive umgesetzt werden sollen. Beispielhaft können hier die Implementierung eines Klima-Dashboards als digitale Unterstützung bei der Reduzierung von CO2-Emmissionen (Handlungsfeld „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“) oder die Idee einer Social-Media-Plattform für Spontanhelfende (Handlungsfeld „Bevölkerungsschutz und Gesundheit“) genannt werden, die bei der Gewinnung von freiwilligen Kräften und im Krisenfall zur Kommunikation mit den Helferinnen und Helfern genutzt werden kann. Zu den nun folgenden nächsten Schritten im Rahmen der Strategieumsetzung gehören die Erstellung eines Umsetzungsplans für die 31 Projektideen in Form einer „Roadmap“/eines Fahrplans, die Klärung der Projektfinanzierung durch Förder-/Haushaltsmittel sowie die Identifizierung und Umsetzung erster Projekte, die schnell realisiert werden können und einen hohen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Steinfurt versprechen („quick wins“).


Steffen Mantke
Quelle: Kreis Steinfurt

[1] Die „KAAW – Kommunale ADV-Anwendergemeinschaft West“ ist ein aus aktuell 49 Mitgliedskommunen bestehender Zweckverband, der seine Mitglieder bei der Entwicklung von IT-Lösungen unterstützt und berät sowie Veranstaltungen wie Schulungen oder Workshops anbietet.