Bekämpfung der Herkulesstaude im Kreis Herford
Die untere Naturschutzbehörde bekämpft seit 13 Jahren die Herkulesstaude mit Mitarbeitern aus sozialtätigen Organisationen. Die Pflanzen werden abgeschnitten, ausgegraben und das Pflanzenmaterial entsorgt. Im Laufe der Saison werden die Stellen noch mehrmals kontrolliert. Über die Jahre wurden die Stellen, an denen Herkulesstaude gefunden und bekämpft worden ist, genau dokumentiert, sodass wir heute feststellen können, dass das Projekt erfolgreich ist.
Herkulesstaude, Riesenbärenklau, Kaukasischer Bärenklau, wissenschaftlich Heracleum mantegazzianum – schon die Namen weisen auf eine 2 – 4 Meter große und kräftige Pflanze hin. Sie ist zwei- bis mehrjährig, hat eine Pfahlwurzel und treibt nach dem zweiten bis dritten Jahr eine schöne, beeindruckende Doldenblüte, die sich bis zu einem Meter Durchmesser entwickeln kann. Die Pflanze ist zu dem enorm fortpflanzungswillig, denn sie produziert bis zu 100 000 Samen, die ganze sieben Jahre keimfähig bleiben können. Glücklicherweise blüht und fruchtet jede Pflanze nur einmal. Da die Samen gut flug- und schwimmfähig sind, breitet sich die Art trotzdem weit aus. Auf offenen Böden und an den Böschungen der Fließgewässer, Straßen und Eisenbahndämmen finden die Samen ideale Keimbedingungen.
Blühende Herkulesstauden
Quelle: Kreis Herford/Bergmann
Vergleich Höhe Herkulesstaude – Mensch
Quelle: Kreis Herford/Bergmann
Die Herkulesstaude stammt aus dem Kaukasus und wurde im 19.Jahrhundert als Zierpflanze in Gärten und Parks eingeführt, auch die Imker haben sie als Bienenweide kultiviert. Viele Insekten schätzen sie im Spätsommer als Blüten-Nahrungspflanze.
Die Staude ist ein sogenannter Neophyt, also eine Pflanze, die sich in Gebieten ansiedelt, in denen sie zuvor nicht heimisch war. Mittlerweile hat sich der Riesenbärenklau in großen Teilen unserer Landschaft ausgebreitet. Er verdrängt einheimische Arten mit seinen großen fiederartig gezackten Blättern und bildet schnell dichte, hohe Bestände.
Das ist der eine Grund, weshalb die EU die Pflanze zur invasiven, gebietsfremden Art erklärt hat. Über die Aufnahme ins Bundesnaturschutzgesetz besteht nun eine Verpflichtung der unteren Naturschutzbehörden, die Pflanze zu bekämpfen.
Die Pflanze kann starke Verbrennungen auf der Haut verursachen. Denn in ihrem Zellsaft gibt es photosensibilisierende Substanzen, sogenannte Furocumarine, die austreten, wenn die Pflanze verletzt wird. Das führt vor allem bei empfindlichen Menschen und bei starker Sonneneinstrahlung, morgens mehr als nachmittags zu Rötungen, Hautentzündungen, Reizungen und in schlimmen Fällen zu einer blasenbildenden Dermatitis, die sich mit entzündlichen und schmerzhaften Blasenbildungen äußert. Diese können großflächig werden und Verbrennungen ersten bis zweiten Grades hervorrufen. Die Hautreizungen und Blasen können wochenlang anhaltende nässende Wunden verursachen und mit anhaltenden Pigmentveränderungen einhergehen. Auch Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufschocks können die Folge des Kontaktes mit der Pflanze sein. Auf Grund dieser Eigenschaft wurde die Herkulesstaude als vierte Art überhaupt zur Giftpflanze des Jahres 2008 gewählt. Deshalb liegt ein Schwerpunkt der Bekämpfung an Kinderspielplätzen, entlang von Rad- und Wanderwegen, an Bushaltestellen und ähnlichen Orten.
Der Kreis Herford kämpft seit 13 Jahren zusammen mit allen neun Kommunen gegen die weitere Ausbreitung der Herkulesstaude und wird dabei von Mitarbeitern aus sozialen Projekten und der Biologischen Station Ravensberg e.V. unterstützt. Jedes Frühjahr erfolgt eine Ausschreibung unter verschiedenen Trägern, die in ihren Projekten auch Langzeitarbeitslose oder Menschen mit Handicap beschäftigen. Die Projekte beginnen meist Anfang Mai und enden im Oktober eines jeden Jahres.
Ausgraben einer Herkulesstaude
Quelle: Kreis Herford/Bergmann
Geschützt mit Handschuhen und langen Ärmeln schneiden die Teilnehmenden die Blüten, Fruchtstände und Stauden ab, graben die 30 - 60 cm lange Pfahlwurzel aus und vernichten die Pflanzenreste. Denn besonders wichtig ist, dass die Pflanze ganz verschwindet, nur so kann verhindert werden, dass sie zur Blüte bzw. zum Fruchtstand gelangt und sich weiter ausbreitet. Jedes Pflanzenstückchen wird eingesammelt und mitgenommen. Größere Flächen werden sogar anschließend mit schwarzer Folie abgedeckt, um ein Keimen neuer Samen und/oder ein Wiederaustreiben von Pflanzenresten zu verhindern. Trotz sorgfältigster Arbeit können immer kleine Wurzelreste im Boden verbleiben, die dann zu einer neuen Staude austreiben. Wie die Beschreibung zeigt, ist viel und sorgfältige Handarbeit notwendig, die nur im Rahmen von sozialen Projekten und mit Förderungen bezahlbar ist. Interesse und Engagement für die Sache ist mit die wichtigste Grundlage, um die Maßnahmen erfolgreich durchzuführen.
Ein weiteres wichtiges Element bei der Bekämpfung der Herkulesstaude ist die ordentliche Dokumentation. Alle Standorte, an denen die Pflanzen auftauchen, werden in Karten genauestens dargestellt. Schließlich werden diese Orte auch in den Folgejahren aufgesucht, um sicherzustellen, dass an dieser Stelle nicht wieder etwas der enorm fortpflanzungsfähigen Staude nachwächst. Durch den hohen Samenvorrat im Boden kann es aber immer wieder geschehen, dass auf vermeintlich „sauberen“ Standorten die Pflanze einige Jahre später wieder erscheint. Deshalb ist es enorm wichtig, alle durchgeführten Arbeiten festzuhalten, um sowohl die Maßnahmen selbst aber auch den damit verbundenen Zeitaufwand zu dokumentieren. Die mehrmalige Kontrolle eines bearbeiteten Fundortes kostet viel Zeit. Im Durchschnitt handelt es sich um etwa 200 Fundorte pro Jahr.
Die sorgfältige Arbeit hat die Bestände an Herkulesstauden im Kreis Herford zurückgehen lassen, verschwunden ist die Pflanze aber nicht. Das hängt einerseits mit dem großen Samenvorrat im Boden zusammen, gleichzeitig erfolgt eine stete Nachlieferung vor allem über Fließgewässer. Die vielen Fundpunkte entlang von Wegen und Straßen zeigen weitere Ausbreitungspfade.
Dichter, noch blütenloser flächendeckender Herkulesstaudenbestand
Quelle: Kreis Herford/Bergmann
Die Untere Naturschutzbehörde informiert die Öffentlichkeit regelmäßig über den Riesenbärenklau. Das hat immer wieder zur Folge, dass Bürgerinnen und Bürger Standorte von Pflanzen melden. Verwechslungen bei der Bestimmung großer Pflanzen bleiben dabei nicht aus, denn nicht jede weißblühende Pflanze ist Riesenbärenklau. Aber jeder Meldung wird nachgegangen, denn eine Falschmeldung ist besser als ein nicht bearbeiteter Fundort.
Letztendlich profitieren alle: Neue Standorte werden dadurch bekannt und das Bewusstsein für die gefährliche Pflanze wird geschärft. Besonders eindrücklich war das auf der kreiseigenen Facebook-Seite zu beobachten. Die veröffentlichte Meldung über die Herkulesstaude ist besonders gut angekommen und hat sich durch die Möglichkeit des Teilens einer Meldung bei Facebook im Kreisgebiet unglaublich weit verbreitet.
Hannelore Frick-Pohl
Quelle: Kreis Herford