Konsequentes Schwarz-Weiß-Denken im Kreis Düren

21. Februar 2018: Von Dr. Mounira Bishara-Rizk, Leiterin des Amtes für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Kreis Düren

"Übung macht den Meister", weiß der Volksmund. Um Tierseuchen effektiv bekämpfen zu können, probte das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Kreises Düren im Herbst 2017 den Ernstfall gemeinsam mit der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH (TSVG). Auf einem leerstehenden Gehöft in Düren bauten rund 40 Beteiligte das komplette Equipment zur Eindämmung von Seuchen auf. Einen Tag lang trainierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konsequentes Schwarz-Weiß-Denken: Mit einer Hygieneschleuse verhinderten sie, dass die imaginären Erreger aus dem kontaminierten Schwarzbereich in den unbelasteten Weißbereich getragen wurden.  Dabei sammelten sie wertvolle Erfahrungen für den möglichen Ernstfall.

Tierseuchenkrisenübung im Kreis Düren
Im Oktober 2017 probte das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Kreises Düren im Dürener Ortsteil Birgel den Tierseuchenernstfall. Hierfür hatte ein Landwirt seinen leerstehenden Betrieb zur Verfügung gestellt.  Die Übung fand in Zusammenarbeit mit der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH (TSVG) unter der Leitung von TSVG-Geschäftsführer Christian Stoll statt. Bei der Großübung in Birgel waren rund 40 Personen im Einsatz, darunter knapp zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises Düren. Als Beobachter waren Fachleute von Veterinärämtern aus der Region, der Tierseuchenkasse und aus der Landwirtschaft vor Ort.
Im Seuchenfall wird die TSVG vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) auf Anforderung des Veterinäramtes alarmiert. Auftraggeber für alle staatlich geforderten Bekämpfungsmaßnahmen ist der Landwirt. Vor Ort werden dann alle Abläufe von einem Amtsveterinär und der Tierschutzbeauftragten der TSVG überwacht.


Dr. Mounira Bishara-Rizk, Leiterin des Veterinäramtes des Kreises Düren, und Christian Stoll, Geschäftsführer der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft, zogen nach der gemeinsamen Tierseuchenübung ein positives Fazit.                             
Quelle: Dr. Elisabeth Legge

Zusammenarbeit der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH (TSVG) mit den Veterinärbehörden
Die TSVG unterstützt die Veterinärämter im Seuchenfall im Wesentlichen durch die Absperrung des betroffenen Betriebes, bei der Einrichtung einer Hygieneschleuse, bei der Bestandsräumung und -tötung sowie bei der Reinigung und Desinfektion. Ein großer, auf Abruf bereitstehender Personalpool und drei in NRW durch die TSVG eingerichtete Materiallager mit identischer Ausstattung ermöglichen ein schnelles und effektives Handeln.
Bereits vor der Gründung der TSVG hatte der Kreis Düren eigene Hygieneschleusen und Materialien angeschafft. Mit ihnen können im Ernstfall Engpässe verhindert und Verdachtsbetriebe frühzeitig gesichert werden.
Bei der Übung wurde die komplette Anlage für die bei einigen Seuchen unausweichliche Tötung der Tiere aufgebaut, etwa bei einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest. Da der Strom- und Wasserbedarf der Anlage sehr hoch sein kann, ist die TSVG entsprechend ausgestattet und hierbei weitestgehend autark.

Die Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH unterhält in NRW drei zentrale Materiallager, die identisch ausgestattet sind. Ihr Equipment wurde bei der Übung in Düren aufgebaut. 
Quelle: Kreis Düren

Höchste Priorität hat die Verhinderung der Seuchenverschleppung
Um die Verbreitung der angenommenen Seuche zu verhindern, wurde auf dem Hof eine Hygieneschleuse für Personen und Fahrzeuge installiert. Sie trennte den kontaminierten Schwarzbereich strikt vom sauberen Weißbereich. Wer aus dem Schwarzbereich kam, wurde in ihr desinfiziert und musste seine gesamte Kleidung wechseln. Auch Fahrzeuge wurden vor dem Verlassen des Betriebes vollständig desinfiziert. Zudem war der Reinigungs- und Desinfektions-LKW der TSVG vor Ort, mit dem mehrere Mitarbeiter gleichzeitig den geräumten Betrieb desinfizieren können.
Um das Betreten des Geländes zu regeln, den Landwirt zu schützen und die ungestörte Arbeit des Personals zu gewährleisten, wird das gesamte Gelände im Ausbruchszenario durch einen Sicherheitsdienst bewacht.


Mit Unterstützung der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH probte der Kreis Düren im Herbst 2017  in Düren die Tierseuchenbekämpfung. Herzstück der Anlage ist die Hygieneschleuse.
Quelle: Kreis Düren

Tötung des Ausbruchbestandes
Auf dem Betrieb wurde ein Wartebereich und ein fiktiver getrennter Tötebereich für Schweine und Rinder errichtet. Ein stabiler, rutschfester Boden, ein Aufsprungschutz sowie mehrere Rücklaufsperren gewähren hier einen stressfreien Zutrieb zum Tötebereich. Die Anlagen für Schweine und Rinder sind vollständig so gebaut, dass sie leicht zu desinfizieren und mit einem Teleskoplader transportierbar sind, um einen schnellen Auf- und Abbau zu gewährleisten.
Der Tötungsvorgang bei den Schweinen erfolgt mittels einer Elektrozange und wird von einem Amtsveterinär und der Tierschutzbeauftragten der TSVG überwacht. Die Zangen arbeiten mit einer deutlich höheren Amperezahl als gesetzlich vorgeschrieben und geben ein akustisches Warnsignal, wenn sie nicht lange genug gehalten werden. So soll eine möglichst stressfreie und schnelle Tötung der Tiere erfolgen. Nach zehn Minuten erfolgt die Kontrolle der toten Tiere.
Rinder über 150 Kilogramm können in der neu angeschafften Tötungsfalle mit Kameraüberwachung, die auf die Größe der Tiere einstallbar ist, besonders schonend und schnell fixiert, mittels Bolzenschuss betäubt und mittels Rückenmarkszerstörer getötet werden. Die Tötung der Tiere übernimmt geschultes und erfahrenes Personal der TSVG. Die Überwachung des Vorgangs und der sicheren Tötung erfolgt auch hier durch den Amtsveterinär und den Tierschutzbeauftragten der TSVG.
Rinder unter 150 Kilogramm werden mittels Elektrozange betäubt und mit Strom (Herzstab) getötet. Auch hier wird besonders starker Strom mit einem akustischen Warnsignal verwendet. Sehr junge Tiere werden im Seuchenfall eingeschläfert.

Positives Fazit
Die Zusammenarbeit zwischen Behörde und Tierseuchenvorsorge-Gesellschaft wurde von allen Beteiligten sehr positiv bewertet. Amtsleiterin Dr. Mounira Bishara-Rizk unterstrich am Ende den Nutzen der ganztägigen Übung: "Wir sind jetzt noch besser auf Situationen vorbereitet, von denen wir alle hoffen, dass sie nie eintreten."


Von Dr. Mounira Bishara-Rizk

Quelle:Kreis Düren