Kreis Höxter setzt auf professionelles Kultur-Management

31. Januar 2019: Von Bernadett Walker, Kulturmanagerin, und Burkhard Schwannecke, Mitarbeiter der Pressestelle, Kreis Höxter

Mit einem erfolgreichen Kulturplanungsprozess hat der Kreis Höxter im Jahr 2013 die Basis gelegt, um Möglichkeiten und nachhaltige Handlungsoptionen für die künftige Entwicklung der Kulturarbeit im Kreis Höxter ableiten zu können. Eine professionelle, kreisweit agierende Koordinierungsstelle für Kultur schafft seitdem günstige Rahmenbedingungen für Unterstützung, Kooperation und Vernetzung. Sie sorgt für eine gute Information und Kommunikation und betreibt ein wirksames, zeitgemäßes, regionales und überregionales Marketing.

Bei einer landesweiten Freizeit-Studie des Westdeutschen Rundfunks hat der Kreis Höxter 2017 den ersten Platz belegt. Für das aufwändige Doku-Projekt „Wir sind 18 Millionen“ im WDR-Fernsehen haben sich die Filmemacher die Freizeitmöglichkeiten in allen 53 kreisfreien Städten und Kreisen angesehen und herausgefunden: „Rund 70 Prozent der Kinos, Zoos, Spaßbäder und Museen liegen nicht in den großen Städten an Rhein und Ruhr sondern auf dem platten Land.“ Das interessante Fazit: Die größte Angebotsdichte hat nicht etwa die Karnevalshochburg Köln sondern der Kreis Höxter. Gleichzeitig machte das Ergebnis deutlich, dass die Annahme, in den Städten gäbe es ein größeres Freizeitangebot als auf dem Land, schlicht falsch ist.
„Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll.“ Mit diesem Zitat von Albert Schweitzer lasse sich die Situation im Kreis Höxter gut beschreiben, sagt Landrat Friedhelm Spieker. „Um im Bild zu bleiben, können wir sagen, dass wir mit dem engagierten Team in unserem Kulturbüro über ausgezeichnete Gärtner verfügen.“ Dass der Baum bereits Früchte trage, lasse die große Dichte an herausragenden Veranstaltungen erkennen. Darüber hinaus sei die Vernetzung der Kulturschaffenden im gesamten Kreisgebiet weit vorangeschritten, der eigene Internetauftritt „www.netzschafftkultur.de“ trage erheblich zum Erfolg bei.

Vorreiter bei interkommunaler Kulturplanung
Aufgrund einer überzeugenden Bewerbung war der Kreis Höxter gemeinsam mit den zehn Städten im Herbst 2012 als Kulturpilot für strategische Kulturplanungen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausgewählt worden. Dieser Planungsprozess fand im Rahmen der Kulturagenda Westfalen statt und wurde unter anderem von der LWL-Kulturstiftung finanziert. Der Kreis Höxter hat 2013 diese Chance einer umfassenden Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung der Kulturarbeit gut genutzt. „Kulturentwicklungsplanung erleichtert eine zielgerichtete Förderung der Kultur“, erinnert Landrat Friedhelm Spieker an die vier gut besuchten Workshops. „Mich hat besonders gefreut, dass so viele Menschen die vielfältigen Möglichkeiten der unmittelbaren Mitwirkung und Gestaltung im politischen, sozialen und kulturellen Umfeld genutzt haben.“ Dadurch sei es gelungen, gemeinsam mit Kulturschaffenden, Kulturinstitutionen, Politik und Wirtschaft sowie Kulturinteressierten belastbare Ziele sowie Maßnahmen für die kulturelle Entwicklung im Kulturland Kreis Höxter zu formulieren. „Insbesondere der demografische Wandel, die angespannte Haushaltslage, gemischte Publikumsinteressen und die immer weiter zunehmende Konkurrenz auf dem Freizeitmarkt erfordern solch eine strategische Kulturentwicklung.“

 

Im Kulturbüro laufen alle Fäden des weitgespannten Netzwerkes zusammen (von links): Jennifer Diekmann, Kristin Wiechers und Kulturmanagerin Bernadett Walker kümmern sich nicht nur um die vielgenutzte Kultur-Homepage, sondern stärken vor allem auch das große Engagement der Menschen im Kreis Höxter, die sich ehrenamtlich für die Kultur einbringen.
Quelle: Thomas Fuest / Kulturland Kreis Höxter

Als einer der wichtigsten Schritte dabei gilt die Konsequenz des Kreises Höxter, seine Personalausstattung im Kulturbereich zu erhöhen und ein Kulturbüro einzurichten. Neben Aufgaben wie Projektförderung, Kreisjahrbuch und der Verleihung des Kulturpreises sind thematische Schwerpunkte die Kulturelle Bildung und die Vernetzung von Kulturakteurinnen und Kulturakteuren im Kreis. Um den künstlerischen Nachwuchs zu fördern, vergibt der Kreis Höxter bereits seit 1991 jährlich einen mit 2.000 Euro dotierten Kulturpreis für herausragende Leistungen auf kulturellem Gebiet wie bildender Kunst, Literatur oder Musik. Die Preisträgerin von 2018 ist die 16-jährige Schülerin Franziska Pollmann aus Bad-Driburg-Reelsen, die für ihre musikalisch herausragenden Leistungen an der Posaune ausgezeichnet worden ist.

Beirat zur Unterstützung des Kulturbüros
Das Kulturbüro stellt aber auch die Vertretung des Kreises in kulturellen Gremien regionaler Netzwerkstrukturen sicher, so im Koordinationskreis Kulturelle Bildung des OWL-Kulturbüros sowie im Netzwerk der Pilotkommunen im Rahmen der „Kulturagenda Westfalen“ des LWL. Seit September 2015 wird das Kulturbüro auf Beschluss des Kreistages unterstützt durch einen kulturpolitischen Beirat mit Vertretern der kreisangehörigen Gemeinden, fördernden Banken und Sparkassen, Kulturellen Bildung, Volkshochschulen, Heimatpflege, Literatur, Bildenden Kunst, Musik und von lokalen Kulturinitiativen.
Organisatorisch angesiedelt ist das Kulturbüro in der Abteilung Schule und Kultur des Fachbereichs „Bildung und Kreisentwicklung“. Dessen Leiter, Kreisdirektor Klaus Schumacher, freut sich über die erreichte Verbesserung der Arbeitsbedingungen für lokale Künstlerinnen und Künstler, die unter anderem aktiv in die Programme der Kulturellen Bildung, wie zum Beispiel „Kultur und Schule NRW“ oder „Kulturrucksack NRW“ eingebunden werden. Seit Juli 2016 bietet das Kulturbüro die eigenständige Kultur-Internetseite ‚www.netzschafftkultur.de‘ an, um Anbieter, Akteure und Interessierte der Kulturszene in der Region zu vernetzen. „Damit ist es uns gelungen, eine Attraktivitätssteigerung der kulturellen Angebote und Sichtbarmachung des künstlerischen Potentials im Kreis Höxter zu erreichen“, so Schumacher. Ganzjährig kümmert sich das Kulturbüro um die Pflege der Seite. Es gibt einen kreisweiten Veranstaltungskalender, eine Kulturdatenbank mit Portraits vieler verschiedener Kulturakteure aus dem Kreis und einen ausführlichen Info- und Serviceteil mit Informationen und Unterlagen zu Fördermöglichkeiten, zu Programmen und Projekten der Kulturellen Bildung und Aktuelles aus dem Kulturbüro.

Veranstaltungskalender wird intensiv genutzt
Der Veranstaltungskalender bietet Kulturinteressierten die Möglichkeit, schnell und einfach herauszufinden, was im Kulturland los ist. Das Angebot ist so vielfältig, dass jeder eine kulturelle Veranstaltung nach seinem Geschmack finden kann. Außerdem hat der Kalender den schönen Nebeneffekt, dass sich mögliche Terminüberschneidungen bei Veranstaltungen koordinieren und vermeiden lassen. In der Regel sind um die 1.000 Veranstaltungen im Kalender zu finden.

 

Die besondere Atmosphäre von historischen Stätten, wie hier im Schloss Willebadessen, steigert beim Publikum noch einmal den Genuss von künstlerischen Darbietungen.

Überregionale Strahlkraft hat das Weltkulturerbe Corvey für den Kreis Höxter. Der Johannischor im Westwerk der Corveyer Abteikirche bietet einen einzigartigen Rahmen für kulturelle Veranstaltungen.
Quelle für beide Bilder: Irina Jansen / Kulturland Kreis Höxter

In der Kulturdatenbank haben Künstler, Kultureinrichtungen und -Vereine die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit auf einer eigenen kleinen Seite darzustellen. Besonders Einzelkünstler und kleinere, ehrenamtlich betriebene Kulturinstitutionen schätzen dieses Angebot, da sie sich keine eigene Internetseite zulegen müssen und trotzdem im Internet beim Surfen und Recherchieren auffindbar sind. Aktuell verzeichnet die Kulturdatenbank 275 Einträge.
Monatlich informiert das Kulturbüro per E-Mail-Newsletter über Neuigkeiten aus dem Kulturland, Termine, Ausschreibungen, Förderprogramme und Fortbildungen. Der Newsletter wird an ein 600 Kontakte umfassendes Kulturnetzwerk versendet. Zweimal im Jahr lädt das Kulturbüro alle Kulturakteure aus dem Kreis Höxter zu einem Netzwerktreffen ein. Angefangen als kleines Künstlertreffen haben sich die Netzwerktreffen mittlerweile zu einer konstanten Veranstaltungsreihe im kulturellen Leben des Kreises Höxter etabliert. Die Treffen finden in lockerer Atmosphäre statt und „wandern“ durch das gesamte Kreisgebiet, so dass man immer wieder neue Kulturorte kennenlernen kann.

Reger Austausch bei Netzwerktreffen
„Im Herbst 2018 konnten wir mit dem zehnten Netzwerktreffen bereits ein kleines Jubiläum feiern“, sagt Kreisdirektor Schumacher. Neben einem „harten Kern“ kommen auch immer wieder neue Gesichter hinzu. Mit berechtigtem Stolz weist er darauf hin, dass im Schnitt an die 100 Personen an den Netzwerktreffen teilnehmen. Je nach Anlass und Veranstaltungsort werden aktuelle Themen diskutiert und Neuigkeiten aus dem Kulturbüro präsentiert. Die Treffen ermöglichen auch ein gegenseitiges Kennenlernen und einen regen Austausch der Kulturschaffenden untereinander sowie das Planen von gemeinsamen Projekten. Mittlerweile sind so schon einige erfolgreiche Kooperationen entstanden, auch dank der kurzen Wege, die eine Veranstaltung dieser Art mit sich bringt. Denn regelmäßige Teilnehmer sind nicht nur die Künstler und Kulturakteure aus der Region, sondern auch Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung und Kultursponsoring.

Die Netzwerktreffen der Kulturakteure sind immer gut besucht. Da es um den Zusammenschluss aller Aktiven im ganzen Kreis Höxter geht, werden die Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten ausgerichtet, wie hier das zehnte Treffen im Historischen Rathaus Dringenberg beim Kunstverein ArtD Driburg. Künstlerin Charlotte Heuel (rechts) erläutert den Teilnehmern eines ihrer Kunstwerke. Das Motto der Ausstellung „Was uns verbindet“ war sinnbildlich für die gute Vernetzung der Kulturschaffenden im Kreis Höxter.
Quelle: Burkhard Schwannecke / Kulturland Kreis Höxter

Zurzeit bereitet das Kulturbüro des Kreises Höxter gemeinsam mit der evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter und lokalen Künstlern der bildenden Kunst einen Kunstmarkt vor. Dieser wird vom 4. bis 6. Oktober 2019 in der Marienkirche in Höxter stattfinden. Mit dieser neu konzipierten Veranstaltung möchte der Kreis Höxter die hiesigen Künstler unterstützen und ihnen eine Ausstellungs- und auch Verkaufsmöglichkeit für ihre Werke bieten. Der Kunstmarkt soll eine Galerie auf Zeit sein und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Kunstwerke einer breiten und interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Gleichzeitig soll er das kreative Potential der Region sichtbar machen, Einblicke in die lokale Kunstszene ermöglichen und Kunst im ländlichen Raum erlebbar machen. Der Kunstmarkt ist ein weiterer Baustein, um den ländlichen Raum sowohl für Kulturschaffende als auch für Kulturbesucher noch attraktiver und lebenswerter zu machen.

Ehrenamt wird umfangreich unterstützt
Auf große Zustimmung trifft vor allem auch die umfangreiche Unterstützung des kulturellen Ehrenamtes. Hier hat sich das Team vom Kulturbüro mit Kulturmanagerin Bernadett Walker, Jennifer Diekmann und Kristin Wiechers längst als kompetenter Ansprechpartner für alle Belange und Fragen rund um die Kultur etabliert, wie zum Beispiel durch die individuelle Beratung bei der Fördermittelakquise oder die Informationsvermittlung über Ausschreibungen und Seminarangebote.
„Die Bedeutung der Kultur als wichtiger Standortfaktor ist im Bewusstsein mittlerweile fest verankert“, sagt Landrat Friedhelm Spieker, „die Kultur erreicht und verbindet alle Bevölkerungsgruppen. Auch im Hinblick auf die Integration zeigt sich, dass sie als Chance begriffen wird und Grenzen überwinden kann.“ Mit zahlreichen Angeboten sei eine altersgerechte kulturelle Bildung ein fester Bestandteil des Bildungssystems und öffne allen Menschen Zugang zur Kultur. „Engagierte Menschen jeden Alters sind mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit wichtige Säulen des Kulturlebens. Der Einklang von Natur, Landschaft und Kultur ist prägend für das Kulturland Kreis Höxter.“

Bernadett Walker

Quelle: Kreis Höxter

Burkhard Schannecke