Mobil und digital: Pilotvorhaben der Verbraucherzentrale im Kreis Höxter

14. Dezember 2021: Von Silja Polzin, Pressereferentin, Kreis Höxter

Mit einem neuen Ansatz ist die Verbraucherzentrale NRW im Kreis Höxter präsent. In dem ländlichen Flächenkreis mit zehn Städten und 124 Dörfern sind die Serviceleistungen für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht an einem zentralen Standort verankert. Hier bringt ein mobiles Team die Informationsangebote, Aktionen und Erstberatungen direkt zu den Menschen in den Ortschaften. „Unser Pilotprojekt hat bundesweit Modellcharakter und kann als Blaupause für den ländlichen Raum dienen“, freut sich Landrat Michael Stickeln. Ergänzt werde das mobile Angebot durch telefonische und digitale Beratungsangebote aus dem landesweiten Service der Verbraucherzentrale.


Stellten das Pilotvorhaben gemeinsam vor (von links): Steinheims Bürgermeister Carsten Torke (Sprecher der Bürgermeister der zehn Städte im Kreis Höxter), Kreisdirektor Klaus Schumacher, Dr. Iris van Eik (Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW), Ute Delimat (Leiterin der Verbraucherberatung im Kreis Höxter), Dorina Bernsmann (Verbraucherberatung im Kreis Höxter), Dr. Marle Kopf (Regionalleiterin Bereich Beratung und Bildung der Verbraucherzentrale NRW) und Landrat Michael Stickeln.
Quelle: Kreis Höxter

„Wir möchten Verbraucherinnen und Verbrauchern immer dort ein niederschwelliges Angebot machen, wo sie nach unabhängiger Information und Beratung suchen - sei es digital, persönlich oder telefonisch”, erläutert Iris van Eik, Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW. Auch Veranstaltungen und Aktionen in Städten und Ortschaften zu weiteren Themen des Verbraucheralltags gehören zum kreisweiten Angebot. Umgesetzt wird dieser innovative Ansatz von einem engagierten Team der mobilen Verbraucherberatung vor Ort mit eineinhalb Stellen und einer weiteren halben Stelle im landesweiten Servicecenter der Verbraucherzentrale NRW. „Die im Kreis Höxter vorhandenen guten Voraussetzungen digitaler Arbeit waren auch ausschlaggebend für uns bei der Standortwahl“, so van Eik.

Unterstützt und finanziert wird das Pilotprojekt der mobilen ortsunabhängigen Verbraucherarbeit vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Kreis Höxter. „Entscheidend für die Realisierung des Vorhabens waren neben dem positiven Votum aus Düsseldorf und dem Engagement der Verbraucherzentrale NRW vor allem der interkommunale Schulterschluss bei uns im Kreis Höxter“, dankt Landrat Michael Stickeln allen beteiligten Akteuren für das hervorragende Zusammenwirken. Einhellig hatten sich die Bürgermeister der zehn Städte für das Pilotprojekt ausgesprochen. Und auch der Beschluss der Kreistagsmitglieder wurde einstimmig gefasst.


Landrat Michael Stickeln beim Auftakt des Pilotprojekts der mobilen und digitalen Verbraucherberatung in der Aula Kreishaus.
Quelle: Kreis Höxter

Mehrwert für die Bevölkerung
Ob kostenträchtige Vertragsfallen auf Internet-Seiten, kryptische Klauseln in Mobilfunkverträgen, undurchsichtige Preisgestaltungen von Stromtarifen oder Ärger mit teuren Notdiensten - auf den kompetenten Rat der Verbraucherzentrale können nun auch die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Höxter zählen, seit das Modellvorhaben im September 2021 im Kreis Höxter an den Start gegangen ist. „Wir möchten den Menschen weite Wege ersparen, indem wir auf einen guten Mix aus Präsenz- und Online-Angeboten setzen“, sagt die Leiterin der Verbraucherberatung im Kreis Höxter, Ute Delimat. Gemeinsam mit Dorina Bernsmann, die im Kreis Höxter beheimatet ist, koordiniert die Expertin für Kommunikation und Verbandsarbeit das breit gefächerte Angebot, das die Menschen bei Alltagsfragen abholt - vor Ort, am Telefon und digital.
Nach der Hochwasserkatastrophe im Rheinland fragten sich viele Menschen, ob sie ausreichend versichert sind und wie sie Vorsorge treffen können. Deshalb lud die mobile Verbraucherberatung zum Thema Starkregenschutz und Grundstücksentwässerung zur ersten Präsenzveranstaltung in Marienmünster ein. Besonders dankbar zeigten sich die Ratsuchenden, weil das Team der Verbraucherzentrale die komplexen Problemstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln erläuterte. Es ging nicht nur um technische Fragen wie den Rückstauschutz, sondern auch um bauliche Maßnahmen zur Überflutungsvorsorge und zur Entsiegelung sowie um versicherungsrechtliche Fragen. „Ergänzend planen wir hierzu digitale Formate, um Interessierte auch zu Hause zu erreichen“, schaut Dorina Bernsmann nach vorn.
„Wir laden die Menschen nicht nur ein, wir gehen auch zu den Menschen hin“, ergänzt Ute Delimat. So hat die Verbraucherberatung des Kreises Höxter ihren Service bereits auf heimischen Märkten und Treffen von Selbsthilfegruppen angeboten und auch bei gemeinsam mit Kooperationspartnern durchgeführten Veranstaltungsformaten. Auch mit Informationsständen ist das zweiköpfige Team in Städten und Ortschaften unterwegs. „Wir freuen uns, dass die Verbraucherberatung bei den Menschen so gut ankommt“, sagen beide. Vor allem wenn die Beratung hilft, konkrete Probleme zu lösen. Immer wieder hören sie vor Ort Sätze wie: „Super, dass Sie da sind!“

Vernetzung mit Akteuren vor Ort
Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Vernetzung mit Akteuren vor Ort. Dazu gehören neben anderen die Gesellschaft für Wirtschaftsförderungen im Kreis Höxter, das Klimamanagement des Kreises Höxter und das bundesweite Modellprojekt „Dorf.Zukunft.Digital“, das an das Leuchtturmprojekt „Smart Country Side“ anknüpft und sich das Ziel gesteckt hat, in 30 Ortschaften im Kreis Höxter zu erproben, wie Dorfgemeinschaften von digitalen Lösungen profitieren können. Daneben wird zukünftig auch das ehrenamtliche Engagement noch verstärkt eingebunden.
Vier kostenlose Online-Vorträge zu den Themen Photovoltaik, Heizung, Wärmepumpe und Dämmung hat das Team der Verbraucherberatung in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW und dem Klimaschutzmanagement des Kreises Höxter bereits angeboten. Ebenso gut angelaufen ist auch die ortsunabhängige Beratung zu unterschiedlichen Verbraucherthemen, sowohl digital als auch telefonisch. „Die meisten Anliegen können schon bei der ersten Lösungswegberatung direkt über unser landesweites Servicetelefon geklärt werden“, sagt Iris van Eik von der Geschäftsstelle der Verbraucherzentrale NRW. Da gehe es zum Beispiel um Abmahnungen, Kaufverträge, Reklamationen und weitere verbraucherrelevante Rechtsthemen. „Derzeit haben die meisten Ratsuchenden auch bei uns im Kreis Höxter Fragen zu Telekommunikationsanbietern“, resümiert Ute Delimat. „Wir setzen aber auch selbst Themen, die gerade aktuell sind, zum Beispiel Abzocke per SMS oder rechtliche Tipps zum Weihnachtseinkauf.“
Das Pilotprojekt der mobilen und digitalen Verbraucherberatung im Kreis Höxter wird durch eine unabhängige wissenschaftliche Beratung begleitet und evaluiert.


Silja Polzin
Quelle: Kreis Höxter