Wertschöpfung der Energiewende vor Ort sichern: Kreis Olpe gründet Gesellschaft zur Entwicklung und Beteiligung

14. Juli 2023: Von Holger Böhler, Pressesprecher, Kreis Olpe

Der Kreis Olpe will unabhängig werden von fossilen Energieträgern. Daher soll der Anteil erneuerbarer Energien im Kreisgebiet ausgebaut werden – und zwar so, dass sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können und die Wertschöpfung neuer Projekte vor Ort verbleibt, statt an auswärtige Investoren zu fließen. Um das Erreichen dieser Ziele zu ermöglichen und zu forcieren, hat der Olper Kreistag im September 2022 mit großer Mehrheit die Gründung der „Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe mbH“ (EEBE) beschlossen.

Städte und Gemeinden traten Gesellschaft bei
Die Idee zur Gründung der EEBE stammt von Landrat Theo Melcher, dessen Initiative über Partei- und Gemeindegrenzen hinweg auf große Zustimmung traf. Als Beleg dafür dient, dass im Januar 2023 die kreisangehörigen Kommunen Drolshagen, Finnentrop, Kirchhundem, Lennestadt, Olpe und Wenden - nach entsprechenden Beschlüssen der Stadt- und Gemeinderäte - der Gesellschaft beitraten.

 


Im Januar 2023 traten sechs kreisangehörige Städte und Gemeinden der vom Kreis Olpe gegründeten EEBE bei. Landrat Theo Melcher (vorn) setzte unter den Augen von Notarin Petra Frey (vorne links) die erste Unterschrift unter das Vertragswerk, ehe die Bürgermeister Ulrich Berghof (Stadt Drolshagen), Bernd Clemens (Gemeinde Wenden), Björn Jarosz (Gemeinde Kirchhundem), Achim Henkel (Gemeinde Finnentrop), Tobias Puspas (Stadt Lennestadt) und Peter Weber (Kreisstadt Olpe) den Beitritt ihrer Städte und Gemeinden besiegelten (stehend von links).
Quelle: Holger Böhler/Kreis Olpe 

Die Kernaufgaben
Kernaufgaben der neuen Gesellschaft sind Beratung, Koordinierung, Unterstützung sowie Planung und Errichtung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in den Städten und Gemeinden des Kreises Olpe. Hierbei agiert die EEBE „technikoffen“, denn der Fokus gilt nicht etwa allein der Windenergie, die auf den Bergen im Südsauerland gut „eingefangen“ werden kann. Auch die Kraft des Wassers und der Sonne soll genutzt werden. Der Blick richtet sich ferner auf zukunftsweisende Energie-Speichertechniken. 

Dr.-Ing. Matthias Mann zum Geschäftsführer bestellt
Die Gesellschafter haben inzwischen Dr.-Ing. Matthias Mann zum Geschäftsführer bestellt, der seinen Dienst am 1. Juli 2023 antrat. Der 44-Jährige studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Siegen und promovierte im Anschluss daran mit Unterstützung eines Stipendiums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in der Energie- und Umweltverfahrenstechnik. Mehr als zwölf Jahre arbeitete Dr. Mann in verschiedenen Bereichen des Energie-Anlagenbaus in Essen sowie in München.

Hierbei betreute der Olper in verantwortlicher Position die Kunden von der Idee eines Projekts bis zu dessen Realisierung und Inbetriebnahme. Das Finden geeigneter Flächen für Bauvorhaben gehört ebenso zu den Aufgaben von Dr. Mann wie die Unterstützung in den umfangreichen Genehmigungsverfahren und die Kommunikation mit Anwohnern. Ideale Voraussetzungen also für die Aufgaben in der EEBE. Klaus Müller, der Kämmerer des Kreises Olpe, ist seit der Gründung der EEBE ebenfalls in der Geschäftsführung der Gesellschaft aktiv.

Wertschöpfung soll vor Ort verbleiben
Bedeutsam wird sein, Flächen zu finden, auf denen in Abstimmung mit den jeweiligen Besitzern Anlagen zur Erzeugung respektive Speicherung regenerativer Energien betrieben werden können. In den weiteren Schritten steht mit der Gründung von Bürgergesellschaften die „größtmögliche Beteiligung“ der Grundbesitzerinnen und -besitzer, der Bürgerinnen und Bürger vor Ort sowie hiesiger gewerblicher Investoren und Kreditgeber ganz oben auf der Agenda. Die Berücksichtigung und die Förderung regionaler Strukturen stehen jedenfalls im Fokus der neuen Gesellschaft – die Wertschöpfung soll vor Ort verbleiben.

Beteiligung erhöht die Akzeptanz
Dies wiederum wird die Akzeptanz derjenigen erhöhen, in deren Nähe Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien errichtet werden. Die Besitzerinnen und Besitzer der Grundflächen beziehen nicht allein die Pacht, sondern können auch von den Gewinnen profitieren. Die Städte und Gemeinden partizipieren entsprechend ihrer Beteiligung ebenfalls an den Erträgen. Das Gleiche gilt für die Menschen aus dem Umfeld, die sich als Gesellschafterinnen und Gesellschafter beteiligen.

Bis zur Inbetriebnahme ein weiter Weg
Bis zur Inbetriebnahme von Windenergie- oder anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen ist es bekanntlich ein weiter Weg. Es sind Verträge zu schließen, Pläne zu schmieden, Gutachten zu bezahlen - das kostet Geld. Am Ende der einzelnen Prüfungen und Verfahrensschritte kann sich herausstellen, dass die Fläche grundsätzlich nicht für Erneuerbare-Energien-Anlagen geeignet ist oder ein wirtschaftlicher Betrieb nicht sichergestellt werden kann, das Projekt also scheitert.

EEBE übernimmt Risiko für gescheiterte Entwicklung
Dieses Investitionsrisiko nimmt die EEBE den Grundeigentümern ebenso ab wie – falls gewünscht - Teile der Geschäftsführung im Rahmen der Standortentwicklung. Dies ist ein wesentlicher Zweck der Gesellschaft: Die EEBE begleitet die Grundeigentümer auf dem Weg zu ihrem Ziel, nimmt dafür das erforderliche Geld in die Hand und stellt sie frei, was den Verlust dieser Aufwendungen für eine eventuell gescheiterte Standortentwicklung anbelangt.

Rechnung kommt erst später
Erst wenn der Weg zur Realisierung geebnet ist und die Betreibergesellschaft für die errichteten Anlagen gegründet ist, zieht sich die EEBE zurück. Die jeweilige Betreibergesellschaft erhält im Nachgang eine Rechnung für die erbrachten Leistungen. Das deckt den Aufwand der EEBE.

Der EEBE liegen bereits mehrere Interessensbekundungen von Menschen und Organisationen vor, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Weitere Flächeneigentümer sind herzlich eingeladen, sich zu melden.


Aufsichtsratsvorsitzender Theo Melcher (Mitte) sowie die beiden Geschäftsführer, Dr. Matthias Mann (rechts) und Klaus Müller (links), freuen sich über den energiegeladenen Start der EEBE - hier in der neuen Geschäftsstelle an der Seminarstraße in Olpe.
Quelle: Holger Böhler/Kreis Olpe

Mit dem Dienstantritt des neuen Geschäftsführers einher ging am 1. Juli 2023 der Bezug der neuen Geschäftsstelle. Sie liegt im Souterrain des Hauses der Kreiswerke Olpe an der Seminarstraße 36 in Olpe.
Die energiegeladene Weiterentwicklung zeigt sich ferner in der Freischaltung der neuen Homepage: www.eebe-olpe.de 

„Wir sind auf dem richtigen Weg“
Der EEBE-Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Theo Melcher, freut sich über die Weiterentwicklung innerhalb der Gesellschaft, die zahlreichen Interessensbekundungen sowie die bereits geführten konstruktiven Projektgespräche: „Die noch junge EEBE hat richtig Fahrt aufgenommen. Wir sind auf dem richtigen Weg.“


Holger Böhler
Quelle: Kreis Olpe