Runder Tisch gegen die Seuche - Informationsveranstaltung im Kreis Gütersloh

07. Februar 2018: Von Jan Focken, Pressesprecher, Kreis Gütersloh

Auf frühzeitige Abstimmung und gemeinsames Handeln setzt der Kreis Gütersloh bei der Tierseuchenbekämpfung. Ein Runder Tisch mit Akteuren aus Landwirtschaft, Industrie, Verwaltung und Politik stimmt Präventionsmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest ab und bereitet sich auf einen möglichen Ernstfall vor. Eine groß angelegte Informationsveranstaltung mit rund 450 Gästen bot den Auftakt. ASP breitet sich in Osteuropa weiter aus. Und die Gefahr, dass sie auch in Deutschland ausbricht, wird immer größer.

Wie kann man sich gegen die Afrikanische Schweinepest wappnen? Was kann man tun, um den Ausbruch zu verhindern? Und wie kann man sich vorbereiten, um auf einen Ausbruch richtig zu reagieren? Mit diesen und weiteren Fragen befasste sich eine groß angelegte Informationsveranstaltung, zu der der Kreis Gütersloh gemeinsam mit der Kreisjägerschaft, dem Landwirtschaftlichen Kreisverband und der Landwirtschaftskammer in Gütersloh Landwirte und Jäger aus dem Kreis eingeladen hatte.

Landrat Sven-Georg Adenauer und Kreislandwirt Heiner Kollmeyer begrüßten rund 450 Gäste. Der Kreis Gütersloh hatte die Veranstaltung in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Deutschen Jagdverband vorbereitet. Dr. Arno Piontkowski als Vertreter des NRW-Landwirtschaftsministeriums stellte gleich zu Beginn in seinem Auftaktvortrag klar: Es gehe um nicht weniger als „eine bisher nicht gekannte Herausforderung.“.


Bis auf den letzten Platz besetzt war der große Sitzungssaal in der Rotunde, viele standen hinter der letzten Sitzreihe und einige wenige verfolgten den Infoabend im Foyer des Kreishauses Gütersloh. Dort standen Monitore, auf denen die Veranstaltung übertragen wurde.
Quelle: Kreis Gütersloh

Denn die für den Menschen nicht gefährliche Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich nach wie vor in Wild- und Hausschweinebeständen in Russland, in der Ukraine, in den baltischen Staaten und in Polen aus. Sie erreichte Mitte des vergangenen Jahres Tschechien und verbreitet sich in Polen bis in die Nähe Warschaus aus. In Polen wurden zudem allein zwischen dem 20. und 24. Dezember 45 neue Ausbrüche bestätigt.

Auf die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Tschechien ging Dr. Piontkowski lobend ein: Sie setze derzeit den „Goldstandard“, so der Experte aus dem Ministerium. Der Staat gehe dort massiv gegen die Ausbreitung vor und habe die Krisenlage ausgerufen. Unter anderem wurde ein Zaun um das Ausbruchsgebiet errichtet, der verhindern soll, dass an der Afrikanischen Schweinepest erkrankte Wildschweine wandern und die Seuche in weitere Landesteile einschleppen. Doch trotz der rigorosen Vorgehensweise habe es weitere ASP-Fälle bei Wildschweinen südlich des ersten Ausbruchs gegeben.

Aus Sicht der Jäger referierte Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbandes. Er unterschied Maßnahmen vor und nach dem Seuchenfall: Für den Fall des Ausbruchs zeigte er mögliche Szenarien und forderte klare Absprachen für ein schnelles Handeln. Aber auch für das Hier und Heute, also für die Zeit vor dem Seuchenfall, hatte er klare Forderungen mit nach Gütersloh gebracht: Unter anderem Hilfe bei Straßensperrungen oder Straßenbeschilderung bei Maisjagden sowie die flächendeckende Bejagung insbesondere auch in Schutzgebieten und solchen, die befriedet sind. Ohne eine Zusammenarbeit mit den Landwirten sei vieles unmöglich, betonte Leppmann und forderte eine jagdliche Infrastruktur in intensiven Ackergebieten. Dort brauche man Schneisen in den Flächen und Hochsitze.

Auch das Risiko einer Einschleppung, , war Thema bei der Informationsveranstaltung in Gütersloh. Die Seuche ist auf Menschen nicht übertragbar, führt aber bei erkrankten Schweinen in der Regel zum Tod. Die wirtschaftlichen Folgen für die Schweine haltenden Landwirte und die nachgelagerte Fleischwirtschaft wären erheblich. Als eine vorbeugende Maßnahme wird die Aufklärung der Lkw-Fahrer aus Osteuropa angesehen: Über infizierte Essensreste, die diese auf Raststätten zurücklassen und die von Wildschweingen gefressen werden, könnte die Afrikanische Schweinepest schnell nach Deutschland gelangen, vor allem deutlich schneller als durch eine Verbreitung der Seuche in der Natur von Wildschwein zu Wildschein.

Auf die Vorträge folgte eine Podiumsdiskussion, an der neben den beiden Referenten, der Präsident des Landesjagdverbandes NRW, Ralph Müller-Schallenberg, und der Vorsitzende des Veredlungsausschusses des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier, teilnahmen.


Sie informierten und diskutierten mit 450 Jägern und Landwirten (v.l.): Thomas Kuhlbusch, Heiner Kollmeyer, Andreas Leppmann, Andreas Westermeyer, Hubertus Beringmeier, Ralph Müller-Schallenberg, Dr. Arno Piontkowski, Landrat Sven-Georg Adenauer und Ralf Reckmeyer
Quelle: Kreis Gütersloh

In der von Thomas Kuhlbusch, Dezernent Gesundheit, Ordnung und Recht Kreis Gütersloh, moderierten Podiumsdiskussion standen viele Themen im Fokus.  Was am Ende der Veranstaltung hängen blieb: Landwirte und Jäger wollen ihre Zusammenarbeit verbessern. So unterstützte Beringmeier die Forderung der Jäger, dass die Abstimmung der Erntetermine verbessert werden müsse. Hintergrund: Wenn Wildschweine sich in Maisfeldern festsetzen, dann haben Jäger bei der Ernte eine Chance – sie müssten nur rechtzeitig wissen, wann der Maishäcksler anrückt. Ob die Jäger künftig auch Nachtzielgeräte einsetzen dürfen, hängt von der Bundesgesetzgebung ab. Leppmann kündigte an, dies auf einer Sondersitzung Ende Januar zur Sprache zu bringen.

Dr. Bernhard Beneke, Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh, ging schließlich nochmal eindringlich auf die Biosicherheit ein, also darauf, wie Schweinehalter die Einschleppung von Krankheiten wie ASP verhindern können. Personal- und Betriebshygiene und die Betriebsstruktur seien entscheidend, so der Tierarzt. Nicht zuletzt, weil auch viele Landwirte selbst Jäger seien.

Deutlich wurde am Abend, dass man stets trennen muss zwischen Maßnahmen vor dem Ausbruch von ASP und Maßnahmen nach dem Ausbruch: So kündigte Dr. Piontkowski an, dass es für den Ausbruchsfall Überlegungen gebe, den Jägern die Kadaver-Entsorgung abzunehmen, indem ein spezielles Unternehmen engagiert werde. Sein Ministerium, so die klare Aussage, konzentriere sich derzeit allerdings auf die Ausbruchs-Szenarien.

Aktuelles Thema derzeit: Der Preisverfall für Wildschwein. Verschiedene Ansätze – wurden diskutiert - vor allem eine bessere Vermarktung bis hin zu einer zentralen Schlachtung und Verarbeitung –, damit Jäger das Wild überhaupt verwerten können.

Ralf Reckmeyer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Gütersloh stellte in seinem Schlusswort fest, dass sich alle Beteiligten darin einig seien, dass man nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung eine Chance habe, einem Eintrag und Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vorzubeugen.

Runder Tisch soll mögliche Auswirkungen besprechen
Bereits im Vorfeld zur Informationsveranstaltung, bei der alle wesentlichen Akteure zusammenkamen, hatte der Kreisausschuss die Einrichtung eines Runden Tisches zur ASP-Bekämpfung beschlossen. Der Antrag der CDU-Fraktion hat das Ziel, Akteure aus Landwirtschaft, Industrie, Verwaltung und Politik an einen Tisch zu bringen und dann über die Gefahrenlage und mögliche Auswirkungen zu informieren.

Dezernent Thomas Kuhlbusch sprach sich in der Sitzung des Kreisausschusses dafür aus, einen entsprechenden Austausch vorzubereiten und diesen möglichst zeitnah durchzuführen.

So bildete die Informationsveranstaltung im Januar, in der alle wesentlichen Akteure zusammengekommen waren, den Auftakt für den kontinuierlichen Austausch zur Vorbeugung und Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest.

Daran anschließend den Runden Tisch einzuberufen, sei überaus sinnvoll, erklärte Kuhlbusch. Damit bestehe die Möglichkeit, sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Präventivmaßnahmen auszutauschen, aber auch weitere gemeinsame Schritte festzulegen.Der Afrikanischen Schweinepest, soweit wie möglich, vorzubeugen und im Fall der Fälle erfolgreich zu bekämpfen und deren wirtschaftlichen Schäden möglichst gering zu halten, setze voraus, sich frühzeitig abzustimmen und gemeinsam zu handeln, betonte Kuhlbusch .

 
Jan Focken
Quelle: Kreis Gütersloh